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Mind The Gap Award 2023 – Auszeichnung für gelebte Diversität

12.03.2024 | TU Graz news | Universität

Von Birgit Baustädter

Fünf plus ein Projekt wurden mit dem Mind The Gap Award 2023 ausgezeichnet, der Arbeiten kürt, die sich um Diversity und Chancengleichheit bemühen. Am 8. März startete die neue Bewerbungsfrist.

Die Preisträger*innen der Mind the Gap-Awards 2023. Bildquelle: Lunghammer – TU Graz

Die TU Graz zeichnet jedes Jahr universitäre Arbeiten aus, die sich besonders um Diversität und Chancengleichheit bemühen. Dotiert sind die Preise mit 750 Euro für Einzelpersonen und maximal 1.500 Euro für Teameinreichungen. Die Ausschreibung 2024 ist gerade gestartet – alle Informationen finden Sie auf der Webseite des Mind the Gap-Awards.

Die Preisträger*innen 2023

Die Architekturfakultät wurde 2023 erstmals für drei Projekte ausgezeichnet. Die beiden Masterarbeiten zeigen, dass es – unabhängig von regionalen und kulturellen Besonderheiten – Schutzräume für Frauen vor Gewalt braucht. Das dritte Projekt, eine Lehrveranstaltung aus der Architektur, würdigt die Leistungen einer Architektin, die bisher im Schatten ihres berühmten Ehemanns nicht wahrgenommen wurde. Der Sonderpreis für ein Forschungsprojekt aus der Chemie zeigt, dass Diversität im Forschungsteam einen elementaren Unterschied machen kann. Die beiden Forschungsprojekte aus dem Maschinenbau und der Informatik zeigen auf, dass der Fokus auf Diversität neue Forschungsfragen aufwirft.

„Ein Raum. Für Frauen. In Karatschi.“ von Azra Alibabic, Institut für Wohnbau

Azra Alibabic untersucht in ihrer Masterarbeit das Bilquis-Edhi-Frauenhaus in Karatschi (PAK). Es ist mit 1.750 Bewohnerinnen oder besser gesagt Insassinnen die größte Frauenpsychiatrie Asiens und nicht nur Anlaufstelle für psychisch kranke Frauen, sondern auch für solche, die aufgrund von Gewalt und Misshandlung ihr Zuhause verlassen mussten oder verstoßen wurden. Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Sichtbarmachung dieser unsichtbar gemachten und der gesellschaftspolitischen Position stigmatisierter Gruppen. Mit architektonischen Interventionen und Impulsen wird ein Zeichen gesetzt, um die Situation der Bewohnerinnen in solchen Unterkünften zu verbessern.

„Ein Umbau. Adaption eines Bestandgebäudes – feministische Kritik an bestehenden baulichen und gesellschaftlichen Strukturen“ von Theresa Schleinitz, Institut für Gebäudelehre

Die Masterarbeit von Theresa Schleinitz bedient sich des Begriffs Umbau – als Metapher für den aus feministischer Sicht notwendigen gesellschaftlichen Systemumbau und als Tool für einen architektonischen Bestandsumbau. Architektur schafft physische Grundbedingungen, in denen sich konservative, misogyne Normen manifestieren. Sie muss künftig die baulich und sozial nachhaltige, ressourcenschonende Erzeugung inklusiver Gesellschaftsräume forcieren, um zur Gender- Gerechtigkeit beizutragen. Die Arbeit mündet in einen Entwurf, der den Umbau eines Bestandsgebäudes zu einem Frauen*haus untersucht.

„Die Vermessung des Raums – Anne Griswold Tyng“ von Franziska Hederer und Carlotta Bonura, Institut für Raumgestaltung

In der Lehrveranstaltung und Ausstellung von Franziska Hederer und Carlotta Bonura geht es um Menschen, oft Frauen, die übersehen werden. Und dennoch leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Kultur, zur Gesellschaft wie auch zur Architektur und zur Raumdebatte. Anne Griswold Tyng (1920–2011), zweite Frau von Louis Kahn, ist eine von ihnen. Im Wahlfach Raum, das im Sommersemester 2022 stattgefunden hat, beschäftigten sich Franziska Hederer und Carlotta Bonura mit ihrem Werk und nahmen dieses als Grundlage für Entwürfe, die in einer Ausstellung in der Akademie Graz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und von einem Symposium umrahmt wurden.

Perspectives on Gender Mainstreaming in International Cooperation in STI: A Comparative Study” von Sarina Gursch, Stefan Kutschera und Wolfgang Slany, Institut für Softwaretechnologie

Die Publikation von Sarina Gursch, Stefan Kutschera und Wolfgang Slany untersucht das Gender Mainstreaming in der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft, Technologie und Innovation (STI). Trotz der Bedeutung von Geschlechtergleichheit als fünftes Ziel der Sustainable Development Goals (SDGs) gibt es weltweite Umsetzungsherausforderungen. Unterschiedliche Kulturen und Regionen, sogar innerhalb Europas, haben verschiedene Auffassungen von Geschlechterfragen. Es fehlt eine klare Richtung für Institutionen, Geschlechtergleichheit in internationale Dialoge einzubringen. Die Studie nutzt qualitative und quantitative Daten aus über 60 Ländern, um dieses Thema zu beleuchten, und betont die Bedeutung von institutionellen und kulturellen Unterschieden bei der Geschlechtergleichstellung.

EqualityAmPlan“ von Maria Hulla, Philipp Rouschal, Philipp Schwarzl und Christian Ramsauer

Im Projekt von Maria Hulla und ihrem Team wurde ein Lernfabriks-basiertes Training zur Vermittlung von Kompetenzen zur agilen Montage(-planung) unter Unterstützung digitaler Technologien zur Steigerung der Chancengleichheit und beruflichen Integration entwickelt. Volatilität und Fachkräftemangel treibt KMUs mit manueller Montage zu mehr Agilität und Digitalisierung. Ziel des Projektes ist es, Arbeitszeitmodelle, flexibilisierende Personalplanungsinstrumente und digitale Assistenzsysteme zu identifizieren und in lernfabriksbasierten Trainings aufzubereiten und diese anzubieten. Damit sollen KMUs und Arbeitnehmer*innen gestärkt und gleichzeitig die Integration von Teilzeitarbeitskräften und somit Müttern, Vätern und Älteren gefördert werden.

Anerkennungspreis für Team Diversität für Expedito Olimi, Samuel Bickel, Robert Mather, Prisca Mmadu und Gabriele Berg

Im Forschungsprojekt „Bio-Diversity at all levels“ von Expedito Olimi und dem Forschungsteam wird Boden- und Pflanzengesundheit untersucht. Das Projekt zeichnete sich vor allem durch die im Projektteam gelebte Diversität aus. Nicht nur kommen die einzelnen Teammitglieder aus unterschiedlichen Kulturkreisen bzw. Ethnien, sondern auch aus unterschiedlichen Fachgebieten – der Insekten- und Wurmkunde, Bioinformatik und Umweltphysik – und stehen auf unterschiedlichen Karrierestufen – von der Masterstudentin bis zur Professorin. Zusätzlich gefordert war die Forschungsgruppe durch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen – von steirischen Apfelbauern bis zu Unternehmen, die Bioprodukte herstellen. Trotzdem haben sie es geschafft, eine gemeinsame Sprache zu finden und partizipativ zu arbeiten.

Information

Die TU Graz fördert mit zahlreichen Angeboten eine Kultur der Vielfalt und Wertschätzung. Auf der TU Graz-Webseite finden Sie weitere Informationen zur Diversität an der TU Graz.