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Von Christopher Huber | 31.07.2025
Bildquelle: Christopher Huber

Lappland – Schneelandschaften, Polarlichter und mehr: Im diesem Blog erzähle ich von meinen Erlebnissen im hohen Norden Schwedens, und warum ich unbedingt noch einmal zurückkehren muss.

Lappland – das klingt nach endlosen Schneelandschaften, eisiger Kälte und vor allem: nach der Jagd auf das magische Himmelsphänomen der Polarlichter. Im Zuge meines Auslandsaufenthalts an der Chalmers University of Technology in Schweden berichte ich von meinen Erlebnissen im Lappland und was der Norden noch alles zu bieten hat. Ist es den Hype wert, und warum ich außerdem zu einem zweiten Besuch GEZWUNGEN bin, erfährst du hier.

Was ist das Lappland?

Lappland ist keine Nation, sondern eine kulturell und geografisch einzigartige Region, die oft mit Finnland in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich erstreckt sich das Lappland über die nördlichsten Teile von Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Der größte Teil von Lappland befindet sich nördlich des Polarkreises.

Was ist der Polarkreis eigentlich? Nun, das ist jener Breitengrad, ab dem die Sonne an den beiden Tagen der Sonnenwende gerade nicht mehr auf- beziehungsweise untergeht (66°33‘55‘‘). Hier spricht man dann auch von der sogenannten Polarnacht, beziehungsweise dem Polartag.

Kiruna

Ich verbrachte mein Auslandssemester in Göteborg. Doch da ich schon einmal die Gelegenheit hatte, in Skandinavien zu sein, war für mich ein Ausflug ins Lappland fast ein Muss. Gemeinsam mit Studienkolleg*innen nutzten wir das Angebot einer organisierten Reise von „90degreesnorth“ nach Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens. Kiruna liegt rund hundertfünfundvierzig Kilometer nördlich des Polarkreises und ist bekannt für ihre langen, dunklen Winter und ihre spektakulären Nordlichter. Mit dem Bus von Göteborg nach Stockholm, danach mit dem Flieger nach Kiruna, und los ging das viertägige Abenteuer.

Doch Kiruna hat noch eine ganz andere Geschichte zu erzählen: Unter der Stadt liegt eine der größten Eisenerzminen der Welt (sie decken achtzig Prozent des Eisenerzbedarfs aus Europa ab!). Doch der Erzabbau fordert auch seinen Tribut. Wie ein Ameisenbau destabilisiert der Bergbau den Untergrund von Kiruna. 

Die Lösung? Kiruna zieht um. Ja, du hast richtig gelesen, seit einigen Jahren wird die Innenstadt rund drei Kilometer weiter östlich neu aufgebaut – samt Kirche, Rathaus und Wohnungen. Neue Häuser werden skrupellos abgerissen und eine unter Denkmalschutz stehende Holzkirche wird sogar einfach komplett als Ganzes versetzt. Ja, du hast richtig gelesen: ALS GANZES. Die Fundamente wurden bereits entfernt, und über eine extra gebaute neue Straße soll die gesamte Kirche von A nach B versetzt werden. Ein Spannendes und zugleich schauerliches Spektakel, das sich in Kiruna abspielt.

Kiruna-MEME. (Bildquelle: Christopher Huber - Imgflip).
 

Alltag im Camp

Camp Alta war der Name unserer Unterkunft, ein kleines Hüttendorf direkt am See, ein bisschen außerhalb von Kiruna. Eine normalerweise „schwimmende“ Sauna am See war nun fest im Eis verankert und war definitiv ein Highlight des Camps. Sauna darf einfach nicht fehlen: über achtzig Grad einheizen und dann durch eine Luke inmitten der Sauna direkt ins vier Grad kalte Seewasser – nichts für schwache Nerven, aber damit perfekt für unsere Truppe.

Unsere Unterkunft, Camp Alta - Drohnenaufnahme. (Bildquelle: Christopher Huber)
 

Wir versuchten auch unser Glück mit dem Eisfischen. Hier war jedoch das eigentlich Spannende das Bohren des Eislochs durch das vierzig Zentimeter dicke Eis, da es uns für das Fischen selbst an Geduld fehlte.

