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Geodäsie: Studium mit Zukunft

03.06.2022 | TU Graz news | Studium

Von Ute Wiedner

Wer wünscht sich nicht ein Studium mit besten Berufsaussichten und individueller Orientierung? Eines, das so vielfältig ist wie unser Planet Erde? Vielleicht existiert es bereits. Aber wer kennt schon Geodä... – wie?

Das Studium der Geodäsie ist abwechslungsreich und weit gefächert, die möglichen Berufswege sind sehr vielfältig.

Sie messen den Rückgang von Gletschern, erfassen die Bewegung der Kontinentalplatten, ermöglichen mit ausgeklügelten Überwachungssystemen die frühe Warnung vor Hangrutschungen, Felsstürzen oder Gebäudeversagen. Sie bestimmen die Weiten bei Leichtathletikbewerben, sichern mittels Katastervermessung die Eigentumsverhältnisse von Grund und Boden in Österreich und weltweit. Sie dokumentieren historische Städte, Gebäude und Gegenstände dreidimensional und erhalten sie so für die Nachwelt. Und das ist noch lange nicht alles. Die Landvermesser von gestern sind längst in der Gegenwart angekommen.

Grenzenlose Einsatzgebiete

Geodätinnen und Geodäten digitalisieren heute die gesamte Welt und helfen, globale, regionale und lokale Veränderungen zu verstehen. Sie gehen aber auch den umgekehrten Weg und übertragen digitale Daten in die Natur. (Werner Lienhart)

„Geodätinnen und Geodäten digitalisieren heute die gesamte Welt und helfen, globale, regionale und lokale Veränderungen zu verstehen. Dadurch können zum Beispiel die Auswirkungen des Klimawandels objektiv beurteilt werden. Geodätinnen und Geodäten gehen aber auch den umgekehrten Weg und übertragen digitale Daten in die Natur. So können Wolkenkratzer lage- und höherichtig gebaut werden, Tunnelbohrmaschinen gesteuert oder mit Hilfe dreidimensionaler digitaler Modelle Teile von Automobilen, Schiffen, Flugzeugen oder Luxusyachten gefertigt werden“, erklärt Werner Lienhart, Leiter des Instituts für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme an der TU Graz. „Die Einsatzgebiete der Geodäsie sind beinahe grenzenlos.“

Nähere Informationen zum Bachelorstudium Geodäsie und zu Perspektiven danach sind auf der Webseite der TU Graz unter Bachelorstudium Geodäsie“ zu finden.
 

Geodätinnen und Geodäten der TU Graz berechneten aus 1,16 Milliarden Satellitendaten ein hoch-genaues Schwerefeldmodell der Erde. Es liefert wertvolles Wissen für die Klimaforschung. Die Grafik zeigt den Eismassenverlust in Grönland.

Wachsende Berufsbranche

Nicht nur, aber auch durch das vermehrte Auftreten von Naturkatastrophen ist die Geodäsie aktuell eine der am stärksten wachsenden Berufsbranchen weltweit. Absolventinnen und Absolventen werden meist direkt von der Universität weg angeworben. Auch am Institut für Ingenieurgeodäsie und Messsysteme der TU Graz gehen laufend Anfragen ein. Interessiert sind Ämter der Landes- oder Gemeindeverwaltung, technische Büros, Energieversorgungsunternehmen, Baufirmen, Softwareentwicklungsbüros, Herstellerfirmen geodätischer Instrumente und Industrieunternehmen. Die meisten Studierenden haben bereits während des Studiums einen Fuß in der Berufswelt. TU Graz-Absolventin Angelika Lippitsch arbeitete während des Diplomstudiums „Vermessungswesen“ (heute Masterstudium Geodäsie) zunächst in einem Grazer Vermessungsbüro und später als „Summerstudent“ am CERN, der europäischen Organisation für Kernforschung.

Vom Studium in die Berufswelt

Lippitsch erarbeitete ihre von der TU Graz betreute Dissertation am CERN und war nach ihrem Abschluss weiterhin als Wissenschafterin am CERN tätig. Dort kam sie erstmals in Berührung mit Leica Lasertrackern – den genauesten Vermessungsgeräten für Industrieanwendungen. So kam sie zu „Leica Geosystems“ – der Industriemesstechniksparte von Hexagon AB in die Nähe von Zürich. „Ich war die erste weibliche Supportingenieurin für Leica Lasertracker, das war 2007. Die Aufgabe war spannend, abwechslungsreich und nahe an der Anwendung. Es gab Besuche und Schulungen bei Kunden aus der Automobil- und Flugzeugindustrie, bei Windkraftwerken, Maschinen-Großanlagen und Forschungseinrichtungen vor Ort“, erzählt Lippitsch. Später wechselte sie in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, wo sie heute als Systemingenieurin im Bereich Metrology (Messtechnik) arbeitet. Seit 2021 leitet sie zudem als technische Projektmanagerin Fachingenieurinnen und -ingenieure in funktionsübergreifenden Projektteams.

