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Sommerhitze und Handyakku: Tipps und Infos

30.07.2020 | Planet research | FoE Advanced Materials Science

Von Susanne Eigner

Wie viel Sonne Handyakkus vertragen, was bei einem Akkubrand genau passiert und wie man ein Handy im Sommer am besten kühl hält, weiß Batterienexperte Martin Wilkening von der TU Graz.

TU Graz-Batterienexperte Martin Wilkening gibt Tipps, damit der Akku des Handys länger hält. © Conversory

Welche Temperaturen verträgt mein Handyakku?

Das Handy mag es weder zu heiß noch zu kalt. Seine Lieblingstemperatur beträgt 15-25 °C. Hohe Temperaturen führen zu einer starken chemischen Belastung der Materialien in einer Li-Ionenbatterie. Es kann zu Zersetzungsreaktionen kommen, die weitestgehend nicht mehr umkehrbar sind. Kritisch wird es bei Temperaturen ab ca. 50 °C. Liegt ein Handy in der prallen Sonne, kann es leicht in diesen Temperaturbereich gelangen. Das gilt sowohl für die Picknickdecke am Badesee als auch für das in der Sonne geparkte Auto.

Was passiert bei einem „Akkubrand“? Ist er gefährlich?

Dafür gibt es mehrere Ursachen: In vielen Fällen sind Mikrokurzschlüsse dafür verantwortlich, dass sich das Handy spontan selbst entlädt. Dadurch wird elektrische Energie in Wärmeenergie umgewandelt, die das Handy weiter schädigt. Es entsteht ein unaufhaltsamer Kreislauf. Beim Brand reagieren die Handymaterialien nicht selten zu Stoffen ab, die gefährlich sein können, wie zum Beispiel Kohlenstoffmonoxid, Fluorwasserstoff oder andere fluorhaltige Gase. Die freigesetzten Mengen bei einem Handy sind natürlich geringer als die bei einem Brand von Fahrzeugbatterien. Dennoch ist immer höchste Vorsicht geboten, wenn ein Handy brennt, vor allem in Innenräumen. Diese Gase sollten auf keinen Fall eingeatmet werden. Und sobald sich der Akku bei Hitze aufbläht, egal ob von Powerbank, Handy, Tablet, E-Reader oder Notebook, besteht akute Explosionsgefahr.

Wie halte ich mein Handy im Sommer kühl?

Das Handy sollte vor Sonnenwärme geschützt werden, die Lieblingstemperatur beträgt wie oben erwähnt 15 bis 25 °C. Das Handy sollte also nicht längere Zeit in der Sonne liegen und auch nicht direkt am Körper, also in der warmen Hosentasche, transportiert werden. Lieber in die Handtasche oder den Rucksack packen und zum Beispiel im Freibad in den Schatten bringen. Man kann es zusätzlich in ein Handtuch wickeln oder eben in den Rucksack packen. Viele Mobilgeräte schalten sich bei Überhitzung ohnehin selbsttätig ab. Tun sie das nicht, sollte man sie manuell ausschalten. Es dauert jedenfalls eine Weile, bis sie sich dann wieder auf Normaltemperatur abgekühlt haben und wieder in Betrieb genommen werden können. Hier kann man mit einem kühlen Luftstrom nachhelfen. Aber bitte nicht in den Kühlschrank legen!

Was muss ich beim Aufladen im Sommer beachten?

Das Handy am besten nie bei extremer Hitze oder bei extremer Kälte aufladen. Bei Kälte laufen die elektrochemischen Prozesse in der Batterie viel langsamer ab und es kann zur Abscheidung von metallischem Lithium kommen, das wiederum später Kurzschüsse verursachen kann. Ich empfehle immer die vom Hersteller empfohlenen Ladegeräte zu benutzen und einen Bogen um Eigenkonstruktionen oder billige Kopien zu machen.

Soll ich mein Handy immer voll aufladen?

Mein Tipp: Ladezustände von 20 bis 80 Prozent sind optimal für die Batterie, um eine lange Laufzeit zu gewährleisten. Die meisten Batterien arbeiten aber bereits mit intelligenten Ladestrategien. So bedeutet eine Ladestandsanzeige von 100 Prozent nicht unbedingt, dass der Akku auch wirklich zu 100 Prozent geladen wurde. Dementsprechend muss man sich auch nicht sorgen, wenn das Handy auch einmal über Nacht am Ladegerät hängt.

Man with glasses

Martin Wilkening leitet das Institut für Chemische Technologien von Materialien (ICTM) sowie das Christian-Doppler-Labor für Lithium-Batterien an der TU Graz. Nähere Infos zu verschiedenen Aspekten der Batterienforschung an der TU Graz finden Sie in Planet Research.

Kontakt

Martin WILKENING
Univ.-Prof. Dr.rer.nat.
TU Graz | Institut für Chemische Technologie von Materialien
Tel.: +43 316 873 32330
martin.wilkeningnoSpam@tugraz.at