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Be part of it! Auf dem Weg zu einem europäischen Campus

09.11.2022 |

Von Ines Hopfer-Pfister

Seit Kurzem verstärkt die TU Graz die europäische Hochschulallianz Unite! Was steckt hinter dieser Kooperation, welche Rolle spielt dabei unsere Uni und was bedeutet das eigentlich für unsere TU Graz-Mitarbeitenden?

Sabine Prem (links) und Andrina Dolinsek. Bildquelle: Lunghammer – TU Graz

Im Juli durfte sich unsere Universität über einen ganz besonderen Zuschlag freuen: Sie wurde als vollwertiges Mitglied in die hochkarätige Universitätenallianz Unite! aufgenommen. Unite steht für University Network for Innovation, Technology and Engineering und ist ein Netzwerk aus neun europäischen Universitäten mit großen Zielen, das sich von Finnland bis Italien und von Portugal bis nach Polen erstreckt und innovative europäische Regionen miteinander verbindet.

Die Unite-Partneruniversitäten der TU Graz sind: KTH in Stockholm, Schweden; Aalto University in Espoo und Helsinki, Finnland; TU Darmstadt, Deutschland; Grenoble INP-UGA, Frankreich; Universidade de Lisboa, Portugal; UPC Universitat Politècnica de Catalunya in Barcelona, Spanien; Politecnico di Torino, Italien; sowie Politechnika Wrocławska, Polen. Gemeinsam haben die neun Universitäten 280.000 Studierende und 78.000 Absolventinnen und Absolventen jährlich.

„All diese Partneruniversitäten sind gute alte Bekannte der TU Graz“, klärt Sabine Prem, Key Liaison Officer und damit Unite!-Hauptverantwortliche der TU Graz, auf. „Für uns als TU Graz stand von vornherein fest, wir bewerben uns und gehen nur in eine Allianz, die für alle Seiten bereichernd ist. Es müssen Universitäten sein, die wir kennen und mit denen wir bereits erfolgreich kooperiert haben.“ So gibt es mit der TU Darmstadt bereits seit Jahren eine strategische Partnerschaft, mit anderen Universitäten laufen Projekte über das International Office – Welcome Center, mit allen Partnern gibt es Forschungskooperationen. „Man schätzt uns für das, was wir bis jetzt schon alles eingebracht haben“, so Prem nicht ganz ohne Stolz, „wir sind in Europa bestens bekannt.“

Die Unite!-Aktivitäten innerhalb der jeweiligen Partneruniversitäten werden von den Unite!-Hauptverantwortlichen, den sogenannten Key Liaison Officers, gesteuert. Sabine Prem, Leiterin des International Office – Welcome Center, ist Key Liaison Officer der TU Graz. Ab Jänner unterstützt sie Andrina Dolinsek als Deputy Key Liaison Officer. Die Key Liaison Officers sind die ersten Ansprechpartner*innen innerhalb ihrer Universität und der gesamten Allianz.  

Die TU Graz-Mitgliedschaft bei Unite! ist für Sabine Prem eine „logische Fortsetzung des Weges, den wir 2011 mit der Internationalisierung unter Rektor Kainz begonnen haben“. Im Rahmen der Internationalisierungsstrategie wurden neue Maßnahmen gesetzt und internationale Kooperationen geschlossen, „wir haben viel gelernt und sind nun fit genug für Unite!“, betont sie. Aber was bedeutet eigentlich „fit für Unite!“, was steckt hinter dieser Allianz?

Rückblick: die Geburtsstunde von Unite!

Zur Schaffung eines europäischen Bildungsraums bis 2025 hat die Europäische Kommission im Jahr 2019 die Europäische Hochschulinitiative ins Leben gerufen. Die Initiative fußt auf einer Idee von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der vorgeschlagen hatte, europäische Universitätsnetzwerke aufzubauen. Die Europäische Hochschulinitiative zielt darauf ab, einen „Campus“ innerhalb Europas zu schaffen, die Mobilität von Studierenden und Mitarbeitenden zu erhöhen und die Qualität, Integration und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulbildung zu fördern.

