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Präsentation: Ökologischer Leichtbau in Stübing

20.09.2016 | TU Graz news | Events

Von Ute Wiedner

TU Graz-Studierende stellen ihr Masterprojekt vor: die Gebäudeinnovation „Strohboid“. Die Holzgitterkonstruktion spart bei Material und Herstellungsenergie, nicht aber bei Technik und Design.

So verwandelt sich der Strohboid zum Ferienhaus: Durch Glasfassaden geschlossen taugt der Strohboid auch als Wohnraum (grafische Darstellung).
„Eine leichte Holzgitterkonstruktion, darauf Strohballen, Lehm und Holzschindeln – fertig ist das Haus der Zukunft", schwärmt Betreuer Andreas Trummer vom Institut für Tragwerksentwurf der TU Graz. Er erklärt das scheinbar simple Konzept des Gewölbebausystems „Strohboid“, das die Architektur-Studierenden Max Schade und Fritz Walter im Rahmen ihrer Masterarbeit entwickelt haben – unterstützt von der Forschungsförderungsgesellschaft, der Land- und forstwirtschaftliche Fachschule Alt-Grottenhof und proHolz Steiermark. Wie sich gutes Design und schlaues Engineering in der Umsetzung zu einem ökologisch nachhaltigen und ästhetisch überraschenden Ergebnis vereinen, davon können sich Interessierte bei der Prototypen-Präsentation an 2 Terminen selbst überzeugen: am 25. September bei der Eröffnung im Rahmen des Erlebnistags Freilichtmuseum Stübing und am 28. September bei der Projektvorstellung gemeinsam mit proHolz Steiermark, ebenfalls im Freilichtmuseum.

Leichtbau aus Holzstäben

Am Anfang der Masterarbeit von Max Schade und Fritz Walter stand die Idee, ein Leichtbausystem auszutesten und dessen Potentiale aufzuzeigen: Gitterschalen sind die effizientesten der bekannten Tragwerksformen, mitunter sogar leichter als die von ihnen überspannte Luft. Ohne technische Hilfsmittel ist die Planung so anspruchsvoll, dass bisher nur wenige Prestigebauten wie zum Beispiel die Multihalle von Otto Frei in Mannheim umgesetzt wurden. Davon ließen sich Andreas Trummer und Institutsleiter Stefan Peters, Dekan der Fakultät für Architektur an der TU Graz, nicht abschrecken. Sie setzten darauf, dass der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln vom Entwurf bis zur Fertigung neue Potentiale für innovative Bauweisen eröffnet.

Vom „Strohboid“ zum Bausystem

Entstanden ist der Prototyp „Strohboid“, der im österreichischen Freilichtmuseum Stübing ideal umgesetzt werden konnte. Errichtet in Sandwichbauweise aus Holzlatten und Stroh, zeigt der Bau die Gebäudegeometrie einer Sattelfläche. Dabei laufen zwei Holzgitterschalen übereinander, der Zwischenraum ist mit Strohballen ausgefüllt. Damit das Holz die gewünschte Krümmung erreicht, kommt eine ausgeklügelte Bugholztechnik ins Spiel. Mittels Wasserdampf erhitzt und befeuchtet, wird das für diese Technik besonders geeignete Buchenholz weich und biegsam. Erkaltet bleibt es formstabil und belastungsfähig. Aus den Erfahrungen beim Selbstbau mit präziser Planung, mechanischen Tests und Berechnungen lässt sich eine Freiformbauweise aus emissionsfreien Materialien auch für andere Bauwerke ableiten.

90 % Energieeinsparung, null Schadstoffe

Die Ökobilanz des „Strohboid“ kann sich sehen lassen: Die Holzgitterkonstruktion spart verglichen mit einem herkömmlichen Bau aus Holzständern die Hälfte an Baumaterial und verbraucht bis zu 90 Prozent weniger Herstellungsenergie verglichen mit Massivbauweisen. Das Gebäude ist bis hin zur Dämmung frei von Kunst- und Schadstoffen und kann nach seiner Nutzung zur Gänze recycelt werden.

Nachgefragter Ansatz

Dass Stroh als ökologisch hochwertiges Dämmmaterial genutzt wird, ist keine Neuheit. Seit die Strohballenpresse vor 150 Jahren erfunden wurde, kommt das Material als nachwachsender Dämmstoff zum Einsatz und garantiert hohen Wohnkomfort. Mit Lehm verputzt, sind die Ballen vor Feuer und Schädlingen geschützt und regulieren Wärme und Feuchtigkeit ideal. Für Max Schade und Fritz Walter lagen die Vorteile der Strohbautechnik klar auf der Hand, weil die Ballen leicht bearbeitbar sind und sich perfekt für gekrümmte Konstruktionen eignen. Grafische Abbildung des Strohboid als Ferienhausvariante von innen mit Eßplatz, Kamin und Sofa.
Die Innenraumperspektive zeigt eine von vielen Einrichtungsmöglichkeiten als Ferienhaus (Rendering).
Die Dämmung rundet den ressourcenschonenden und nachhaltigen Ansatz des Gewölbebausystems ab. Kein Wunder, dass es schon Interessenten gibt, die das derzeit noch offene „Strohboid“-Konzept durch Glasfassaden thermisch geschlossen für Bioappartements oder Ausstellungsräume nutzen wollen.

So entsteht ein Strohboid: Der Bau des Prototypen in Stübing ist in einem Fotoblog dokumentiert.

Information

Eröffnungsfeier am Erlebnistag des Freilichtmuseums Stübing
Termin: Sonntag, 25. September, 13:30 Uhr (Treffpunkt: um 12:30 am Haupteingang)
Ort: Freilichtmuseum Stübing, Enzenbach 32, 8114 Stübing
Freier Eintritt für alle Teilnehmenden.
Projektvorstellung mit mit proHolz Steiermark
Termin: Mittwoch, 28. September, 13:30 Uhr (Treffpunkt: um 12:30 am Haupteingang)
Ort: Freilichtmuseum Stübing, Enzenbach 32, 8114 Stübing
Freier Eintritt für alle Teilnehmenden.
Anmeldung erbeten unter +43 316 5878500 oder per Mail woelfl@proholz-stmk.at.

Kontakt

Andreas Trummer
Assoc.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn.
Diplomarbeitsbetreuer
Institut für Tragwerksentwurf – ITE, TU Graz
Technikerstraße 4/4, 8010 Graz
Tel.: +43 316 873 6212
andreas.trummer@tugraz.at
www.ite.tugraz.at