Auch eine Schneemobil-Tour über den zugefrorenen See ließ die Herzen der Adrenalin-Junkies unter uns höherschlagen. Vor allem bei jenen, die den Sport-Modus Schalter auf dem Schneemobil fanden, der dieses von fünfzig auf hundertzehn Kilometer pro Stunde entdrosselte. Vielleicht keine Überraschung, aber auch ich gehörte zu denen, die mit Vollgas über den See bretterten. Aber Achtung: Hundeschlitten haben immer Vorrang – kein Scherz!

Für die ruhigeren Momente konnte man sich Schneewander- oder Langlaufequipment ausleihen, oder auch einfach nur ein gemütliches Feuer im Gemeinschafts-Tipi anzünden und entspannen.

Gemeinschafts-Tipi mit Feuerstelle im Camp. (Bildquelle: Christopher Huber)
 

Von Huskies bis Rentier

Für einen Nachmittag ging es für uns auch in ein naheliegendes Dorf. Hier hatten wir die Gelegenheit, mehr über das indigene Volk der „Sami“ zu lernen, welches traditionell im Lappland lebt. Auch Rudolph und seine Kolleg*innen waren vertreten, und wir durften sogar zu Rudi ins Gehege, um ihn zu füttern.

Rudolph höchstpersönlich zeigt mir die Zunge. (Bildquelle: Christopher Huber)
 

Auch das weltberühmte Eishotel befand sich in diesem unscheinbaren Dorf. Wer etwas Kleingeld locker hat, kann für sechshundert bis tausendvierhundert Euro pro Nacht in dem Hotel gänzlich aus Eis mit unglaublichen Statuen und Kunstwerken übernachten. Für uns blieb es aber nur bei einem Besuch und dem Bestaunen der einzelnen Räume.

Wie bereits oben kurz erwähnt, zählt der Hundeschlitten im Lappland tatsächlich immer noch zu den alltäglichen Fortbewegungsmitteln. In einer naheliegenden Schlittenhunde-Trainingsstation durften wir das hautnah ausprobieren. Mit über zweihundert Schlittenhunden zählt diese zu den größten der Region.

Ich muss ehrlich sagen: Der erste Eindruck war für Hundefreunde eher gewöhnungsbedürftig. Die Hunde in ihren engen Zwingern, das laute Jaulen und die Haltung wirkten auf mich zunächst abschreckend. Doch sobald es an die „Arbeit“ (also dem Schlittenziehen) ging, änderte sich das Bild: Die Hunde schienen kaum zu bändigen vor Freude und Energie – sie konnten es kaum erwarten, endlich loszulaufen. Ob diese Begeisterung wirklich dem Laufen gilt oder vielleicht eher der Fütterung im Anschluss, sei dahingestellt. Ich habe mir für mein Gewissen jedenfalls Ersteres eingeredet.

Auf einem Zweimann-Schlitten ging es mit fünf motivierten Hunden nach ein paar Streicheleinheiten los, quer durch den Wald und über den See. Das wichtigste hier: BREMSEN! Man musste die Hunde wirklich so gut es ging zurückhalten, da diese ansonsten vor lauter Energie einfach im Vollkaracho losgeprescht wären. Ich würde sagen, trotz des ethischen Aspekts, der doch irgendwie mit dabei ist, eine tolle Erfahrung und definitiv eines meiner Highlights vom Lappland.

Noch mehr kulturelle Inputs von Schweden gefällig? Dann wirf einen Blick auf Christophers anderen Blogbeitrag "Skandinavien hautnah: Was wir von den Schweden lernen können".

