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Die TU Graz trauert um Altrektor Ludwig Breitenhuber

05/02/2021 | TU Graz news | Universität

By Dr. Bernhard Reismann und Barbara Gigler

Der Kernphysiker und Altrektor der TU Graz Ludwig Breitenhuber verstarb am 23. April 2021 im 96. Lebensjahr in Graz.

Altrektor Ludwig Breitenhuber bei seiner Inauguration zum Rektor der TU Graz im Jahr 1977 ©TU Graz

Professor Dr. Ludwig Breitenhuber war ein bedeutender Kernphysiker und Pionier des Strahlenschutzes in der Steiermark. Er wurde mit dem großen silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Von 1977 bis 1979 war Ludwig Breitenhuber Rektor der Technischen Universität Graz und zuvor in zwei Funktionsperioden – 1973 bis 1974 und 1975 bis 1976 – Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften. Ludwig Breitenhuber lehrte in den Fächern Theoretische Physik und Kernphysik.

Nach der Kriegsmatura im Jänner 1944 und dem unmittelbar darauffolgenden Fronteinsatz, studierte Ludwig Breitenhuber nach Kriegsende an der Karl-Franzens-Universität Graz Physik, Mathematik und Chemie. An derselben Universität wurde er mit einer Dissertation zur Hochfrequenztechnik im April 1951 zum Doktor rer. nat. promoviert. Ab Mai 1952 war Breitenhuber als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Anorganische und Analytische Chemie tätig, wobei er sich vor allem mit thermodynamischen Fragen und Problemen der Mischphasen befasste. Danach arbeitete er ab 1. Oktober 1955 als Assistent am Institut für Theoretische Physik.

Ab dem 1. Dezember 1956 war Ludwig Breitenhuber als Assistent, ab 1962 als Oberassistent für Theoretische Physik an der Technischen Hochschule Graz bei Professor Ernst Ledinegg tätig, befasste sich dort zunächst mit Mikrowellen, bald aber auch mit Reaktorphysik, und blieb in dieser Anstellung bis 1967 beschäftigt. Nach seiner Habilitation im Februar 1959 arbeitete er an der Technischen Hochschule Graz bis 1970 auch als Dozent für Theoretische Physik und war zusätzlich als Lehrbeauftragter für Spezielle Kapitel der Theoretischen Physik tätig. Ende Jänner 1960 wurde seine venia legendi auch auf die Karl-Franzens-Universität Graz ausgeweitet, wo er in der Folge ebenfalls einem Lehrauftrag nachkam. 1964 wurde Breitenhuber Leiter der Abteilung Reaktorphysik am Reaktorinstitut der Technischen Hochschule Graz. Bereits 1966 wurde er zum Titular - a. o. Professor für Theoretische Physik ernannt, und baute ab dem 19. Jänner 1970 als Leiter der Lehrkanzel und des Instituts für Kernphysik selbiges auf. Im Jahr 1972 zum o. Professor für Kernphysik avanciert, bekleidete er diesen Lehrstuhl bis zu seiner Emeritierung mit 30. September 1994.

International anerkannter Experte für Reaktorphysik

Breitenhuber befasste sich ab etwa 1960 intensiv mit der Reaktorphysik und bildete sich in diesem Bereich ständig weiter. So besuchte er unter anderem bereits 1961 einen Reaktor- und Isotopenkurs im bekannten Atomic Energy Research Establishment (A.E.R.E.) in Harwell in Didcot in England, dem Hauptzentrum für Atomenergieforschung in Großbritannien. Studienreisen und Fachtagungen führten ihn ab dem Jahr 1963 unter anderem nach München-Garching zum dortigen Forschungsreaktor, aber auch in die Schweiz. Als Fachautor, Referent und Vortragender sowie als Wissenschafter von Format wurde Ludwig Breitenhuber bereits 1962 auch außerhalb Österreich bekannt und anerkannt.

Pionier des Strahlenschutzes in der Steiermark

Bereits nach der Übernahme des Grazer Instituts im Jahr 1970 baute Ludwig Breitenhuber die erste und einzige österreichische Forschungsgruppe auf dem Gebiet der Strukturuntersuchung der Materie durch Positronenvernichtungsstrahlen auf. Auch der Strahlenschutz in der Steiermark wurde durch ihn seit etwa 1960 institutionell aufgebaut. In diesem Zusammenhang verfasste er zahlreiche Gutachten, konstruierte den ersten großen Strahlenschutzbunker der VEW und hielt bis zum Beginn der 1980er-Jahre über 900 Strahlenschutzkurse für Ärzt*innen, Radiotechnische Assistent*innen und Medizinisch-Technische Assistent*innen ab.
Im Zusammenhang mit dem großen Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 war es Ludwig Breitenhuber, der mit seinen Mitarbeiter*innen bereits am 30. April 1986 alle am Institut vorhandenen Messeinrichtungen betriebsbereit machte und erste Proben auswertete. Gemeinsam mit der staatlich autorisierten Prüfstelle des Landes Steiermark für Strahlenschutz und Strahlenmesstechnik am LKH Graz konnten damit bereits am 30. April nachmittags die ersten Messergebnisse zur Verfügung gestellt werden.

Für seine zahlreichen Verdienste wurde Ludwig Breitenhuber im Juni 1982 mit dem großen silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
Ludwig Breitenhuber verstarb am 23. April 2021.

Die TU Graz wird ihrem verstorbenen Altrektor stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und seinem Freundeskreis.

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