Die Landvermesser von gestern sind längst in der Gegenwart angekommen. Die Arbeit findet nicht nur im Feld oder im Messlabor statt sondern häufig auch vor dem Computer.

Manuel Kadletz, der nach einigen Jahren in der Wirtschaft mit 25 Jahren zum Bachelorstudium „Geomatics Engineering“ (heute Bachelorstudium Geodäsie) gefunden hat, befindet sich derzeit im Endspurt des Geodäsie Masterstudiums. Auch er hat nach der Eingewöhnungsphase ab dem 3. Semester nebenbei gearbeitet. Noch vor Ende des Bachelorstudiums holte ihn einer seiner Univer-sitätsprofessoren in die OHB Digital Solutions GmbH, ein Tochterunternehmen des deutschen Weltraumkonzern OHB SE. „Für mein Fachgebiet (Satelliten-)Navigation, in dem es um die Bestimmung der Position und Lage eines Objektes im Raum geht, habe ich im Laufe des Studiums eine echte Leidenschaft entwickelt“, blickt Kadletz zurück. „Abgesehen davon gefällt mir die Arbeit an innovativen Forschungsprojekten gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt. Im meinem jüngsten Projekt waren wir Auftragnehmer der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Es ging um die Entdeckung und Verminderung von Störsignalen in der Luftfahrt. Flugzeuge verwenden satellitengestützte Navigation zur Positionierung. Ziel des Projektes war es, eine Störung dieser Positionierung zu erkennen und zu vermeiden – und somit den Flugverkehr sicherer zu gestalten.“

Das Geodäsie-Studium bietet ein breites Spektrum an Fachrichtungen: Ingenieurgeodäsie, die klassische „Vermessung"; Satellitengeodäsie, die Beobachtung des Erdschwerefeldes oder Bestimmung von Satellitenorbits; Fernerkundung, die Beobachtung und Vermessung der Erde mittels optischer Sensoren; Geoinformatik, die digitale Verarbeitung von Daten, die sich auf eine Position im geografischen Raum beziehen; Navigation, Routenführung und die Bestimmung von Position und Lage eines Objektes im Raum.

Das richtige Studium finden

Die Aussicht auf eine Ausbildung mit sehr guten Berufsaussichten und spannenden Berufsfeldern ist verlockend, dennoch bleibt bei Studieninteressierten die Frage offen: Ist Geodäsie denn überhaupt das richtige Studium für mich? „Ich würde das Studium allen empfehlen, die sich für durch Mensch oder Natur getriebene Prozesse auf der Erde oder im erdnahen, von Satelliten erfassten Raum interessieren. Durch die Kombination von Naturwissenschaften mit Technik ist für jeden etwas dabei“, ist Rudolf-Martin Gradinger, Student im Masterstudium Geospatial Technologies" überzeugt.

Die beiden TU Graz-Studenten Rudolf-Martin Gradinger und Paul Langhans erzählen im News+Stories-Interview „Im Masterstudium habe ich meine Leidenschaft entdeckt“, wie sie ihre Stärken im Masterstudium „Geospatial Technologies" bei einer simulierten Mars-Mission einsetzen konnten.

Manuel Kadletz legt das Studium all jenen ans Herz, „die sich leicht mit Mathematik tun und ein Interesse an einem der oben beschriebenen Fachgebiete haben“. Die „familiäre“ Größe des Geodäsie-Studiums an der TU Graz mit 20 bis 30 Erstsemestrigen pro Jahr erleichtert jedenfalls den Start. „Es gibt einen enormen Zusammenhalt unter den Mitstudierenden. Nach dem ersten Semester kennst du jede und jeden, vor allem wenn du dich in der Fachschaft engagierst. Braucht man Hilfe beim Lernen oder bei Übungen, findet sich immer jemand“, beschreibt Kadletz die Situation.

„Nach Abschluss erwarten die Absolventinnen und Absolventen moderne und dynamische Berufsfelder. Diesen und auch den technischen Veränderungen passt sich die Gestaltung des Studiums immer wieder an. Heute werden schon in der Grundausbildung andere Schwerpunkte gesetzt als bei mir vor 25 Jahren, und das finde ich sehr spannend. Die TU Graz kann hier auf sehr hohem Niveau mitgestalten und gerade in meinem Fachbereich zählt sie zu den Top-Universitäten weltweit“, ergänzt Angelika Lippitsch.

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Video „Geodäsie TU Graz – Von der Erde bis in den Weltraum"

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Werner LIENHART
Univ.Prof. Dr.techn.
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