Icehotel - das Hotel zur Gänze aus Eis gebaut. (Bildquelle: Christopher Huber)
 

Den Polarlichtern auf der Spur

Lappland – das Mekka für Polarlichter, Aurora, Nordlichter, Himmelsfeuer, oder wie auch immer man das unglaubliche Spektakel am Himmel nennen mag. Wie auf fast jeder persönlichen „Bucket-List“ zu finden, zählte das auch für mich zu meinen großen Zielen, die Lichter mit eigenen Augen zu sehen. Doch mit dem Blick auf den Wetterbericht ahnten wir bereits vor der Anreise Böses: WOLKEN, der absolute Endgegner der Polarlichter.

Da es von unserem Camp aus sowieso aufgrund der Licht-Emissionen vom naheliegenden Kiruna und der Eisenmine unwahrscheinlich war, die Lichter zu sehen, mussten wir etwas weiter raus. Am letzten Abend ging es gemeinsam mit dem Bus los auf Polarlichter-Jagd. Warm eingepackt, die Kameras aufgeladen, die perfekte Aurora-Fotoeinstellungen laut Chat-GPT, und natürlich den Wetterbericht und Polarlichter-Forecast immer im Blick.

Unser Tourguide klärte uns während der Fahrt über den physikalischen Hintergrund und ein paar Randinformationen auf. Wir hielten an mehreren Aussichtpunkten, wärmten uns mit Suppe auf und hatten den Blick immer zum Himmel gerichtet. Oftmals hilft das bloße Auge auch nicht aus, aber auch mit den Kameras war es vergebens. Am letzten Stopp in Abisko erklommen wir noch mit letzter Kraft einen Hügel, um unsere Chancen zu erhöhen. Aber unsere Bemühungen waren zwecklos, unsere Gebete wurden nicht erhört.

Natürlich waren wir enttäuscht, aber ich denke, das eigentliche Problem war einfach die zu große Erwartungshaltung, mit der wir bereits gestartet sind. Es ist und bleibt nun mal der Natur überlassen, und diese ist nicht berechenbar. Bis fünf Uhr morgens saßen wir noch im Tipi um ein Feuer, und die Polarlichter waren auf einmal gar nicht mehr so wichtig.

Erfolglose Polarlichter-Jagd in Abisko – ich hasse Wolken. (Bildquelle: Christopher Huber)
 

Fazit meiner Lappland-Erkundungstour

Trotz der Enttäuschung über die ausgebliebenen Polarlichter war der Ausflug mit Abenteuern und unvergesslichen Erinnerungen gefüllt. Im Nachhinein, beziehungsweisen beim Verfassen dieses Beitrags, wundere ich mich sogar, wie wir das ganze Programm in diese drei Tage verpackt haben. Vor allem im Rahmen des Auslandssemesters mit einer großen und diversen Gruppe aus Studierenden ist es eine einmalige Erfahrung.

Sollte man Lappland besuchen? Für mich ein klares JA. Der Norden hat auf jeden Fall mehr zu bieten, als man denkt. Außerdem ist für mich ein zweiter Besuch ein MUSS, schließlich konnte ich die Lichter noch nicht von meiner „Bucket-List“ abhaken. Aber das ist vielleicht auch gar nicht schlecht und noch ein Grund mehr, sich wieder auf neue Reisen zu begeben.

Also Lappland, wir zwei sind noch nicht fertig miteinander!

Neugierig auf Schweden geworden? Im TU4U-Intranet findest du auf der Seite „Erasmus+ Partneruniversitäten“ eine Übersicht aller schwedischen Hochschulen, mit denen TU Graz im Rahmen von Erasmus+ zusammenarbeitet. Im TU4U erhältst du auch alle wichtigen Infos rund um Erasmus+ Studienaufenthalte in Europa. Starte jetzt mit der Planung deines Auslandssemesters!
 

Christopher Huber studiert Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau an der TU Graz und verbrachte bereits zwei Semester im Ausland -  das Sommersemester 2023 an der Montana State University in Bozeman, USA, und das Wintersemester 2024/25 an der Chalmers University of Technology in Göteborg, Schweden. Als Study Abroad Peer berichtete er auf den Social Media Kanälen des International Office - Welcome Center auf Facebook und Instagram über seine Erfahrungen im Ausland.
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