LV Holzbaupraktikum 1 & 2

Freude am Arbeiten mit Holz
Es ist nicht zu leugnen und noch weniger zu übersehen. Das Industrielle beeinflusst unser Denken und bestimmt unser Handeln im Baugeschehen. Standardisierung, Vorfertigung und Digitalisierung sind jene Schlagwörter, die uns täglich und unüberhörbar treffen. Als selbstverständlich nehmen wir es hin, dass das Bauen an sich und im Besonderen mit Holz quasi nur noch als ein Montagevorgang von industriell (vor-)gefertigten Holzbauprodukten und -elementen verstanden wird. Neben dieser allein effizienzbehafteten Tätigkeit übersehen wir allerdings die baukulturelle Bedeutung unseres Tuns.
Es scheint daher mehr als notwendig zu sein, sich neben dem industriell getriebenen auch dem handwerklichen Holzbau zu widmen. Das Bauen, noch immer ein analoger Vorgang, verlangte stets auch dieses handwerkliche Können. Und genau darum geht es in den Lehrveranstaltungen Holzbaupraktikum 1 und 2. Selbstverständlich kann es nur eine Einführung und ein Vermitteln der Grundlagen sein, die das Handwerk des Holzbauers (auch "Zimmerers") und des Tischlers umfassen. Aber erst über das eigene Tun kann eine Wertschätzung für diese Handwerkskünste erwachsen.

Holzbaupraktikum 1 [208.454 | 1,5 SE | 2,0 ECTS] [Zimmererhandwerk]
LV-Leitung: G. Schickhofer
Inhaltliche Leitung vor Ort [LBS Murau]: ZM R. Schweiger, [Mitwirkung: P. Schickhofer, BA], [Organisation M. Gstettner]
Im Rahmen des Holzbaupraktikums 1 wird den Studierenden das Handwerk des Holzbauers (auch "Zimmerers") näher gebracht. In Kooperation mit der Landesinnung Holzbau Steiermark und der Landesberufsschule (LBS) Murau haben die Studierenden die Möglichkeit, sich im Umgang mit den Handwerkszeugen und Maschinen des Holzbaumeisters zu bilden. Nach einer Einführung und -schulung in diese, wird den Studierenden die Möglichkeit geboten, unter Anleitung zweier Zimmermeister und Lehrer der LBS Murau ein kleines aber immer mit vielen Feinheiten behaftetes Holzobjekt handwerklich im Team zu fertigen.

Holzbaupraktikum 1 - 2023 | 27. Februar bis 10. März 2023:
Objekt'23: "Lese-Pavillon in Lärche" [nach Plänen einer Bestandserfassung und -analyse eines Pavillons, errichtet im Jahre 1913] 


Vertäfelung
 


HBP1-Team 2023 mit fertiggestelltem Pavillon
 

Was geschah danach?

Das Werk an der LBS Murau war vollendet und die Studierenden waren zurecht Stolz auf ihren Pavillon. Damit war die Lehrveranstaltung abgeschlossen und diese konnte für alle mit einem "Teilgenommen" beurteilt werden. Für uns, die Leiter der LV, begann eine neue Phase, denn, was sollte nun weiter mit diesem "Lese-Pavillon" geschehen? Nach dem Abbau und dem Transport nach Graz wurden die Einzelelemente vorerst in einem witterungsgeschützten Bereich des BTZ gelagert.

Ein Aufstellungsort wollte nun gefunden werden. Es dauerte nicht lange und unser Angebot, diesen an eine Schule zur Nutzung zu vergeben, fiel auf fruchtbaren Boden. Die BAfEP Graz stellte einen geeigneten Platz zur Verfügung und es begannen die Überlegungen zur Umsetzung. Nach vorbereitenden Arbeiten im Hause konnten bereits in der letzten Maiwoche die Fundierungs-arbeiten abgeschlossen werden.

Unmittelbar danach wurden die Einzelelemente zur Baustelle gebracht und mit dem Aufbau der Holzkonstruktion begonnen. Den Abschluss bildete die Verschalung des Dachwerks, welche zu-gleich als Oberfläche zum Aufbringen der Dachdeckung diente. In diesem Zusammenhang sei den Lehrkräften und Schülern der Landesberufsschule Graz - Fachbereich: Dachdecker und Spengler - gedankt, die als ihre Abschlussarbeit die Eindeckung des Pavillons übernahmen. Abschließend erfolgten das Herstellen des Fußbodens in Form eines Ziegelbelages, die Reinigungs- und Finalisierungsarbeiten.

