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Horst Bischof: „Künstliche Intelligenz als Chance nutzen!“

25.10.2023 |

Von Ines Hopfer-Pfister

Seit 1. Oktober steht Horst Bischof als neuer Rektor an der Spitze der TU Graz. Im Interview spricht er über seine Ziele, seinen Hang zu Zahlen und wie wichtig Experimente für den Unialltag sind.

Im Gespräch mit Horst Bischof, Rektor der TU Graz.

TU Graz people: Herr Bischof, Sie waren zwölf Jahre lang Vizerektor für Forschung an der TU Graz. Warum haben Sie sich für die Funktion des Rektors beworben?

Horst Bischof: Das war keine einfache Entscheidung. Ich habe lange überlegt, und schlussendlich hat das gestalterische Element den Ausschlag gegeben. Als Rektor kann man gestalten und die Universität weiterentwickeln. Das ist eine spannende Aufgabe, die mich sehr reizt. An dieser Stelle möchte ich meinem Vorgänger Harald Kainz danken, denn wegen seiner Arbeit darf ich ein wohlbestelltes Haus übernehmen: Unsere Universität steht hervorragend da und hat eine unheimlich gute Reputation.

Welche Ziele setzen Sie sich für Ihre Amtszeit?

Horst Bischof: Die Studierendenzahlen sind elementar für unser Budget, doch die Zahl der Studierenden ist rückläufig, das Interesse an Technik schwindet. Ich sehe hier aber ein großes Potenzial bei unseren Erstsemestrigen. Es ist wichtig, dass wir diese an der TU Graz halten, dass sie prüfungsaktiv studieren und ihr Studium abschließen. Gerade die modernen Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung sehe ich als große Chancen, die wir nutzen sollten. Die künstliche Intelligenz wird uns in nicht zu ferner Zukunft z. B. erlauben, dass wir allen Studierenden einen persönlichen Chatbot zur Seite stellen können, der sie durchs Studium begleitet.

Ist das die Universität der Zukunft?

Horst Bischof: Ich bin davon überzeugt, dass die Universität der Zukunft neben der Nutzung von digitalen Inhalten viel mehr auf Interaktion und persönlichen Austausch wird setzen müssen. Das wird nicht in den nächsten vier Jahren passieren, aber wir müssen jetzt die ersten Schritte in diese Richtung setzen. Laborübungen, Gruppentreffen oder individuelle Betreuung werden wichtiger, denn persönliche Interaktion ist das Einzige, was uns von den Online-Universitäten und anderen digitalen Formaten, die qualitativ auch sehr gut sind, abhebt.

Gibt es noch weitere Ziele für Ihre Amtszeit?

Horst Bischof: Ein ganz wichtiges Thema betrifft die Komplexität unserer täglichen Arbeit. Stichwort: Richtlinien, Vorschriften und dergleichen. Wir müssen versuchen, diese zu verschlanken. Ich würde sehr gern das Schlagwort des „TU Graz GPTs“ prägen, der uns immer die richtigen Richtlinien und Antworten auf unsere komplexen Strukturen gibt. So kann uns künstliche Intelligenz im Arbeitsalltag unterstützen. Genau in diese Richtung sollte es gehen. Darüber hinaus möchten wir die Internationalisierung mit Unite! und die Klimaneutrale TU Graz weiter vorantreiben, und wir möchten unsere Kooperationen mit anderen Wissenschaftseinrichtungen und der Wirtschaft am Standort weiterführen. Wir wollen weiterhin verlässliche Partnerin bleiben! Weiters dürfen wir unsere Grundlagenforschung nicht vernachlässigen, ERC-Grants beispielweise stärken unsere Reputation, spiegeln aber auch unsere Stärke in der grundlagenorientierten Forschung wider.

Wo sehen Sie den größten Optimierungsbedarf? Was möchten Sie gleich zu Beginn unbedingt umsetzen?

Horst Bischof: Man kann und soll stets Dinge hinterfragen, die sich über die Jahre eingeschlichen haben. Das ist die Chance, die ein neues Rektorat bietet. Ich habe bereits angesprochen, dass die Verschlankung unserer Richtlinien ein ganz großes Thema ist, das wir sukzessive und bald ausrollen möchten. Aber parallel dazu ist die digitale Unterstützung in diesem Bereich ganz wesentlich.