Auf einen Aufruf des EU-Programms Erasmus+ Hochschulbildung im Jahr 2019 hin wurden die ersten 17 Allianzen für eine Pilotphase von drei Jahren ausgewählt, um die Grundlagen für die zukünftigen Europäischen Universitäten zu schaffen, darunter auch Unite! mit den damaligen sieben Gründer-Partnerunis. Im Jahr 2020 folgte der zweite Call, im Rahmen dessen 24 weitere neue Allianzen gefördert wurden sowie zusätzliche Mittel der EU im Rahmen des Horizon 2020 Calls „Science with and for Society“ bereitgestellt wurden, um die Forschungs- und Innovationstätigkeiten der europäischen Universitäten zu stärken.

Im Juli dieses Jahres sicherte sich Unite! erneut die Unterstützung der Europäischen Kommission und bekam die finanziellen Mittel zur Fortsetzung seiner Arbeit in den nächsten vier Jahren zugesprochen. Diese zweite Finanzierungsphase startet nun im November 2022 und unsere Universität sowie die Politechnika Wrocławska sind als neue Partner in Unite! mit dabei. Insgesamt werden ab November 44 europäische Hochschulallianzen gefördert. Ziel der Europäischen Hochschulinitiative ist es, in Zukunft 60 Allianzen mit mehr als 500 Partnerunis zu fördern.

Ich freue mich auf Unite!, weil wir mit acht europäischen Partnern intensiv an gemeinsamen und kreativen Lösungen für die Zukunft arbeiten können. Vielleicht werden wir in zehn Jahren alle mobil sein, auf die eine oder andere Art Grenzen hinter uns lassen und neue Perspektiven entdecken.“
Sabine Prem, Key Liaison Officer

Unite! im Fokus

Unite! möchte Wissenschaft und Technologie mit den großen Herausforderungen der Gesellschaft verbinden und so zu einer neuen Generation europäischer und global denkender und handelnder Bürger*innen beitragen. „Vereinfacht dargestellt, möchten wir unsere Studierenden und unsere Mitarbeitenden fit für die Zukunft machen“, erklärt Sabine Prem. „Wir möchten hochqualifizierte und globale Expert*innen mit Schlüsselkompetenzen für den digitalen und nachhaltigen Wandel ausbilden und müssen dafür innovative Lern-, Lehr- und Forschungsmöglichkeiten bereitstellen. Und dieses mächtige Vorhaben gelingt uns nicht allein als TU Graz, sondern viel besser gemeinsam mit Partnerunis.“ Das visionäre Ziel: Lernen, Forschen, Innovation und die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und in diversen Teams quer über ganz Europa.

In den vergangenen drei Jahren haben die bisherigen 7 Partnerunis mit mehr als 500 aktiven Mitgliedern (Professorinnen und Professoren, wissenschaftliche und administrative Beschäftigte sowie Studierende) die Pilotphase eingeleitet. Die neue Phase, die nun im November anläuft und bei der die TU Graz aktiv beteiligt ist, baut auf den bereits begonnenen Aktivitäten und Projekten auf. In den letzten Jahren wurden u. a. 27 Seminare für Lehrende und Wissenschafter*innen, 23 virtuelle Sprachkurse und Intercultural Awareness Trainings angeboten, Virtual Credit Exchange Programmes in den Bereichen Energie und Architektur sowie vier gemeinsame Masterstudien eingerichtet, internationale Forschungskooperationen geknüpft und der Unite! Metacampus (eine digitale Plattform, die die Universitäten der Allianz verbindet) ins Leben gerufen.

