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Was seriöse Zeitschriften bieten - und Predatory Journals nicht

Welche Funktionen Sie von seriösen Zeitschriften erwarten können, und was Ihnen Predatory Journals zu Ihrem Schaden vorenthalten, lesen Sie in unserem Blogbeitrag.

Funktionen wissenschaftlicher Zeitschriften

Die Funktionen, die eine Zeitschrift für Forschende übernimmt, können in mehrere Kategorien eingeteilt werden: Registrierung, Zertifizierung, Verbreitung und Archivierung. Predatory Journals erfüllen diese Aufgaben kaum oder gar nicht, da sie ausschließlich auf Profit und den persönlichen Gewinn der Betreibenden ausgerichtet sind. Meist verwenden diese das Geschäftsmodell, das dem von Open-Access-Journals entspricht: Die Autor*innen bezahlen für Veröffentlichungen Article Processing Charges (APCs). Dennoch können Predatory Journals nicht mit Open-Access-Zeitschriften gleichgesetzt werden. Open-Access-Zeitschriften bieten für die eingehobenen APCs die unten genannten Funktionen. Predatory Journals geben meist nur vor, diese zu leisten.

Registrierung

Durch die Einreichung eines Manuskripts bei einer seriösen Zeitschrift sichern sich die Autor*innen eines wissenschaftlichen Artikels gleichzeitig das Eigentum an der Idee. Durch einen Zeitstempel wird garantiert, dass denjenigen Forschenden das wissenschaftliche Ergebnis zugerechnet wird, die es zuerst eingereicht haben. Einreichungen können außerdem zurückgezogen werden.

Da Predatory Journals keine Strategie zur langfristigen Archivierung der Inhalte vorweisen, kann es im schlimmsten Fall – die Journal-Webseite ist nicht mehr zugänglich – dazu kommen, dass der Nachweis am Vorrang einer Idee nicht mehr nachvollzogen werden kann. Außerdem ist es bei Predatory Journals nicht immer möglich, den Artikel zurückzuziehen. Ist ein Manuskript eingereicht, kann die Veröffentlichung meist nicht mehr verhindert werden.

Zertifizierung

Die Zertifizierung eines Manuskripts stellt sicher, dass der Inhalt der guten wissenschaftlichen Praxis entspricht. Vorrangig dienen dazu Peer Reviews. Diese führen Forschende durch, die von den Zeitschriften angeworben und in ihrer Arbeit betreut werden. Peer Reviews verbessern einerseits die Qualität der eingereichten Manuskripte, in dem darauf geachtet wird, ob die Idee neu ist, das Studiendesign und die Methoden adäquat sowie ausreichend beschrieben sind, wichtige Ergebnisse anderer Studien berücksichtigt wurden und die Ergebnisse schlüssig sind und eindeutig präsentiert werden. Gleichzeitig kontrollieren Peer Reviewer in diesem Schritt, ob unlautere Praktiken wie Plagiate, Zitationsmanipulationen und Datenfälschung angewandt wurden. Auch die Ablehnung eines Manuskripts gehört hier zur Aufgabe einer Zeitschrift, wenn das Paper den wissenschaftlichen Standards nicht entspricht. Welche Art von Peer Review durchgeführt wurde – Single Blind, Double Blind oder Open Peer Review – spielt für die Qualitätsprüfung keine Rolle, sofern auch hier die gute wissenschaftliche Praxis eingehalten wird.

Neben der zentralen Qualitätskontrolle durch Peer Reviews leisten Zeitschriften bei der Zertifizierung noch weitere Arbeit, damit das Manuskript den Standards in der Forschung entspricht. Hierzu zählen vor allem Korrektorat und Lektorat durch Editor*innen. Diese verbessern das Manuskript bezüglich konsistenter Schreibweise, spüren aber auch generelle Probleme in Manuskripten auf. Dazu zählen Logikfehler oder falsche Schlussfolgerungen. Sie helfen Autor*innen außerdem dabei, ihre Ergebnisse präzise zu formulieren, um Unklarheiten zu vermeiden.

