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Unterschiede zwischen studieren in Österreich und Kroatien

Bei allen Ähnlichkeiten gibt es doch einige Unterschiede zwischen Universitäten in Österreich und in Kroatien, beginnend bei der Aufnahme über die Organisation des Studiums bis hin zum Studierendenleben. (Bildquelle: Lunghammer – TU Graz)

Als ich nach Österreich kam, um an der TU Graz zu studieren, stellte ich fest, dass es im Vergleich zum Studium in Kroatien viele Unterschiede gibt. In diesem Beitrag teile ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen.

Jedes Land hat seine eigene Kultur und Tradition, und das spiegelt sich auch in jeder Form der Bildung wider. Durch die Bologna-Reform wurde die Hochschulbildung zwar stärker vereinheitlicht, aber dennoch bleiben einige Unterschiede bestehen. In diesem Artikel werde ich versuchen, sowohl die großen als auch die kleinen Unterschiede zu berücksichtigen, die mir aufgefallen sind – und Studierenden damit hoffentlich den Übergang von einem Bildungssystem zum anderen zu erleichtern.

Aufnahmeverfahren

Aufnahme an kroatische Universitäten als kroatische*r/EU Bürger*in

Angehende kroatische Studierende müssen während der vierjährigen Schulzeit genügend Punkte sammeln (durch ihren Notendurchschnitt), und nach Abschluss der Schule müssen sie die Matur bzw. das Abitur ablegen. Die Matura besteht aus drei Hauptfächern, und zwar in kroatischer Sprache, Mathematik und englischer oder deutscher Sprache, je nach Präferenz. Die drei Hauptfächer können auf A-Niveau (anspruchsvoller) oder B-Niveau (weniger anspruchsvoll) geschrieben werden. Ob man eine Prüfung auf A- oder B-Niveau schreibt, hängt von den Anforderungen der Hochschuleinrichtung ab, die man besuchen möchte. Die Universität entscheidet auf der Grundlage der Noten und der Gesamtpunktezahl, die die oder der Studierende gesammelt hat, ob sie oder er einen Studienplatz erhält oder nicht. Für internationale Studierende aus der EU besteht der einzige Unterschied darin, dass sie bei der Bewerbung für ein Studienprogramm einen Sprachnachweis in englischer oder kroatischer Sprache vorlegen müssen, je nachdem, für welches Studium sie sich bewerben.

Aufnahme an österreichische Universitäten als kroatische*r/EU Bürger*in

Die Zulassung an einer öffentlichen österreichischen Universität für ein internationales Studium ist ziemlich ähnlich wie in meinem Heimatland. Wer eine kroatische Matura hat (jedes Matura-Äquivalent zur österreichischen Matura reicht aus), kann sich um einen Studienplatz an einer österreichischen Universität bewerben. Allerdings spielen die Noten der Matura für die Zulassung an österreichischen Universitäten eine viel geringere Rolle als in Kroatien. Außerdem müssen Ausländer und Ausländerinnen, die an einer österreichischen staatlichen Universität studieren, den von der Bildungseinrichtung geforderten Nachweis über die Beherrschung der deutschen oder englischen Sprache erbringen.

Alle Informationen zu den Zulassungsbedingungen findest du auf der Webseite www.studyinaustria.at, die von der Österreichischen Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) betrieben wird und Fragen zum Studium in Österreich beantwortet.

Was die TU Graz betrifft, kannst du alle nötigen Informationen über die Zulassung auf der Webseite für internationale Studienwerberinnen und -werber finden.
 

A young woman stands in front of a decorated wall with the inscription "Wanderlust" and gives both thumbs up.

Wenn du an der TU Graz studieren willst und – auch schon vor deiner Ankunft – Hilfe bei der Organisation deines Aufenthalts brauchst, wende dich an das Welcome Center der TU Graz. (Lunghammer – TU Graz)

Vergleich der Studiengebühren und ECTS-Anrechnungspunkte

Die Studiengebühren in Kroatien sind zu Beginn eines jeden Studienjahres zu entrichten und betragen ab 2023 rund 40 Euro. Die Pflichtfächer für jedes Semester sind durch das Studienprogramm vorgegeben und belaufen sich insgesamt auf 60 ECTS pro Jahr. Wenn eine Studentin oder ein Student weniger als 55 ECTS-Anrechnungspunkte erreicht, muss sie oder er am Ende des Jahres für jeden fehlenden Punkt etwa 20 Euro zahlen, das heißt wenn ein Student beispielsweise nur 50 ECTS-Punkte erreicht, beträgt seine ECTS-Gebühr 200 Euro.
In Österreich ist die Studiengebühr zu Beginn jedes Semesters zu entrichten, für EU-Studierende beträgt sie 20 Euro pro Semester. Die Studierenden können so viele oder so wenige ECTS-Anrechnungspunkte erwerben, wie sie wollen, ohne sich Gedanken über die Bezahlung der fehlenden ECTS-Punkte machen zu müssen. Allerdings müssen Studierende ihr Bachelorstudium innerhalb von acht Semestern – sechs regulären und zwei zusätzlichen Toleranzsemestern – und ihr Masterstudium innerhalb von sechs Semestern – vier regulären und wiederum zwei zusätzlichen Toleranzsemestern – abschließen. Schafft man diese Frist nicht, muss man bis zum Ende des Studiums rund 363 Euro pro Semester bezahlen.