Rolle der TU Graz

In Unite! gibt es neun Arbeitspakete, die jeweils von einer der Partneruniversitäten geleitet werden und die den Rahmen für weitere verschiedene Projekte bilden. Die TU Graz koordiniert unter der Leitung von Martin Ebner, Leiter der OE Lehr- und Lerntechnologien, das Work Package 2 „Digital Campus“. In der Verantwortung von Manuela Berner, Leiterin der Stabsstelle Qualitätsmanagement, Evaluation & Berichtswesen, liegt als Co-Koordinatorin der Bereich Qualitätssicherung im Work Package 1 „Management, Governance & Quality Assurance“.

Die gesamten Arbeitspakete und deren Leitung im Überblick: Management, Governance & Quality Assurance (TU Darmstadt); Digital Campus (TU Graz); Inclusion, Diversity & Well-being (ULisboa); Innovative Teaching & Learning (Aalto University); Flexible Education Offer (KTH); Professional Development & Training (Grenoble INP-UGA); Doctoral Education for Research & Innovation and Society (Politecnico di Torino); An Open Innovation Community for the Green Transition (Wrocław Tech); Strategic Outreach, Impact and Dissemination (Barcelona Tech UPC).

Spürbar wird Unite! in Forschung, Lehre und Studium an der TU Graz und für die verschiedenen OE in diversen Projekten und Angeboten und bei der Entwicklung strategischer Projekte wie Joint Programmes, gemeinsamen Angeboten im Doktoratsstudium, in Forschungskooperationen und in der Weiterbildung. Einbringen können sich dabei alle Mitarbeiter*innen und Studierenden der TU Graz – der Spirit of Unite! soll sich aus den Universitäten heraus entwickeln und innerhalb der Allianz weitergetragen werden. Interkulturalität und Sprachenvielfalt sind wichtige Aspekte des europäischen Netzwerks. „Die einzelnen Universitäten verschwinden in der Allianz nicht, ganz im Gegenteil, jede Universität, so auch die TU Graz, bleibt mit ihrer Identität sichtbar, die europäische Vielfalt wird in Unite! gelebt“, bekräftigt Sabine Prem.

Und was bringt Unite! den Mitarbeitenden?

Die neue Allianz eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten in Lehre, Forschung und Verwaltung. „Jede*r von uns kann von dem transeuropäischen Austausch und der internationalen Vernetzung profitieren“, davon ist Sabine Prem überzeugt. „Diese Allianz bringt uns allen etwas, sie bringt uns weiter. Sei es beim Austüfteln gemeinsamer Lehrveranstaltungen und innovativer Lehrkonzepte oder beim Zusammenschluss neuer Forschungskooperationen oder bei der Akquise von Forschungsgeldern oder dem Erlernen neuer Sprachen. Innerhalb der Partnerunis können Mobilitäten im Allgemeinen, Job-Shadowing-Maßnahmen, Staff Weeks und Forschungsaufenthalte auch viel einfacher durchgeführt werden. Alle neun Partner arbeiten eng zusammen, wir kennen und vertrauen einander.“  

Das kann Daniel Fruhwirt, Forscher am Institut für Thermodynamik und nachhaltige Antriebssysteme, nur unterstreichen. Dank der Mitgliedschaft im Unite!-Netzwerk war es möglich, seinen Forschungsaufenthalt an der Partneruni Politecnico di Torino von zwei Wochen auf zwei Monate zu erhöhen. Fruhwirt forscht derzeit in Turin unter der Leitung von Romano Borchiellini im Bereich der Energieeffizienz und untersucht die Sicherheit von Untertage-Infrastruktur, wie beispielsweise Tunnel, mit speziellem Fokus auf den Auswirkungen alternativer Antriebssysteme. „Mir geht es in Turin ausgezeichnet, die Kolleg*innen haben mir das Ankommen sehr einfach gemacht. Das Politecnico di Torino bietet hervorragende Rahmenbedingungen und im Zuge des 6. Unite!-Dialogs konnte ich bereits wertvolle Bekanntschaften mit den weiteren Partnern in diesem Universitätsnetzwerk knüpfen.“ Das TU Graz-Institut und die Kolleg*innen in Turin arbeiteten bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammen, nun möchten sie die Kooperation über Unite! intensivieren. So streben sie gemeinsame Forschungsanträge/-projekte an und auch im Bereich der Lehre sind (kurzfristig) gemeinsame Online-Lehrveranstaltungen und (langfristig) gemeinsame Master- und Doktorats-Studiengänge geplant. „Mein Forschungsaufenthalt stellt den Startpunkt dieser Zusammenarbeit dar und bietet mir persönlich die Möglichkeit, Erfahrung in internationalen Projekten (z. B. Bahntunnel Turin–Lyon) zu sammeln und neue Kontakte zu knüpfen“, freut sich der Forscher.

