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Wenn es blitzt und kracht, ist an der TU Graz Advent

14.12.2018 | TU Graz news | Universität

Von Birgit Baustädter

Leise ist der Advent an der TU Graz nicht: Traditionell lädt Gernot Pottlacher im Dezember zur Experimentiervorlesung – in diesem Jahr reiste er blitzend, krachend und brodelnd durchs Phasendiagramm.

Jedes Jahr im Dezember lädt Experimentalphysiker Gernot Pottlacher zur Weihnachtsvorlesung.

„Kann ich da mal bitte durch!“ – eine Frage, die so sinnlos ist wie „Ist Schnee kalt?“ Denn schon weit vor Beginn der diesjährigen Weihnachtsvorlesung ist der Hörsaal P1 am Campus Neue Technik rappelvoll – sogar die Stufen sind lückenlos besetzt. Ganz vorne im Hörsaal beginnt ein stattlicher Mann mit rundem Käppi auf dem Kopf langsam und mit ernster Miene an einem Metallstab zu reiben. „PFIIIIIIIIIIP“ summt der Stab in ansteigender Lautstärke. Das Geräusch lässt das laute Gemurmel im Hörsaal – der größte an der TU Graz – verstummen. Willkommen zu Pottlachers Experimentiervorlesung!

Don´t try this at home

„Wir gehen heute gemeinsam auf eine Reise durchs Phasendiagramm“, erklärt Gernot Pottlacher, stellvertretender Leiter des Instituts für Experimentalphysik an der TU Graz und Mann mit rundem Käppi. In den kommenden zwei Stunden zeigt er 40 Experimente rund um die Aggregatzustände flüssig, fest, gasförmig und Plasma.

Die Show startet mit „Popcorn für Physiker“ und dem durchaus notwendigen Hinweis „Nicht zu Hause nachmachen!“. Denn was macht der Professor? Er steckt kurzerhand fünf Glühlampen in eine alte Mikrowelle und schaltet ein. Das Ergebnis: Die ersten Funken, das erste Krachen und das erste Lachen aus dem Publikum.

Eine weiße Mikrowolle in der sich mehrere Glühlampen befinden

Popcorn für Physiker: Nicht zu Hause nachmachen!

Der Sauerstoff muss einiges mitmachen

„Unterhaltung ist für mich ein wichtiges Element in der Weihnachtsvorlesung“, erklärt Gernot Pottlacher bei den Proben für den spannenden Abend. Vor allem möchte er aber, "dass alle Besucherinnen und Besucher in den zwei Stunden etwas lernen können.“

Das erreicht Pottlacher zum Beispiel mit Experimenten rund um den Sauerstoff. Zuerst saugt er ihn aus der Atemluft im Hörsaal. Anschließend kühlt er ihn mit flüssigem Stickstoff so weit, bis er aus einem kleinen Metallröhrchen tropfenweise auf den Hörsaal-Tisch platscht. Noch extremer ist der nächste Versuch –  und so aufwendig, dass die Forschenden ihn vorab machen und per Video in den Hörsaal übertragen mussten: Aus flüssigem Sauerstoff wird fester Sauerstoff. Und das geschieht unter sehr großer Kälte – in diesem Fall mit Hilfe von Helium, das mit einem Siedepunkt von minus 269 Grad Celsius der kälteste Stoff auf Erden ist, und so den Sauerstoff einfriert. „Haben Sie so etwas Extremes schon einmal gesehen?“, fragt Pottlacher. „Diese kleinen blauen Blöcke sind Sauerstoff in fester Form.“

Ein gläsernes Röhrchen mit blauem Eis

Fester Sauerstoff ist blau. Und paramagnetisch.

Wer dank dieser spektakulären Experimente das Interesse für die Experimentalphysik entdeckt hat, kann auch gleich im Hörsaal sitzen bleiben: Die TU Graz bietet mit dem Bachelor-Studium Physik ein umfassendes Grundlagenstudium und mit mehreren darauf aufbauenden Master-Studien in Deutsch und Englisch Vertiefungsmöglichkeiten an. Wer sich speziell für die Lehrveranstaltungen von Gernot Pottlacher interessiert, wird im Lehrveranstaltungskatalog der TU Graz fündig, wo man sich zum Beispiel für das Pflichtseminar „Demonstrationsexperimente im Physikunterricht“ anmelden und den Professor in seinem natürlichen Lehrumfeld erleben kann.

Eine Vorlesung, die Tradition hat

Für die gelungene Umsetzung der Experimente sorgt Gernot Pottlacher mit seinem Team : Senior Scientist Roland Lammegger experimentiert selbst und positioniert die die Live-Kamera perfekt, die Universitätsassistenten Matthias Leitner, Thomas Leitner, Peter Pichler und Anna Werkovits assistieren bei Versuchen. Gemeinsam verbringen sie die Wochen vor der Vorlesung mit Tests und Übungen, damit bei der Veranstaltung selbst alles glatt läuft. Zumindest fast alles – denn wie Gernot Pottlacher mit einem Schmunzeln sagt: „Das ist das Schöne an der Experimentalphysik – es geht immer irgendetwas schief.“

Das ist das Schöne an der Experimentalphysik – es geht immer irgendetwas schief.

Zum Schluss muss es noch einmal krachen

Gegen 18 Uhr ist Experiment 40 an der Reihe – der letzte Versuch für die diesjährige Vorlesung. Wer Gernot Pottlacher und sein Team kennt, weiß, dass nur mit einer denkwürdigen Explosion der Spannungsbogen perfekt ist. Was passiert also, wenn die Forscher warmes Wasser schwungvoll in einen Eimer mit flüssigem Stickstoff gießen? Richtig: eine Wasser-Stickstoff-Dampfwolke, die den Hörsaal in einen weißen, winterlichen Schleier kleidet. Bis zum nächsten Jahr bei Pottlachers Experimentiervorlesung!

Eine weiße Wolke breitet sich aus

Ohne eine finale Explosion geht Professor Pottlacher nicht nach Hause.

Information

Das Team der TU Graz hat die Experimentiervorlesung gefilmt und auf der TU Graz-Videoplattform TuBe veröffentlicht. Hier geht es zum Video.

Kontakt

Gernot POTTLACHER
Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.
Institut für Experimentalphysik
Petersgasse 16
8010 Graz
Tel.: +43 316 873 8149
pottlachernoSpam@tugraz.at