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TU Graz-Studie: Vorderes Bremslicht könnte die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich reduzieren

05.06.2025 | TU Graz news | Forschung

Von Philipp Jarke

Die Rekonstruktion von Unfällen an Straßenkreuzungen ergab im Rahmen einer Studie, dass eine zusätzliche Bremsleute an der Fahrzeugfront bis zu 17 Prozent der Kollisionen verhindert hätte.

Vordere Bremsleuchten leuchten grün statt rot und ließen sich recht unkompliziert in das Design von Fahrzeugen integrieren. Illustration: TU Graz/Adobe Stock, bearbeitet

Die Idee der vorderen Bremsleuchte gibt es schon länger, umgesetzt hat sie bislang noch kein Fahrzeughersteller. Ein Forschungsteam um Ernst Tomasch vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz hat in Zusammenarbeit mit dem Bonner Institut für Rechts- und Verkehrspsychologie (BIRVp) nun in einer Unfallrekonstruktionsstudie deren Verkehrssicherheitseffekt genau untersucht: Die Analyse von 200 realen Unfällen an Straßenkreuzungen ergab, dass – abhängig von der Reaktionszeit der Verkehrsteilnehmer*innen – 7,5 bis 17 Prozent der Kollisionen durch eine zusätzliche Bremsleuchte an der Fahrzeugfront verhindert worden wäre. In bis zu einem Viertel der Fälle hätten die Leuchten zusätzlich für eine reduzierte Aufprallgeschwindigkeit gesorgt und damit Verletzungen abgemildert. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im Fachmagazin Vehicles erschienen.

Verkürzte Reaktionszeit

Vordere Bremsleuchten signalisieren entgegenkommenden und bis zu einem gewissen Grad auch sich seitlich nähernden Verkehrsteilnehmer*innen, ob ein Fahrzeug abbremst (bzw. ob ein stehendes Fahrzeug anfahren könnte, wenn dessen Bremslicht erlischt). „Dieses visuelle Signal kann die Reaktionszeit der anderen Verkehrsteilnehmer*innen deutlich reduzieren“, sagt Ernst Tomasch. „Dadurch verringert sich der Anhalteweg und letztlich die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls.“

Da bislang Fahrzeuge mit vorderen Bremsleuchten nur im Rahmen eines Feldversuches in der Slowakei im realen Straßenverkehr unterwegs sind, mussten die Forschenden auf eine Kombination aus Unfallrekonstruktion und -simulation zurückgreifen. Dazu haben sie 200 Pkw-Unfälle an österreichischen Straßenkreuzungen herangezogen, die in der Central Database for In-Depth Accident Study (CEDATU) erfasst sind. Zunächst wurden die Abläufe aller Unfälle im Detail rekonstruiert. Anschließend simulierten die Forschenden das Geschehen erneut und unterstellten dabei, dass die von nachrangigen Straßen kommenden Fahrzeuge mit einer vorderen Bremsleuchte ausgestattet waren. Wenn die vordere Bremsleuchte für die Verkehrsteilnehmer*innen auf der Vorrangstraße sichtbar war, wurde in der Simulation eine schnellere Reaktion angenommen, infolge dessen sich der Anhalteweg reduzierte. Aus den Unterschieden zwischen realen Unfällen und Simulationen schlossen die Forschenden auf den unfallpräventiven Effekt.

Bremsleuchten auch an den Seiten

Vordere Bremsleuchten leuchten grün statt rot und ließen sich recht unkompliziert in das Design von Fahrzeugen integrieren. Auch Bestandsfahrzeuge könnten relativ günstig nachgerüstet werden. „Vordere Bremsleuchten haben aber nur dann einen positiven Effekt, wenn andere Verkehrsteilnehmer*innen sie tatsächlich sehen können. Das war in rund einem Drittel der rekonstruierten Unfälle durch den ungünstigen Winkel zwischen den beteiligten Fahrzeugen nicht der Fall“, sagt Ernst Tomasch. „Daher empfehlen wir die Bremsleuchten auch an den Seiten der Fahrzeuge anzubringen und den potenziellen zusätzlichen Effekt zu untersuchen.“

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Information

Publikation:
Assessment of the Potential of a Front Brake Light to Prevent Crashes and Mitigate the Consequences of Crashes at Junctions
Autoren: Ernst Tomasch, Bernhard Kirschbaum, Wolfgang Schubert
In: Vehicles 2025, 7, 40
DOI: 10.3390/vehicles7020040

Kontakt

Ernst TOMASCH
Dipl.-Ing. Dr.techn
TU Graz | Institut für Fahrzeugsicherheit
Tel.: +43 316 873 30313
ernst.tomaschnoSpam@tugraz.at

Wolfgang SCHUBERT
Prof. Dr. rer. nat.
Bonner Institut für Rechts- und Verkehrspsychologie
schubertnoSpam@birvp.de

Vordere Bremsleuchten leuchten grün statt rot und ließen sich recht unkompliziert in das Design von Fahrzeugen integrieren. Illustration: TU Graz/Adobe Stock, bearbeitet