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TU Graz/

… Flucht, Architektur und Comics


von Johanna Regger veröffentlicht am 25.07.2016,
aktualisiert am 27.09.2018

… Flucht, Architektur und Comics

Architektur-Studentin Johanna Regger beschäftigte sich in Ihrer Masterarbeit mit den Fluchtrouten junger Syrer. Aus ihren offenen Erzählungen gestaltete Regger eine berührende Arbeit in Comicform.
Der Comic "In Mind" liegt geöffnet auf einer weißen Oberfläche. Die Zeichnungen sind mit schwarzem Stift auf weißem Hintergrund gezeichnet und zeigen Menschen mit Kapuzen, die durch einen Wald gehen. Neben dem Comic liegt ein geöffneter schwarzer Sti
Johanna Regger beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit mit den Räumen, denen Flüchtlingen auf ihrem Weg begegnet sind.
Das Interessante an der Graphic NovelIn Mind“ ist der Kontext, welcher sich aus zwei Ebenen bildet – der Architektur und dem Thema Flucht - und durch die Ausdrucksform eines Comics Sinn ergibt. Es geht um unsere Umwelt und aus welchem Blickwinkel wir sie wahrnehmen. Doch so einfach sich das anhören mag, so schwer war es, sich am Anfang eine Aufgabenstellung zurecht zu legen. 
Der Ausgangspunkt des gesamten Projektes war für mich eine erzählenswerte Geschichte zu finden, die ich in Comicform darstellen kann. Die Handlung sollte etwas länger sein, als bloß ein paar Seiten, der Inhalt tiefgründig und logisch. Schnell entschied ich mich dafür, mich mit gesellschaftlichen „Außenseitern“ zu beschäftigen, geprägt wurde diese Idee von den Heterotopien, welche ich für sehr spannend hielt. Die Entscheidung zum Flüchtlingsthema fiel mir trotzdem nicht leicht, da ich mich nur bedingt bis gar nicht politisch in meinem letzten Projekt auseinandersetzen wollte. Wichtiger erschienen mir die Wahrnehmung und die soziale Komponente.
Die Zeichnungen entstanden in Handarbeit: Johanna Regger bei der Arbeit.

Experimente mit Luftschiffen

Die ersten „Drehbuch-Konzepte“ behandelten Lösungen, wie man den Fluchtweg vermeiden könnte. Ich begann mit Luftschiffen zu experimentieren, diese von A nach B fliegen zu lassen und Menschen am Land zu verteilen. Doch durch solche utopischen Ideen verwickelte ich mich sehr in politische Entscheidungen, da das Schiff diverse Lufträume verletzte. Umso mehr ich mich mit dieser Art von Lösung beschäftigte, desto wichtiger wurde die eigentliche Fluchtroute, die ich zu ignorieren schien.
Durch Zufall bekam ich Kontakte zur Caritas und bat eine Mitarbeiterin, mir ihre Welt zu zeigen und Interviews mit Flüchtlingen zu führen.
110 Seiten füllt die berührende Geschichte rund um das Thema Flucht. 
Während ich in den Heimen war und einige Gespräche führte, merkte ich erst, wie unlogisch es erschien eine Utopie zu erschaffen, die den eigentlichen Fluchtweg und dessen Probleme völlig ignoriert. Das Interesse an der Organisation und den Strategien einer Flucht sind schnell zum Hauptthema meiner Recherchen geworden und ich habe beschlossen nichts zu erfinden, sondern über den tatsächlichen Fluchtweg zu berichten.
Überraschend offen erzählten mir einige Syrer von ihrer Reise, deren Beschwerden, tragischen Vorfällen und eingeprägten Situationen.
Überraschend offen erzählten mir einige Syrer von ihrer Reise, deren Beschwerden, tragischen Vorfällen und eingeprägten Situationen. Durch diese persönlichen und emotionalen Gespräche konnte ich mir ein relativ klares Bild dieser Wanderung machen und begann eine Route mit den verschiedensten Räumen und Orten aus diesen Erzählungen zu kreieren.
Mir kam es immer falsch vor, aus der Perspektive der Fliehenden zu schreiben, da ich selbst nie in dieser Situation war.
Mir kam es immer falsch vor, aus der Perspektive der Fliehenden zu schreiben, da ich selbst nie in dieser Situation war. Es ergab sich fast schon von allein, die Architektur erzählen zu lassen. Die Abstraktion der Bilder und des Textes (durch Reime) hat sich aus demselben Grund ergeben. Durch die erzählerische Darstellung meiner Gesprächspartner, musste ich mir also vorstellen wie diese Räume ausgesehen haben könnten, um ihnen so eine einfache Form im Comic geben zu können. 
Fächerübergreifendes Arbeiten und Zusammenhänge zu anderen Disziplinen (ob künstlerisch, technisch, etc.) sind in der Architektur glaube ich wichtig. Wir entwerfen für Menschen, dementsprechend sollten wir auch lernen sie zu verstehen und uns auszudrücken.
Die Masterarbeit "In Mind, Räume der Erinnerung" ist in Buchform erschienen und kann über den Verlag der Technischen Universität Graz erstanden werden. 

Kontakt

Johanna REGGER
MSc
Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften
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