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„Wenn wir Begeisterung auslösen, funktioniert es“

27.05.2021 | Face to face

Von Beate Mosing

Rektor Kainz erklärt im Interview, worauf der Unternehmergeist der TU Graz-Mitarbeitenden gründet, welche Rolle Nachhaltigkeit dabei spielt und was Studierende und Forschende zu außergewöhnlichen Leistungen bringt.

TU Graz Rektor Harald Kainz identifiziert Begeisterung und Teamspirit als stärksten Antrieb für außergewöhnliche Leistungen.

Forschung legt die Basis für unsere Zukunft. Wie wichtig ist es dem Rektor der TU Graz, dass aus Forschungsergebnissen auch Unternehmen werden?

Harald Kainz: Wir haben vor fünf Jahren die „Unternehmerische Uni“ gegründet, unterstützen das Thema mit eigenen Vorlesungen und Angeboten und sind mit der Gründungsgarage verbunden. Mit dem Science Park Graz betreiben wir einen eigenen Inkubator. Das ist, wie man sieht, ein Schwerpunktthema für uns, das wir mit einer ganzen Reihe von Förderprogrammen forcieren. Wir sehen uns als Investor – und sind dabei führend. Und das soll sich nicht ändern.

Unternehmerisches Denken wird an der TU Graz großgeschrieben: Zahlreiche Mitarbeitende und Studierende entwickeln Unternehmensideen, gründen Start-ups und setzen innovative Ideen in die Tat um. Programme und Angebote, mit denen die TU Graz ihre Gründerinnen und Gründer unterstützt und fördert, finden Sie auf der Webseite „Gründen an der TU Graz“.

Gibt es Zahlen, wie viele Spin-offs die TU Graz hervorbringt?

Jedes Jahr produzieren wir ein bis zwei echte Spin-offs, bei denen wir auch von den Lizenzgebühren profitieren, weil sie von Mitarbeitenden gegründet werden. Dazu kommen jährlich ungefähr acht Start-ups von Studierenden oder AbsolventInnen; vieles davon im Bereich nachhaltiger Systeme. Insgesamt hält die TU Graz heute Beteiligungen an 18 Unternehmen mit 1.300 Mitarbeitenden. Vor 16 Jahren waren es 170 Mitarbeitende. Diese Zahlen verdeutlichen die Dynamik.

Schmälert das die Bedeutung der Grundlagenforschung?

Überhaupt nicht. Ohne Grundlagenforschung würde es diese Spin-offs nicht geben. Ich sehe sie als Keim für die Firmengründungen. Als TU Graz investieren wir sowohl in die Grundlagen- als auch in die anwendungsorientierte Forschung – wir brauchen beide Bereiche parallel. Die Spin-offs sind natürlich ein Aushängeschild für uns, ebenso wie unsere Studierendenteams. Jedes Jahr sind in diesen Teams 250 bis 300 Studierende engagiert. Wir haben mehrere amtierende Weltmeisterinnen und Weltmeister an der TU Graz – sie treten bei Meisterschaften gegen Studierende weltweit an und schlagen gar Teams vom MIT oder aus Stanford. Das ist beeindruckend – und zusätzlich das perfekte UnternehmerInnentraining für die jungen Menschen.

Wie wichtig ist Teamwork in der Forschung?

Unsere Studierenden profitieren schon während des Studiums von unserem global gespannten Kooperationsnetzwerk und unseren strategischen Universitätspartnerschaften – mit Unis von Singapur, Shanghai und St. Petersburg bis München, Darmstadt und Glasgow. (Harald Kainz)

Ohne Teamwork geht heute nichts mehr. Die Zeit, in der Einzelpersonen die Wissenschaft geprägt haben, ist vorbei. Wir haben unsere Forschungsfelder in fünf „Fields of Expertise gebündelt und diese fachübergreifend angelegt. Auch unsere interdisziplinäre Leadprojekt-Initiative zeigt, dass die Ergebnisse mehr sind als die Summe der Teilforschungsbereiche. Universitäts-übergreifende und internationale Zusammenarbeiten sind ohnehin selbstverständlich. Unsere Studierenden profitieren schon während des Studiums von unserem global gespannten Kooperationsnetzwerk und unseren strategischen Universitätspartnerschaften – mit Unis von Singapur, Shanghai und St. Petersburg bis München, Darmstadt und Glasgow. Auch die Studierendenteams sind immer interdisziplinär angelegt, Teamspirit liegt in ihrer DNA.

Stichwort Zukunftsorientierung. Von der Materialforschung über Brennstoffzellen bis zu Logistik und Umweltsensorik – Nachhaltigkeit spielt in immer mehr Bereiche hinein. Wie sehen Sie das?

Als technische Universität sind wir seit vielen Jahrzehnten mit Themen wie Umweltschutz und dem nachhaltigen Einsatz von Ressourcen befasst. Der Großteil unserer Projekte hat mit Nachhaltigkeit zu tun. Nun gehen wir auch hier in eine Vorreiterrolle und wollen die erste klimaneutrale Uni Österreichs werden. Wir investieren viel, über 10 Millionen Euro. Ich freue mich vor allem über die große interne Begeisterung: Weil alle in ihren Forschungsbereichen damit zu tun haben, gehen alle mit. So wie wir unsere Studierenden dazu bringen wollen, Visionen zu entwickeln und umzusetzen, machen wir es selbst. Wir beraten die Industrie und andere Universitäten zur Klimaneutralität und haben die Stadt Graz dazu gebracht, mitzuziehen. Wir verfügen über das Know-how und geben es weiter, damit andere aufspringen. Wenn wir Begeisterung auslösen, funktioniert es. Dann läuft es sogar fast wie von selbst.

Wenn wir Begeisterung auslösen, funktioniert es. Dann läuft es sogar fast wie von selbst. (Harald Kainz)

Kontakt

Harald KAINZ
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c.mult.
Rektor der TU Graz
Tel.: +43 316 873 0
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