Stadtforschung

© Manfred Omahna
Die Analyse von Beziehungen zwischen Stadträumen und Menschen sind derart komplex und vielseitig, dass ein fächerübergreifendes Arbeiten längst zur Praxis vieler Fachbereiche gehört, die sich mit Raumanalysen beschäftigen. Im Zentrum des Interesses der Stadtforschung steht die Analyse von Prozessen, die das Werden der architektonischen Gestalt ebenso wie die Betrachtung des gesellschaftlichen Handelns im gebauten Raum leiten. Besonders die Chicagoer Schule der Stadtsoziologie ist aus dem Interesse an Sichtweisen und Lebensformen der urbanen Bevölkerung hervorgegangen, die auch Gestaltung und Planung maßgeblich beeinflusst hat. Gegenwärtig differenzieren sich unterschiedliche methodische und thematische Zugänge zur Stadt in der Urbanistik, der Stadtentwicklung, der Stadtgeographie, der Stadtsoziologie, der Stadtethnologie u.a. Die Stärke der „Stadtethnologie“ liegt vor allem in der Analyse von Problemen und Prozessen auf lokaler Ebene – aber auch in der Diskussion über einen „Habitus der Stadt“. [VO Stadtforschung] Das Naheverhältnis von Kulturanthropologie und Architektur ist in der perspektivischen Differenz verwandter Themenfelder zu finden, nämlich, dass gebaute Räume gesellschaftliche Dynamik strukturieren und dass kulturelle Ordnungen an gebauten oder gestalteten Umweltbedingungen orientiert sind. Die Veränderung in der Zeit und menschliche Kognitionsprozesse verlangen nach einem dauernden Aushandeln zwischen Mensch und Umwelt. Für Architekten ist Stadtforschung, ähnlich wie für Stadtforscher Architektur ein immer wieder auftretendes Thema wissenschaftlicher Reflexionsprozesse. [AK Ethnographische Methoden] Wie ein Haus, ein Stadtteil, eine Straße technisch zu konstruieren ist, unterscheidet sich grundsätzlich von sozialen oder kulturellen Praktiken, wie sich Menschen diese techno-logischen Räume aneignen. Die Logik qualitativer Erlebnisse menschlicher Raumaneignung ist von der Logik des „Zusammenbauens“ materieller Entitäten verschieden – das trennt beispielsweise die Fachbereiche Kulturanthropologie und Architektur in ihren Grundsätzen. Aufgrund ihrer inhaltlichen und thematischen Überschneidungen jedoch ist es für das Fach Kulturanthropologie sowie für das Fach Architektur erkenntnistheoretisch erfolgsversprechend, sich zumindest temporär mit den jeweils anderen Zugängen auseinanderzusetzen.