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Studierendenteams: Lernen, wo Technik lebendig wird

Studierendenteams der TU Graz. Bildquelle: Kanizaj - TU Graz.

Studierendenteams an der TU Graz verbinden Theorie mit Praxis: Ob Raketenbau, IT-Security oder Rennsport – engagierte Studierende entwickeln Spitzenprojekte, gewinnen internationale Wettbewerbe und setzen technische Maßstäbe.

Was passiert, wenn Studierende sich freiwillig zusammentun, um das Wissen aus dem Hörsaal in echte, greifbare Projekte zu verwandeln? An der TU Graz entstehen daraus Studierendenteams: interdisziplinäre Gruppen, die mit Begeisterung, viel Eigeninitiative und einer Portion Tüftlergeist an Wettbewerben auf der ganzen Welt teilnehmen. Hier wird nicht nur konstruiert, programmiert, getestet und geforscht, hier wird auch Teamgeist gelebt und Verantwortung übernommen. In diesen Projekten zählt alles, was auch später in Forschung und Beruf gefragt ist: Kreativität, Ausdauer, Organisation, und natürlich technisches Know-how. Drei ausgewählte Teams stellen wir hier vor: das Aerospace Team Graz, das IT-Security-Team LosFuzzys und das TU Graz Racing Team.

Weltraumforschung zum Greifen nah

Das Aerospace Team Graz (ASTG) macht Weltraumforschung für Studierende greifbar, und das auf einem sehr hohen technischen Niveau. Etwa 80 bis 100 Studierende aus über 15 Fachrichtungen arbeiten hier gemeinsam an Projekten, die sonst eher in der Raumfahrtindustrie zu finden sind. Ob Aerodynamik, Struktur, Avionik, Triebwerksentwicklung oder Telemetrie – alles entsteht im Team und wird komplett selbst entwickelt.

Besonders eindrucksvoll ist die Entwicklung der letzten Jahre: 2021 wurde mit „AVES“ in nur vier Monaten die erste Rakete konstruiert – inklusive selbstentwickeltem Flugcomputer, Treibstoff und Fallschirmsystem. Ein Jahr später folgte „AVES II“, die nicht nur erstmals eine wissenschaftliche Nutzlast transportierte (einen von HTL-Schüler:innen gebauten Mini-Satelliten), sondern auch mehrere Preise bei der „European Rocketry Challenge“ (EuRoC) in Portugal gewann.

Der Antrieb des Aerospace Team Graz, Bildquelle: ASTG.
 

Technisch besonders anspruchsvoll wurde es dann mit „HALCYON“ (2023) – einer Hybridrakete, die mit festem Brennstoff und flüssigem Oxidator betrieben wird. Hier entwickelte das Team ein von Grund auf neues Triebwerk mit einer Bodenstation zum Betanken und ein innovatives Fallschirm-Bergungssystem. 2024 folgte schließlich „ALCEDO“, die bei der EuRoC mit mehreren Auszeichnungen (u. a. Technical Award, Design Award) glänzte. Auch 2025 war wieder erfolgreich für das ASTG: Mit ISPIDA ist die erste Überschallrakete entwickelt worden und hat mit ihrem aktiven Hybridantrieb erfolgreich eine Höhe von 9.000 Metern erreicht. Für diese Leistung wurde das Team mit dem EuRoC H9 Flight Award ausgezeichnet und konnte sich damit erneut den ersten Platz beim EuRoC Award sichern.

Seit neuestem kooperiert das Team auch international mit den Raumfahrtorganisationen SNSA, DLR und ESA in der wissenschaftlichen Mission „APEX“, um die Polarisation der Polarlichter aus etwa 80 km Höhe zu beobachten. Das ASTG engagiert sich zudem in der Nachwuchsförderung durch Bildungsprojekte mit Schulen, um junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern. Hier wird studentisches Engagement zur echten Raumfahrtpraxis und inspiriert die nächste Generation von Forscher:innen und Ingenieur:innen.

Teams wie das ASTG bieten auch eine tolle Möglichkeit für Studierende, praxisnahe Bachelor- oder Masterarbeiten im Rahmen ihrer Tätigkeiten zu verfassen.

Hacking mit Köpfchen und Haltung

Die LosFuzzys sind das IT-Security-Wettbewerbsteam der TU Graz – und genau dort zuhause, wo Informationssicherheit gleichzeitig Fachgebiet und Leidenschaft ist. Unter dem Motto „Don't feed the bugs“ spürt das Team Sicherheitslücken in IT-Systemen auf. Ihr Ziel: Know-how im Bereich Cybersecurity zu stärken, neue Angriffstechniken zu verstehen und – im besten Fall – IT-Systeme künftig sicherer zu machen.

Zippy the Bug: das Maskottchen. Bildquelle: Peter Teufl.
 

Bei weltweiten Capture-the-Flag-Wettbewerben (CTFs) zeigen die LosFuzzys, was sie können. Dabei treten sie in verschiedenen Disziplinen an: In sogenannten „Jeopardy“-Bewerben lösen sie Aufgaben aus allen Bereichen der IT-Security – oft inspiriert von realen Sicherheitsvorfällen. In „Attack-Defense“-Wettbewerben hingegen geht es darum, fremde Systeme anzugreifen und gleichzeitig die eigenen gegen Angriffe zu schützen. Diese Wettbewerbe spiegeln praxisnah wider, wie IT-Sicherheit in der Realität funktioniert. Die LosFuzzys veranstalten außerdem jedes Jahr den GlacierCTF, einen 24-Stunden-Jeopardy-CTF, bei dem zuletzt rund 789 Teams (2024) bzw. 830 Teams (2023) teilnahmen. In der „Academic Devision“ des Events 2025 werden ISEC Travel Grants für die Graz Security Week 2026 an die Gewinner:innen (Platzierung 1 bis 3) vergeben.

