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KI spricht in selbst kreiertem Online-Kurs über sich selbst

05.05.2023 | TU Graz news | Forschung | Studium

Von Birgit Baustädter

Was kann künstliche Intelligenz heute leisten? Und woran erkennt man KI-generierten Inhalt? Von diesen Fragen getrieben, ließen Martin Ebner und sein Team eine KI einen Online-Kurs selbst gestalten.

Bildquelle: sdecoret, AdobeStock

„Überall wird derzeit über die Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz diskutiert“, fasst Martin Ebner, Leiter der Lehr- und Lerntechnologien an der TU Graz und Forscher im Bereich Technologie-gestützte Lehre, den Ausgangspunkt zu seinem neuesten MOOC-Projekt zusammen. „Wir wollten aufhören zu diskutieren und uns in der Praxis ansehen, was derzeit technisch möglich ist.“ Gesagt, getan – beziehungsweise: die KI tun lassen.

Die Forschenden nutzen den seit Jahren erfolgreich bestehenden Kurs „Societech: Die Gesellschaft im Kontext der Informationstechnologie“, indem Expert*innen über den Einfluss der Digitalisierung auf ihre jeweiligen Fachgebiete sprechen, als Vorlage und ließen eine neue Ausgabe von unterschiedlichen KI-gestützten, frei verfügbaren Online-Tools gestalten.

Der Online-Kurs „Societech: Die Gesellschaft im Kontext der Informationstechnologie" ist ab 15. Mai online auf der Plattform iMoox zu finden.

Ganz zu Anfang stand die Frage nach dem Inhalt des Kurses, die natürlich ebenfalls von der KI selbst beantwortet wurde. Mit unterschiedlichsten Prompts – also Hinweisen und Fragenden der Forschenden – entwickelte die KI-gestützten Systeme die Inhalte des Kurses, die Texte, die Audiobeiträge und sogar Videobeiträge inklusive sprechenden Avataren. „Und sogar die Quizfragen zur Überprüfung des Gelernten stammen von einer KI“, erzählt Martin Ebner. Der fertige Kurs, der ab 15. Mai online zu belegen ist, wird anschließend auch von fachlichen Expert*innen auf inhaltliche Richtigkeit überprüft und eingehend evaluiert.

Das Team der Lehr- und Lerntechnologien, das den KI-MOOC entwickelt hat. Bildquelle: TU Graz

Das Fazit

Das Fazit des Forschenden: „Solange es inhaltlich nicht in die fachliche Tiefe gehen muss, funktionieren die Systeme erstaunlich gut. Es kommen auch die zu erwartenden Schlagworte vor. Die Ergebnisse sind nur manchmal etwas seltsam, was den Fokus und die Formulierungen betrifft“, berichtet Martin Ebner. Aber diese Probleme könnten einfach mittels Prompts und Verbesserungswünschen der Forschenden gelöst werden. Geht es aber in die Tiefe, dann stößt die KI an ihre Grenzen: „Da wird es dann sehr, sehr dünn.“

Dies gilt übrigens für alle Darstellungsformen: Sowohl im Bereich Text, Audio, Bild und Video ist die KI bereits sehr gut unterstützend einsetzbar. „Nur mit der deutschen Sprache haben die Avatare in den Videobeiträgen so ihre Probleme – die Lippenbewegungen sind nicht synchron und das sieht man.“

Dieser Text ist Teil des TU Graz Dossiers „Künstliche Intelligenz”. Weitere Dossiers finden Sie unter www.tugraz.at/go/dossiers.

Diskussionsgrundlage

Im Kurs sind übrigens sowohl sehr gute als auch weniger gelungene Beiträge zu sehen. Denn: Mit dem Kurs soll eine Diskussionsgrundlage geschaffen werden. „Wir möchten unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern transparent mitteilen, wie unsere Inhalte generiert wurden und ihnen so ermöglichen, über die Merkmale zu diskutieren, an denen KI-generierter Inhalt erkannt werden kann. Es wäre schön, wenn künstliche Intelligenz zu neuer Kreativität in der Lehre führen könnte und nicht einfach verboten werden würde.“

Der KI-generierte Kurs soll übrigens keine einmalige Aktion bleiben. Martin Ebner plant, ihn über die Jahre immer wieder neu zu gestalten bzw. zu adaptieren und damit den jeweiligen Stand der Dinge, vor allem aber die Änderungen und Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz zu dokumentieren und transparent zu machen.

Information

Auf iMooX werden frei zugängliche und offen lizenzierte Online-Kurse (Massive Open Online Courses) zu unterschiedlichen Themen angeboten, die allen Interessierten kostenlos, zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung stehen. Ziel ist, auf Hochschul-Niveau erstellte Bildungsinhalte einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen und möglichst vielen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzubilden. Jedes Semester wird das Angebot der Plattform um weitere spannende Kurse ergänzt. 

Kontakt

Martin EBNER
Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr.techn.
Lehr- und Lerntechnologien
Münzgrabenstraße 36
8010 Graz
Tel.: +43 316 873 8540
martin.ebnernoSpam@tugraz.at