Was macht die TU Graz aus Ihrer Sicht aus?

Horst Bischof: Wir sind eine sehr leistungsfähige Universität, die sich ihren familiären Charakter bewahrt hat. Ich schätze das ungemein. Wenn man durchs Haus geht und Gespräche führt, hat man das Gefühl, die Leute arbeiten gern her, auch nach über 30 Jahren. Ich finde, dass an der TU Graz alle an einem Strang ziehen und gemeinsam etwas weiterbringen wollen. Und das ist eine Qualität, die ich nicht missen möchte. Das war sicher auch ein Grund, warum ich mich für die Stelle des Rektors beworben habe. 

Worauf freuen Sie sich?

Horst Bischof: Ich freue mich auf die gute Zusammenarbeit mit meinem Vizerektorat. Ich bin davon überzeugt, dass wir gut harmonieren und als Team agieren werden. Hier geht ein extrem gutes Team an den Start, das frischen Wind und interne Erfahrung mitbringt.

Was dürfen wir von Ihnen als neuem Rektor erwarten?

Horst Bischof: Als Informatiker ist man natürlich von Zahlen, Daten, Fakten „getrieben“. Ich werde sicher sehr stark auf Zahlen, Evidenzen schauen und habe mir vorgenommen, dass ich Experimente mache und wir Dinge ausprobieren. Das heißt, wir evaluieren Projekte nach einer gewissen Zeit und wenn sie erfolgreich sind, führen wir sie weiter – und wenn sie nicht erfolgreich sind, machen wir ein neues Experiment. Das betrifft nicht nur Lehre und Forschung, sondern auch die Verwaltung. Es ist wichtig, den Mut zu haben, Dinge abzudrehen, wenn sie sich nicht bewährt haben. Das zeichnet eine Universität auch aus: eine „Spielwiese“ für neue Ideen zu bieten.

Gibt es ein bestimmtes Motto, das Sie sich für Ihre Amtszeit setzen?

Horst Bischof: In meinem Hearing habe ich das Symbolbild der „Taktgeberin“ der TU Graz gewählt. Der Begriff Takt steht für zwei Dinge: Einerseits gibt der Takt etwas vor – und die TU Graz soll die Richtung vorgeben, in Bewegung bleiben. Andererseits funktioniert Takt nur im Gleichklang mit anderen. Die TU Graz soll und muss die Rolle des Voranschreitens innehaben, aber auch im Gleichklang mit Partner*innen agieren.

Welches Hochschulthema liegt Ihnen besonders am Herzen?

Horst Bischof: Die Dissertantinnen und Dissertanten. Sie sind zwar noch in der Ausbildung, lehren und forschen am Institut, sind aber schon auf dem Weg zu unabhängigen Wissenschafter*innen. Dissertant*innen sind das Rückgrat der Forschung. Auch hier gibt es an der TU Graz noch Potenzial, das wir stärken und ausbauen sollten.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Horst Bischof: Ich bin ausdauernd und analytisch. Ich bin ein ruhiger Mensch, der zuhören kann, der aber,  wenn er Entscheidungen getroffen hat, diese auch konsequent verfolgt.

Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Horst Bischof: Meine freie Zeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie: mit meiner Frau, meinen zwei Söhnen Marvin (32) und Clemens (27), mit meiner Stieftochter Cynthia (32) und last, but not least mit meiner zweieinhalbjährigen Enkeltochter Sophie. Darüber hinaus versuche ich, Sport in meinen Tagesablauf zu integrieren: In der Früh laufe ich gern oder fahre mit dem E-Bike von meinem Wohnort Eggersdorf ins Büro. Wenn das Wetter nicht mitspielt, setze ich mich auf den Heimtrainer. Zwei Mal im Jahr laufe ich einen Halbmarathon.

Gibt es etwas, was Sie den Mitarbeitenden der TU Graz schon immer mal sagen wollten?

Horst Bischof: Ich danke Ihnen allen für Ihre hervorragende Arbeit, die Sie an unserer TU Graz leisten, und verbinde das auch gleich mit einer Bitte: Bleiben Sie der TU Graz weiterhin so engagiert und tatkräftig treu.

 

Information

Diesen Beitrag und weitere Artikel zum Schmökern finden Sie in TU Graz people #86, dem Magazin für TU Graz-Mitarbeitende und Interessierte.