Wollte man eine naturwissenschaftliche Parallele zur Didaktik ziehen, könnte man sagen: Didaktik ist wie die Schwerkraft – sie wirkt, auch wenn man sie nicht sieht. Gute Didaktik bedeutet, die richtigen Variablen ins Spiel zu bringen, Lernkurven mit Höhen, Tiefen und unterschiedlicher Geschwindigkeit zu berücksichtigen und gegebenenfalls einen anderen Weg auszuprobieren.
Die Teaching Academy der TU Graz bietet seit nunmehr fünf Jahren umfangreiche Möglichkeiten, sich mit den Konstanten, aber auch mit den Variablen des Lehrens und Lernens auseinanderzusetzen. So liefert das Modul „Basic“ das kleine Einmaleins für den Einstieg in die Lehre. Die Kurse des Moduls „Advanced“ bieten die Möglichkeit, in thematischen Workshops, die man individuell kombinieren kann, didaktische Kompetenzen auszubauen. Lehrkompetenz ist keine statische Größe – sie will fortwährend erweitert werden. Lehren ohne Reflexion ist allerdings wie ein Perpetuum mobile – eine schöne Vorstellung, aber nicht realistisch. Vor diesem Hintergrund bietet das Modul „Expert“ mit dem Lehrportfolio und dem Lehrprojekt interessierten Lehrenden die passenden Instrumente, um die eigene Lehre zu reflektieren und innovativ weiterzuentwickeln. Die didaktischen Ideen und Erfahrungen der Teaching Experts werden dann mit individuellen Beiträgen in die Teaching Community der TU Graz gestreut, z. B. über die E-Portfolio-Plattform Mahara. Mit den Teaching Academy Focus Talks wurde zuletzt ein niederschwelliges Format für zeitlich und örtlich flexible didaktische Weiterbildung geschaffen.
Ein Resonanzraum für neue Ideen in der Lehre
So wie Lernen kein gerader Weg ist, sondern manchmal Umwege erfordert, war auch der Entwicklungsweg der Teaching Academy nicht immer plan- und vorhersehbar. Die coronabedingte Aussetzung der Präsenzlehre gleichzeitig mit dem Programmstart der Teaching Academy im Jahr 2020 war sowohl für Lehrende als auch für die Hochschuldidaktik eine organisatorische und didaktische Herausforderung. Wie gut, dass Hochschuldidaktik kein starres Koordinatensystem ist, sondern sich an der TU Graz als flexibel und integrativ zu gestaltendes Themenfeld versteht! Die damals begonnene intensive Zusammenarbeit der Teaching Academy insbesondere mit den Organisationseinheiten Lehr- und Lerntechnologien (LLT) und Lehr- und Studienentwicklung (LSE) hat sich nicht nur bei der Unterstützung der Lehrenden während der Coronapandemie bewährt, sondern trägt seither wesentlich zum Erfolg der Teaching Academy bei.
Eine Erfolgsformel ist also die gute kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Serviceeinheiten, aber im Zentrum steht immer die herausragende Bereitschaft vieler Lehrender der TU Graz, an der eigenen Lehre zu arbeiten und die Hochschuldidaktiker*innen an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Gute Lehrende sind keine Maschinen, die Wissen ausspucken – sie sind Impulsgeber*innen für Denkprozesse. Ganz in diesem Sinne versteht sich die Teaching Academy selbst auch als Impulsgeberin für die Weiterentwicklung der Lehre an der TU Graz, aber auch als Resonanzraum. Ein Resonanzraum, in dem neue Ideen reflektiert, weitergedacht und in konkrete Lehrpraxis überführt werden.
Sind Sie bereit für frische Lehrideen? Kommen Sie auf uns zu und gemeinsam setzen wir die Initialzündung!
Das Angebot der Teaching Academy umfasst im Schnitt 20 verschiedene Workshops pro Semester sowie Beratungsmöglichkeiten. Pro Jahr schließen durchschnittlich 50 Lehrende das Modul „Basic“ und 10 bis 15 Lehrende das Modul „Advanced“ ab. Etwa fünf Lehrende pro Jahr qualifizieren sich zum „Teaching Expert“.