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Ein Tag mit ... Sonja Wogrin

09.05.2023 |

Von Ines Hopfer-Pfister

Die TU Graz-Absolventin Sonja Wogrin leitet das Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation. Nach mehrjährigen Karrierestationen im Ausland war die Rückkehr „ein Nachhausekommen“.

Wir begleiten einen Tag lang Sonja Wogrin, Leiterin des Instituts für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation.

 

Hier stellt sich die gebürtige Kärntnerin gemeinsam mit ihrem Team den Herausforderungen der Zukunft, die mit den nachhaltigen Veränderungen der Energiesysteme einhergehen.

 

6:30 Uhr        

Der Wecker läutet. Sonja Wogrin weckt ihre Töchter Emma (6 Jahre) und Martina (5 Jahre).

7:00 Uhr        

Frühstück: Die Mädchen essen Cornflakes und trinken Kakao, für die Mama bleibt keine Zeit für einen morgendlichen Snack. „Ich bin damit beschäftigt, die Mädchen anzutreiben. Die Girls sind kleine österreichisch-spanische Hybride und haben eine andere – spanische – Zeitrechnung. Wenn ich nicht dahinter bin, geht in der Früh gar nichts weiter“, lacht die 38-Jährige.

7:35 Uhr        

Sonja Wogrin schwingt sich auf ihr Lasten-E-Bike. Mit im Gepäck sind die beiden kleinen Damen, Schul- und Kindergartentasche und mittwochs die Gitarre für Emmas Gitarrenunterricht. Die Ältere wird in die VS Eisteich gebracht, die Jüngere in die nanoversity.

7:55 Uhr        

Ankunft am Institut. „Ich bin grundsätzlich immer die Letzte bei uns am Institut. Ich habe so fleißige Mitarbeiter*innen, die brennen so für ihre Themen, dass sie schon sehr früh im Büro sind.“ Nun bleibt Zeit für den ersten Kaffee. Wogrin setzt sich zu ihrem Team zum morgendlichen informellen Jour fixe, der eine gesunde Mischung aus persönlichem und fachlichem Meeting ist.

8:20 Uhr        

Mails werden gecheckt und die To-do-Liste für den Tag gemacht.

9:00 Uhr        

Besprechung mit PhD-Student Thomas Klatzer, der sich mit integrierter Energiesystemmodellierung und Sektorkoppelung beschäftigt.

10:00 Uhr      

Jour fixe mit dem Team, der einmal in der Woche stattfindet. Dissertant*innen berichten von ihren Arbeiten, Forschungsprojekte werden durchbesprochen oder Dringliches aus dem Bereich Lehre diskutiert.

11:30 Uhr        

Ab zur Mensa: Das gesamte Team holt sich in der Mensa ein Mittagessen „to go“ und setzt sich am Institut zusammen. „Hier habe ich wohl spanische Sitten eingeführt. Früher wurde das Essen in 20 Minuten abgehandelt, nun wird länger miteinander gequatscht und dabei das Mittagessen genossen.“

12:30 Uhr      

Die Professorin für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation arbeitet an einem Paper über Energiegemeinschaften. „Es ist mein größter Spaß, wenn ich etwas programmieren darf“, so die technische Mathematikerin. „Forschung ist eine Spielwiese für mich, es gefällt mir, kreativ zu sein und neue Probleme zu lösen.“ So programmiert sie am Computer Modelle, sogenannte digitale Zwillinge, mit denen sich das österreichische und das europäische Elektrizitätssystem simulieren lassen. So kann man verschiedene Aspekte des Energiesektors untersuchen.                 

15:00 Uhr      

Mitte April wurde das neue Research Center (RC) for Energy Economics and Energy Analytics (ENERGETIC) eröffnet. Wogrin ist die Sprecherin des RC: „Im Research Center geht es um die Energiewende und wie wir diese erreichen. Wir unterstützen die Transformation der Energiesysteme auf dem Weg zur vollständigen Dekarbonisierung. Dazu braucht es innovative und interdisziplinäre Lösungsansätze und daher sind auch 33 Personen aus allen Fakultäten an dem Center beteiligt.“ Gemeinsam mit Kolleg*innen von der Verfahrenstechnik wird ein Forschungsprojekt besprochen, das im Rahmen des RC entstanden ist.

16:30 Uhr      

Sonja Wogrin macht sich auf den Weg, ihre Töchter abzuholen. Danach wird eingekauft. Zu Hause wird im Garten gespielt, herumgeblödelt und gesungen, mit der Großen Lesen geübt oder auf dem Trampolin gesprungen.

18:30 Uhr      

Gemeinsames Abendessen. Es wird immer warm gekocht, von Spaghetti über Linseneintopf bis zu Quesadillas. Daheim wird mit den Kindern ausschließlich Spanisch gesprochen, der Papa ist Spanier, Unternehmer, und arbeitet von zu Hause aus.

20:00 Uhr      

Die Mädels sind (hoffentlich schon) im Bett. Sonja Wogrin übt Gitarre oder lässt mit ihrem Mann David den Tag Revue passieren. Wenn Papa David die Kids am Nachmittag abholt, kann sich Sonja Wogrin einer neuen Leidenschaft widmen: dem Bouldern. „Das Klettern habe ich erst seit meiner Rückkehr nach Österreich für mich entdeckt. Ich liebe es!“

22:00 Uhr      

Ab ins Bett. Gute Nacht!

Sonja Wogrin hat an der TU Graz Technische Mathematik studiert. Am Massachusetts Institute of Technology absolvierte sie ein Masterstudium, 2013 promovierte sie an der Universidad Pontificia Comillas in Spanien, an der sie auch als ao. Professorin arbeitete. Dem Ruf an die TU Graz folgte sie im August 2021. „Wir arbeiten in Lehre und Forschung daran, dass wir die Klimaneutralität erreichen und wie das funktionieren kann“, erklärt die Wissenschafterin. „Wir wollen aus dieser Welt eine bessere machen.“ So arbeitet das Institut beispielsweise eng mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) zusammen, berechnet die österreichische Energieinfrastruktur oder berät das BMK im Bereich der Energiewende. „Es ist ein großes Ziel, dass unsere Stimme, die Stimme der Forschenden, auch im Ministerium gehört wird.“ 

Sonja Wogrins Tipps fürs Energiesparen

Und ihre ganz persönlichen Tipps fürs Energiesparen? Punkt eins, wichtig wäre es, sich die Wärmedämmung des eigenen Heims anzuschauen, denn durch schlechte Dämmung geht immens viel Energie verloren. Punkt zwei, wie organisiere ich mein Leben mit der Mobilität? „Das ist natürlich davon abhängig, wo ich wohne“, betont Sonja Wogrin. „Aber in der Stadt gibt es durchaus Alternativen wie Öffis oder das Fahrrad.“ Punkt drei, das Eigenheim mit PV-Paneelen aufzurüsten oder die Öl- und Gasheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen. „Hier spielt der Kostenfaktor eine große Rolle: Kann ich mir das leisten? Und: Will ich mir das leisten? Aber wir sollten alle in uns gehen und überlegen, was kann ich ganz persönlich für die Umwelt tun? Dieser Weg ist Teil der Lösung, nur so können wir die Energiewende, eine vollständige Dekarbonisierung, schaffen“, davon ist die Forscherin überzeugt.  

Information

Diesen Beitrag und weitere Artikel zum Schmökern finden Sie in TU Graz people #84, dem Magazin für TU Graz-Mitarbeitende und Interessierte.