Soziale Verträglichkeit
STELA steht für „Smart Tower Enhancement Leoben Austria“. Das Projekt startete 2013 in einer zentrumsnahen Siedlung in Leoben und hatte das Ziel, eine innovative Lösung fur die thermische Sanierung der Hauser zu finden, dadurch den Stadtteil aufzuwerten und neue Mieter anzulocken. Von hier aus ist man in nur fünf Minuten am Leobener Hauptplatz, ohne in ein Auto steigen zu müssen – Stichwort „sanfte Mobilität“. In der Siedlung stehen zehn Hauser mit je fünf bis elf Stockwerken, darin befinden sich über 300 Wohnungen mit einheitlichem 75-m2-Grundriss, ausgelegt auf die Zweikindfamilie der 1970er-Jahre. Das Projektteam der TU Graz sollte auch Wege finden, auf den mittlerweile geänderten Wohnraumbedarf reagieren zu können. Das war recht einfach: Fur die flexible Anpassung der Wohnungsgrößen wurden verschiedene Grundrissvarianten entwickelt, die sich mit relativ wenig Aufwand umsetzen lassen. Einen längeren Weg musste das Projektteam zurücklegen, um eine passende Antwort auf die Frage nach der angemessenen thermischen Sanierung zu finden.
Im Gebäudeinneren entstand ein heller Raum mit 30 m2, der im Sommer als bequeme Terrasse und im Winter als warmer Wintergarten genutzt wird.

Die thermische Pufferzone: Außen am Gebäude wurde eine Stahl-Holz-Hülle mit Glasund Photovoltaik-Elementen montiert, die den Stromverbrauch drastisch senkt.
Sonne, Wärme, Energie
Auf der gestalterischen Seite räumte man der Kostenfrage oberste Prioritat ein. Das Architekturteam entwickelte für die thermische Pufferzone konventionelle Stahl-Holz-Konstruktionen, die den Wohnraum nach außen hin vergrößern. Im Modell ziehen sich diese Module wie verglaste, zwischen den Wohnungen abgeteilte Umlaufbalkone um die Wohngeschoße und bilden eine neue Fassade. Bis zur Decke reichende Einfachverglasungen lassen Sonne und damit Wärme in den entstehenden Raum. Die Glasflächen sind zu zwei Drittel beweglich – so ist auch fur die nötige Frischluftzufuhr und den Wärmeausgleich gesorgt. Damit nicht genug: Mit Photovoltaikelementen, die unterhalb der Verglasungen auf der Ost-, Süd- und Westseite des Gebäudes angebracht sind, produziert das Haus genug Strom fur den Eigenbedarf. „Eine Erkenntnis aus dem Projekt war für uns, dass sich nicht jedes Ziel mit rein technischen Lösungen erreichen lässt“, resümiert Hans Gangoly. „Einen Mehrwert fur die Gesellschaft haben innovative Gebäudelösungen nur dann, wenn sie für die Leute auch finanzierbar sind.“ Das ist bei STELA gelungen. Rechnet man Kosten und Einsparungen beim Pilotprojekt gegeneinander auf, so erhöht sich die Wohnungsmiete durch die Thermohülle mit der 30 m2 großen Zusatzfläche im günstigsten Fall um 24 Euro pro Monat. Im Vergleich: Eine konventionelle thermische Sanierung erhöht die Miete um 13 Euro, bringt aber abgesehen von der gestiegenen Energieeffizienz keinerlei Mehrwert.
Der Ausblick vom neuen Raum aus auf einen kleinen Park ist sehenswert.
Dieses Forschungsgebiet ist im FoE „Sustainable Systems“ verankert, einem der fünf Stärkefelder der TU Graz.