Wenn du an der TU Graz studieren willst, findest du weitere Informationen auf der Webseite Finanzielles

Organisation des Studiums – Persönliche Erfahrung

Da dieses Thema für viele Menschen unterschiedlich sein kann, beschränke ich mich darauf, nur von meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Bachelorstudium Maschinenbau an der Technischen Universität Rijeka im Vergleich zu meinem Masterstudium an der TU Graz zu schreiben.  
In Kroatien bestand jedes meiner Fächer sowohl aus Vorlesungen als auch aus dem praktischen Teil, und während des Semesters war ich verpflichtet, beides zu besuchen, sonst würde ich das Fach automatisch nicht bestehen. Während des Semesters mussten in jedem einzelnen Fach Kolloquien und Hausarbeiten geschrieben werden. Wenn Studierende in einem Fach genügend Punkte gesammelt haben, können sie sich zur Prüfung anmelden, die insgesamt dreimal pro Jahr wiederholt werden kann. Wenn eine Studentin oder ein Student die Prüfung beim dritten Mal nicht besteht, muss sie oder er das Fach noch einmal wiederholen.
An der TU Graz ist die Organisation ein wenig anders. Vorlesungen (im Studienplan VO) müssen nicht besucht werden, aber andererseits ist die Teilnahme am praktischen Teil (UE für „Übung“) verpflichtend. Es gibt auch viele andere Arten von Fächern wie Seminare, Laborpraktika, Exkursionen usw. mit Anwesenheitspflicht. Vorlesungen sind fast immer mit Prüfungen verbunden, und alle anderen Arten von Fächern werden in der Regel mit einer positiven Note für ein Projekt abgeschlossen. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass die TU Graz ihren Studierenden insgesamt fünf Prüfungsversuche erlaubt – drei reguläre und zwei mit einer mündlichen Prüfung vor einer Kommission. Wenn jemand alle fünf Versuche nicht besteht, kann sie oder er den gewählten Studiengang nicht mehr studieren.

Unterkünfte für Studierende

Studierendenwohnheime sind in Österreich normalerweise in Privatbesitz und daher viel attraktiver als die Wohnheime in meinem Heimatland. Sie sind eine tolle Option für jemanden, der gerade erst nach Graz gezogen ist und neue Leute kennenlernen möchte.
Um ein Zimmer in einem kroatischen Studierendenwohnheim zu bekommen, müssen Studierende dem Wohnheimbüro ihre Studiennoten, die Gehaltsangaben der Eltern und viele andere Dokumente schicken. Die Unterbringung von Studierenden wird in Kroatien stark subventioniert. Das Bildungsministerium stellt Studierenden, die wirklich bedürftig sind und nicht die finanziellen Mittel haben, um ein Zimmer in einer Wohnung zu mieten, ein Zimmer in einem Wohnheim zur Verfügung. Es gibt keine privaten Studierendenwohnheime, so dass Studierende, die keinen Platz in einem staatlichen Wohnheim bekommen, normalerweise ein Zimmer in einer Wohnung mieten.
Die meisten Studierenden, die in Österreich studieren, wohnen in einem Studierendenwohnheim, aber diese sind in der Regel in Privatbesitz und ein Zimmer in einem Studierendenwohnheim kostet normalerweise genauso viel wie ein Zimmer in einer Wohnung. Auch das Wohnen in einer Wohnung ist eine Option, alles hängt von den eigenen Vorlieben ab.

Meine Kollegin Veronika Novak hat einen interessanten Blogpost über Wohnen für Studierende in Graz geschrieben, in dem sie die ersten Schritte bei der Wohnungssuche erklärt und gute persönliche Tipps gibt.

Studierendenleben: Kroatien versus Österreich

Finanzen

Was das Finanzielle betrifft, so ist Österreich zwar definitiv das teurere Land, aber es ist auch besser organisiert und bietet tendenziell bessere Erfahrungen für Studierende als Kroatien.

In den österreichischen Hochschülerschaften beraten Studierende zu Studienfinanzierung, Wohnen, Arbeiten neben dem Studium und anderen Themen. (Bildquelle: Lunghammer – TU Graz)

Menschen

Die Menschen sind in Kroatien etwas herzlicher und gastfreundlicher, während Österreicherinnen und Österreicher etwas reserviert sein können, bis man sie besser kennen lernt. In Rijeka, wo ich studiert habe, gibt es außerdem nicht viel Vielfalt, aber in Graz habe ich Menschen aus der ganzen Welt getroffen und auf diese Weise einige tolle Kontakte geknüpft.

Freizeit

Das Studium an der kroatischen Küste war zwar eine tolle Erfahrung, weil ich jederzeit schwimmen gehen konnte, aber ich muss sagen, dass ich lieber hier in Österreich von Bergen umgeben bin. Vielleicht bin ich voreingenommen, da ich ein leidenschaftlicher Mountainbiker bin, aber die Naturlandschaft rund um Graz ist atemberaubend und ich verbringe einen großen Teil meiner Freizeit damit, sie zu genießen.

Wenn du mehr über das Studierendenleben in Graz, Österreich, und insbesondere an der TU Graz erfahren möchtest, durchsuche den Blog der TU Graz nach Themen, wie zum Beispiel Studienort, Campusleben oder Finanzen.

Matko Mitrović studiert Maschinenbau im Masterstudium an der TU Graz. Seinen Bachelor-Abschluss hat er an der Universität von Rijeka, Kroatien, erworben. Er ist Teil des TU Graz International Student Ambassador Teams und beantwortet gerne alle Fragen, die internationale Studieninteressierte zum und rund um das Studium an der TU Graz haben.
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