Bei Predatory Journals ist nicht klar erkennbar, ob sie Peer Reviews durchführen. Da Peer Reviews einen langen Prozess darstellen, kann aufgrund der Praxis bei diesen Zeitschriften, Manuskripte innerhalb von wenigen Tagen zu veröffentlichen, aber meist davon ausgegangen werden, dass kein adäquates Peer Review durchgeführt wurde. Um Forschende darüber hinweg zu täuschen, führen sie auf ihren Webseiten entweder fiktionale Peer Reviewer an oder behaupten, etablierte Forschende als Peer Reviewer angeworben zu haben. Ob diese tatsächlich ihr Einverständnis gegeben haben, dort aufzuscheinen, oder ob diese Peer Reviews für den Raubverlag durchführen, kann nicht nachvollzogen werden. Die Qualität eines Manuskripts wird in vielen Fällen also nicht kontrolliert, wodurch auch Studien veröffentlicht werden, die mit unethischen Methoden durchgeführt wurden – Plagiate, Fälschung von Forschungsdaten usw. – oder schlicht eine schlechte Qualität aufweisen. Die Annahmequote ist daher sehr hoch und liegt bei manchen Zeitschriften bei 100 Prozent. Lektorat und Korrektorat sind ebenso Leistungen, die Predatory Journals oft nur vorgeblich bieten.

Verbreitung

Nach der Qualitätskontrolle und der Annahme des Manuskripts ist eine Zeitschrift für die Verbreitung der wissenschaftlichen Ergebnisse zuständig. Der von den Autor*innen überarbeitete Artikel erhält von der Zeitschrift ein adäquates Layout, das deren Stil entspricht, und wird in einer Ausgabe der Zeitschrift gedruckt oder online publiziert. Zusätzlich werden Artikel aus seriösen Zeitschriften in etablierten wissenschaftlichen Datenbanken indiziert. Damit erreichen wissenschaftliche Ergebnisse ihre Zielgruppe – vorrangig andere Forschende, aber auch Medien und die interessierte Öffentlichkeit.

Ist ein Artikel in einer Raubzeitschrift publiziert und die APCs bezahlt, ist nicht klar, inwieweit sich die Zeitschrift um die Verbreitung kümmert. Der Artikel wird meist auf der eigenen Webseite veröffentlicht, aber aufgrund der ungeprüften Qualität nicht in etablierten Datenbanken indiziert. Zudem erhält der Artikel kein entsprechendes Layout. Abgesehen von der Webseite der Zeitschrift ist der Artikel meist an keinem anderen Ort auffindbar. Die Sichtbarkeit des Artikels bleibt daher sehr gering.

Archivierung

Die Zeitschriften sind am Ende des Publikationsprozesses dafür zuständig, dass bereits erschienene Artikel weiter zugänglich bleiben. Dieser letzte Schritt ist für die wissenschaftliche Arbeit insbesondere wichtig, da auf diese Weise Forschungsergebnisse nicht verloren gehen und in weiteren Forschungsarbeiten auf diese aufgebaut werden kann. Einerseits kommen Zeitschriften dieser Aufgabe nach, indem sie die Artikel in einer Zeitschrift drucken und diese – oft auch kostenpflichtig – verbreiten. Doch auch die Sicherung von Onlinepublikationen gehört zu diesem Schritt. Zeitschriften archivieren Artikel dafür auf verlagseigenen Plattformen.

Bei Predatory Journals ist die langfristige Verfügbarkeit nicht garantiert, da der Artikel meist ausschließlich auf der eigenen Webseite publiziert wird. Die Zeitschrift kann den Artikel jederzeit von der Seite nehmen. Außerdem ist es möglich, dass die gesamte Webseite schlicht vom Netz genommen wird. Das Paper ist danach nicht mehr auffindbar und kann nicht mehr für weitere Forschungen genutzt werden.

Fazit

Die Funktionen, die seriöse Zeitschriften Forschenden bieten, täuschen Predatory Journals nur vor. Das bedeutet vor allem, dass bei Predatory Journals eine adäquate Qualitätskontrolle, die für die gute wissenschaftliche Praxis erforderlich sind, nicht garantiert ist. Daher werden andere Forschende die Ergebnisse von in Raubzeitschriften veröffentlichen Studien in Zweifel ziehen – wodurch eine erhebliche Rufschädigung entstehen kann. Eine eingehende Prüfung von Zeitschriften ist vor der Einreichung eines Manuskripts daher dringend empfohlen. Wie Sie Predatory Journals erkennen und meiden können, lesen Sie daher in unserem zuletzt veröffentlichten Blogbeitrag.

Links

Mehr zu den Funktionen von Zeitschriften:
European Commission (Directorate-General for Research and Innovation) Future of Scholarly Publishing and Scholarly Communication. Report of the Expert Group to the European Commission, Seite 24. DOI: 10.2777/836532
 

Michaela Zottler ist Bibliothekarin an der TU Graz. Sie unterstützt Forschende und Studierende bei Literaturrecherchen und Fragen zu wissenschaftlichen Publikationen.
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