Doch die LosFuzzys setzen ihr Wissen nicht nur im Wettbewerb ein. Im hauseigenen FuzzyLab am Campus Inffeldgasse treffen sich Teammitglieder regelmäßig zum gemeinsamen Training und Austausch. Sie entwickeln eigene Hacking-Challenges, die externen Interessierten zur Verfügung gestellt werden – nicht nur zum Üben, sondern auch als Teil der Lehre an der TU Graz.

Besonders hervorzuheben ist die von den LosFuzzys entwickelte Plattform Fuzzy Land, eine öffentlich zugängliche Webumgebung für IT-Security-Challenges. Studierende, Interessierte und Lehrende nutzen diese Plattform, um praxisnahen Sicherheitsproblemen auf den Grund zu gehen. Dazu kommen Seminare, Gastvorträge und Wissensvermittlung bei Unternehmenspartnern: Die LosFuzzys verbinden eine gelebte Hacker:innenkultur mit einer klaren Mission: IT-Sicherheit durch Wissen, Austausch und verantwortungsvollen Umgang zu stärken.

Elektromobilität aus Leidenschaft

Seit mehr als zwei Jahrzehnten steht das TU Graz Racing Team für hochkarätige Ingenieurskunst im Mini-Format. Jedes Jahr entsteht ein neuer elektrisch betriebener Rennwagen, der sich auf internationalen Formula Student-Bewerben mit Teams aus aller Welt misst. Der aktuelle Wagen, intern wie immer „TANKIA“ genannt („There Are No Kangaroos In Austria“), ist ein echtes Hightech-Fahrzeug: Allradantrieb, selbstentwickelte Leistungselektronik, ein vollintegriertes Daten- und Telemetriesystem, dazu ein Aerodynamikpaket mit optimiertem Carbon-Monocoque.

TANKIA 2025 bei der Formula Student Alpe Adria, Bildquelle: TU Graz Racing Team

 

Etwa 80 bis 100 Studierende aller Fachrichtungen der TU Graz und weitere Studierende der Montan Universität Leoben und der Universität Graz arbeiten ein Jahr lang Hand in Hand – vom ersten CAD-Modell bis zum fertigen Rennboliden. Dabei entstehen nicht nur innovative Fahrzeugkomponenten, sondern auch umfassende Konzepte zu Kostenplanung, Marketing und Effizienz – denn in der Formula Student zählt nicht nur die Rundenzeit, sondern das Gesamtpaket.

Die Erfolge sprechen für sich: 2023 gewann das Team erstmals in der Elektro-Rennklasse die Formula Student East in Ungarn. Neben einem weiteren Sieg in der Elektroklasse bei der Formula Student Alpe Adria in Kroatien holte das Team 2024 den Weltrekord im sogenannten „Skid Pad“, ein Test, bei dem Kurvenlage und Seitenkräfte geprüft werden. 4,135 Sekunden bedeuten: So schnell war weltweit noch kein elektrisch angetriebenes Auto in dieser Disziplin. 2025 konnte der Vorjahressieg bei der Formula Student Alpe Adria verteidigt werden. Das Team beweist damit abermals, zu den besten der Welt zu gehören.

Auch abseits der Rennstrecke ist das Racing Team bestens vernetzt: Kooperationen mit Unternehmen, intensive Nachwuchsarbeit und das kontinuierliche Weitergeben von Wissen machen das Projekt zu einem echten Karriere-Sprungbrett und zu einem Paradebeispiel dafür, wie moderne Mobilität in studentischer Hand aussehen kann.

Wo Studierende über sich hinauswachsen

Ob Raketenstarts, Cybersecurity-Wettbewerbe oder Hochleistungsrennsport - Studierendenteams an der TU Graz zeigen, wie viel Potenzial in freiwilligem Engagement steckt. Was alle drei hier vorgestellten Teams verbindet: Sie arbeiten interdisziplinär, eigenverantwortlich und mit einer Professionalität, die oft weit über das Erwartbare hinausgeht. Sie schaffen reale Technik, sammeln internationale Erfahrungen – und wachsen dabei persönlich wie fachlich über sich hinaus.

Natürlich gibt es noch viele weitere Teams an der TU Graz, die ebenso spannende Arbeit leisten, wie Betonkanu TU Graz, Game Dev Students Graz, Graz BCI Racing Team - Mirage 91, High Performance Sailing – Student Team, PAULI, TERA TU Graz, TU Graz Data Team, TU Graz Field Robotics Team TEDUSAR, TU Graz Robocup Team GRIPS, TU Graz Satellites und viele mehr.

Wer also nicht nur studieren, sondern auch mitgestalten will, ist in einem Studierendenteam genau richtig. Denn hier gilt: Lernen endet nicht mit der Vorlesung, sondern beginnt oft genau da, wo der Hörsaal aufhört.

Anna-Caterina Amann absolviert derzeit das Masterstudium Computational Social Systems an der Technischen Universität Graz. Von 2024-2025 war sie Mitarbeiterin in der Abteilung Lehr- und Studienentwicklung. Durch die Verbindung von Studium und beruflicher Tätigkeit brachte sie eine interdisziplinäre Perspektive in die Weiterentwicklung von Informations- und Unterstützungsangeboten für Studierende ein.
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