Unite! öffnet das Tor zu einem europäischen Campus, gehen auch Sie durch dieses Tor, nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten dieser Allianz und beteiligen Sie sich. Die Mitgliedschaft bringt nicht nur Zugang zu neuen Lehr- und Bildungsprogrammen, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für internationale Kooperationen und Förderungen. Profitieren auch Sie davon, werden Sie Teil von Unite!: Vernetzen Sie sich mit internationalen Kolleg*innen, ob digital oder in Form eines persönlichen Besuches. Let’s unite!

Unite! auf YouTube | Unite! auf Twitter | Unite!-Website

Interview mit Martin Ebner

Martin Ebner leitet die OE Lehr- und Lerntechnologien an der TU Graz und koordiniert im Rahmen von Unite! das Work Package 2 „Digital Campus“.

Was ist rund um den „Digital Campus“ von Unite! für die nächsten vier Jahre geplant?

Es geht primär um die kontinuierliche Weiterentwicklung des Metacampus. Das ist die bestehende digitale Plattform, die alle Universitäten der Allianz miteinander verbindet und das Programm und die vielfältigen Aktivitäten von Unite! zugänglich macht. Wir werfen die bestehenden Vorarbeiten und Konzepte nicht über Bord, sondern nehmen diese bereits geleistete Arbeit als Basis, um den Ausbau weiter zu forcieren. Der Metacampus ist im Hintergrund eine Moodle-Plattform – also dieselbe Technologie wie unsere Plattformen TeachCenter und iMooX. Wir werden unser Know-how einbringen und umgekehrt von den Partner*innen profitieren, die z. B. für ein einheitliches Login zuständig sind. Das Ziel ist, dass wir die digitale Zusammenarbeit vor allem in der Hochschullehre unterstützen und unsere gemeinsamen (Lehr-)Veranstaltungen hier abbilden.

Können sich TU Graz-Mitarbeitende im Work Package „Digital Campus“ einbringen?

Selbstverständlich, wir werden nach Projektbeginn auch zu gemeinsamen (Lehr-)Veranstaltungen mit Partneruniversitäten aufrufen. Wir wollen dabei Use Cases und Best Practices erstellen (z. B. im Bereich MOOCs oder Microcredentials), die dann als Vorbild dienen sollen. Und wir werden die Plattform an die Bedürfnisse der Lehrenden und Lernenden anpassen – genauso, wie wir es erfolgreich seit Jahren an der TU Graz praktizieren.

Wie können TU Graz-Mitarbeitende den „Digital Campus“ nutzen?

Der Metacampus ist bereits online und an die TU Graz angebunden. Einfach die URL https://metacampus.unite-university.eu aufrufen und mit den Zugangsdaten der TU Graz einloggen. Man findet dort bereits bestehende Angebote und ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand für weitere gemeinsame Lehrveranstaltungen bei uns meldet (tcnoSpam@tugraz.at). Wenn sich jemand aktiv einbringen möchte, werden wir das intensiv unterstützen.

Information

Diesen Beitrag und weitere Artikel zum Schmökern finden Sie in TU Graz people #82, dem Magazin für TU Graz-Mitarbeitende und Interessierte.