Die Baubranche ist für einen Großteil der globalen Treibhausgasemission verantwortlich. Ohne einen grundlegenden Wandel der Gestaltung von Gebäuden und der verwendeten Materialien werden die Klimaziele nicht zu erreichen sein. Unter dem Titel „Confronting the Environmental Crisis: New Approaches in Architecture“ bündelt die neue Ausgabe des Graz Architecture Magazine Perspektiven und Vorschläge internationaler Expert*innen, wie die ökologische Transformation der Branche gelingen kann.
Mit der Landschaft verschmelzen
Am Beginn der Ausgabe diskutiert der brasilianische Philosoph und Aktivist Ailton Krenak die Trennung von Mensch und Natur. Krenaks Appell, nicht „auf die Landschaft einzuwirken, sondern mit ihr zu verschmelzen“, bildet den inhaltlichen Rahmen für die folgenden Beiträge.
Wissenschaftliche Basis
Das zweite Kapitel von GAM 21 liefert die wissenschaftliche Basis für klimaorientiertes Planen und Bauen. Greg Foliente, Carlos Enrique Caballero-Güereca und Nicolas Alaux skizzieren die Klimaziele und verbleibenden CO2-Emissions-Budgets. Ida Karlsson beschreibt, wie ein systematischer Ansatz und verstärkte Zusammenarbeit entlang der gesamten Bauwertschöpfungskette zu einer umfassenden Dekarbonisierung des Bausektors beitragen können.
Materialdiät für Gebäude
Im Zentrum des dritten Kapitels stehen praktische Ansätze für nachhaltiges Bauen. Guillaume Habert, Verena Göswein, Olga Beatrice Carcassi und Francesco Pittau schlagen beispielswiese eine „Materialdiät“ für Gebäude vor, die sich an der Ernährungspyramide orientiert: Die Spitze der Pyramide bilden Materialien mit hohem CO2-Fußadruck, die es so sparsam wie möglich einzusetzen gilt. Die Basis bilden nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Stroh, die - verbaut als tragende Strukturen, Fußböden oder Dämmmaterial - als CO2-Senke dienen. Philippe Rahm beschreibt Gebäudeentwürfe, die physikalische Prinzipien berücksichtigen und sich die Thermik innerhalb eines Gebäudes zunutze machen, um den Energiebedarf zum Heizen und Kühlen gering zu halten. Und Klaus K. Loenhart stellt mit dem „Grüne Erde Breathing Headquarters“ ein Beispiel für biometereologisches Design vor, das Pflanzen in die Architektur integriert.
Bildung als Schlüssel
Das abschließende Kapitel betont die Bedeutung der Bildung für die ökologische Wende. Vanessa Gomes und Matt Roberts etwa plädieren dafür, dass die Lebenszyklusanalyse fester Bestandteil des Architekturstudiums wird. Und Stefano Corbo erläutert, wie die TU Delft das pädagogische Modell „Resilience by Design“ auf ihre Lehre im Fach Architektur überträgt.
GAM 21 ist ab 20. Mai 2025 im Buchhandel erhältlich und kann auch direkt über den JOVIS Verlag bezogen werden.