G. Schickhofer, Graz, 6. Juli 2023


Pavillonboden
 


fertiggestellter Pavillon
 

Holzbaupraktikum 1 - 2024 | 26. Februar bis 8. März 2024:
Objekt'24: "Anschlagtafel für die Evangelische Pfarrgemeinde Graz Eggenberg nach dem Entwurf von S. Leahy und P. Schickhofer"
Ergänzungobjekt'24: "Bar für den Verkehrswesen-ZS"

Ausgangssituation für das diesjährige Projekt 2024 war der Wunsch von Pfarrer F. Eckhardt von der Christus Kirche Graz Eggenberg, die in die Jahre gekommene metallene und bereits vom Rost angegriffene Anschlagtafel, gegen eine neue in Holzbauweise auszutauschen. S. Leahy und P. Schickhofer machten sich ans Entwerfen und schlugen dem Pfarrgemeinderat eine Neugestaltung des gesamten Zugangsbereiches zur Kirche vor, worin auch die gewünschte Anschlagtafel nicht fehlen durfte. Nach einigen Besprechungen war man sich einig und konnte zur Umsetzung schreiten. Ein angefertigtes Modell, Diskussionen und Skizzen zur Konstruktion und zur Verbindungstechnik sowie die Festlegung der Abmessungen lieferten die Grundlagen für den Holzauszug, nach dem letztlich die Holz(arten)auswahl - Fichte, Lärche, Robinie - und der Zuschnitt erfolgten.

G. Schickhofer, Graz, 13. März 2024


Anschlagtafel für die Evangelische
Pfarrgemeinde Graz Eggenberg
[Bild: G. Schickhofer]


Innungsmeister DI O. Beer: "Ein Grad 
Dachneigung bedeutet ein zusätzliches Jahr
Lebensdauer." [Bild: F. Reißner]


Bar für den Verkehrswesen-Zeichensaal
[Bild: G. Schickhofer]


HBP1-Team 2024 hinter der fertiggestellten
Bar [Bild: F. Reißner]

Holzbaupraktikum 2 [208.551 | 1,5 SE | 2,0 ECTS] [Tischlerhandwerk]
LV-Leitung: G. Schickhofer
Inhaltliche Leitung vor Ort [OE_208]: TM B. Heissenberger [Mitwirkung: M. Gstettner]
Bereits im SS 2022 begannen unter der Leitung von TM Ing. B. Heissenberger und der tatkräftigen Mitwirkung von DI M. Gstettner und P. Schickhofer, BA die Adaptierungsarbeiten zur Erweiterung der Holzwerkstätte des Instituts für Holzbau und Holztechnologie. Fünf, sowohl mit europäischen als auch japanischen Handwerkzeugen ausgestattete, Arbeitsplätze - vier weitere werden noch hinzukommen - stehen nun den am Handwerk interessierten Studierenden zur Verfügung.

Werkzeugwand
 

Werkstatt mit den 5 Arbeitsplätzen | Hobelbänken
 

 

Blick auf die erstmals im WS 2022|23 abgehaltene LV:
Nach einer kurzen Einführung in den "richtigen" Umgang mit dem vorliegenden Handwerkzeug des Zimmermanns und Tischlers konnten die Teilnehmer ihr Können unter Beweis stellen. Über-raschend schnell traten die wohl jedem Menschen innewohnenden handwerklichen Fähigkeiten zutage und mit einer sich täglich steigernden Freude am Tun konnte jeder Teilnehmer seine Fertigkeiten an verschiedenen Werkstücken unter Beweis stellen. Das "Gesellenstück" - eine Schatulle - bildete den würdigen Abschluss dieser zwei sehr intensiven Wochen in unserer neu eingerichteten Holzwerkstätte.

Holzbaupraktikum 2 - 2023 | 6. Februar bis 17. Februar 2023:
Objekt'23: "Schatulle in Fichte" [nach Plänen zum Gesellenstück der Tischler]


TM B. Heissenberger erklärt die Werkzeuge
 


HBP2-Team 2023 mit fertiggestellten Schatullen
 

Holzbaupraktikum 2 - 2024 | 12. Februar bis 23. Februar 2024:
Objekt'24: "Schatulle in Fichte" [nach Plänen zum Gesellenstück der Tischler]


Schatulle
 


HBP2-Team 2024 mit fertiggestellten Schatullen
 

Holz. Vieles weich, manches hart.
Bearbeitet, Tag um Tag. Geschnitten, gestemmt, geschliffen.
Zinken, Versätze, Schweife, Schlitze und Zapfen.
Viele Späne, viel Staub. Viel Kraft geraubt.
Lange Tage, viel gelernt.
Sägen, Zwingen, Stemmeisen, Schleifpapier, Winkel und Zirkel.
Eine Truhe zum Abschluss – gefüllt mit Er- und Gelerntem,
gebaut mithilfe all dem Obenstehenden.
Kleine Gruppe, viel Zeit.
Staub in den Lungen, Erlerntes für immer bei uns. 

[F. Steinberger, LV-Teilnehmer]