Warum sollte man sich als heutige Architekt:in, die den Blick in die Zukunft richtet, mit der Vergangenheit auseinandersetzen? Was bringt die Kenntnis der Architektur- und Kunstgeschichte für unser heutiges Entwerfen? Ist die Auseinandersetzung mit vergangenen Architekturen und Kunstwerken mehr als ein lang geübtes akademisches oder bildungsbürgerliches Pflichtprogramm? Und: Wo liegt die Relevanz des Gestrigen für unsere entwerferische Praxis von morgen? ...

Die Vorlesungsreihe zur „Architektur- und Kunstgeschichte der Gegenwart“ wird sich diesen Fragen stellen und exemplarisch versuchen (eine) Architekturgeschichte anhand von ausgewählten Objekten aus unterschiedlichen Zeiten und ihrem Bezug zur Gegenwart zu erzählen. Wir werden erkennen, dass Entwurfsfragen bzw. Entwurfsprobleme permanent sind und betrachten, ohne chronologische Ordnung, stilistisch unterschiedliche aber im Kern verwandte Architekturen. Wir suchen Bezüge zwischen Objekten, Gebäuden und Werken und erkennen die immanenten Entwurfsgedanken, Entwurfsbedingungen und deren Folgen. Der architektonische Bestand, ob gebaut oder ungebaut, Realität oder Utopie, Idealvorstellung oder Normalergebnis weist uns dabei auf formale, theoretische, konstruktive, gesellschaftliche, ökonomische Bedingungen und Entwurfsansätze hin, welche die Architekturgenese seit jeher grundlegend bestimmen.

Ausgehend von aktuellen Architekturbeispielen und künstlerischen Projekten der Gegenwart blicken wir zurück auf relevante Architekturen unterschiedlicher Maßstäbe, Nutzungen und stadträumliche Situationen. Aus der Kenntnis und dem Verstehen von Bestehendem aus Architektur- und Kunstgeschichte(n) erweitern wir unseren Referenzraum für kommende Entwürfe, um bereits Gedachtes und Gebautes weiterzudenken.

Vortragender Matthias Castorph


Die Stadt wird geprägt vom Zusammenwirken des öffentlichen Raumes, den Bauwerken und den Nutzungen. Wie hat sich das Umfeld entwickelt in dem wir leben und uns täglich bewegen? Diesem Zusammenspiel gehen wir in der Lehrveranstaltung „Analyse historischer Architektur“ nach und beschäftigen uns in diesem Semester mit Platz- und Straßenräumen des rechten Murufers, der Murvorstadt.

Die Murvorstadt, das heutige Lend- und Griesviertel, lag einst außerhalb der Stadtmauern. Nach welchen Parametern entwickelten sich Straßen und Plätze? Welche Auswirkungen hatte das auf den Charakter der Viertel und auf die städtebauliche Entwicklung? Wie sieht das Zusammenspiel zwischen Bauwerk und Stadtraum konkret aus? Welche Nutzungen wurden ermöglicht? Wir beginnen unsere Auseinandersetzung im realen Stadtraum der Gegenwart und tasten uns an dessen Ursprünge heran. Die Dokumentation des Vorgefundenen und die Arbeit mit Archivmaterial, wie historischen Karten, Bauakten, Postkarten und Fotos, bilden die Grundlage für die Analyse. Dabei interessieren uns die städtebauliche Entwicklung des Quartiers genauso, wie die Entwicklung ausgewählter Gebäude. Der Blick geht vom Großen ins Detail.

Wir analysieren unsere Funde und setzen sie in Kontext. Stadträumliche Entwicklungen und deren Auswirkungen werden verknüpft. Die Entwicklung der Stadt wird an konkreten Plätzen nachvollziehbar.

Lehrende Christina Aschauer, Michael Hafner, Peter Pretterhofer, Martina Thaller

Anmeldung ab 15ten Februar 2022

Einführung 1ter März 2022


Die räumliche, architektonische und soziologische Vermessung der Tankstellen ist das Thema dieses Semesters. In den an das Projekt gebundenen Wahlfächern „Workshop Ethnographischer Methoden“ und „AK Stadtforschung“ werden die Grundlagen für den späteren Entwurf erarbeitet werden. Entwurfs- und Untersuchungsgebiet ist das Grundstück an der Ecke Seebachergasse-Elisabethstraße, an der sich aktuell eine OMV-Tankstelle befindet.

In unserem Entwurf gehen wir davon aus, dass es den heutigen Benzin-Stopp so nicht mehr geben wird und E-Tanken sich immer mehr in private Garagen und auf öffentliche Parkplätze verlagert. Die Tankstelle wird wohl in ihrer heutigen Form verschwinden.

Unser Grundstück, das zwischen einer gründerzeitlichen Blockrandbebauung und einer historischen Stadtvilla liegt, wird einer Stadtreparatur unterzogen.

Ziel des Entwurfs ist es, die stadträumliche, architektonische und soziale Lücke, welche eine Tankstelle hinterlässt, zu beplanen. Der Entwurf wird in allen Maßstäben durchdrungen. Vom stadträumlichen Konzept zur Frage des Programms und der Raumorganisation bis hin zu Konstruktion, Material und Atmosphäre. Den Gruppen aus zwei Personen stehen die Werkzeuge Modell, Plan, Bild und Sprache zur Verfügung.

Lehrende Matthias Castorph, Michael Hafner

Vorstellung 28ter Februar 2022

Anmeldung 01ter März 2022

Einführung 02ter März 2022


Dieser Workshop will einen Einblick in die Stadt- und Architekturethnographie vermitteln. Ethnographische Methoden wurden ursprünglich dafür entwickelt, die Organisation und Funktionsweise fremder Ethnien und Gruppen zu untersuchen. Sie können jedoch nicht nur in der Fremde zur Anwendung kommen, sondern durchaus auch zur Untersuchung und Beschreibung des Eigenen herangezogen werden. Methoden wie die teilnehmende Beobachtung, das Erstellen von Feldnotizen und Listen, das Mapping, das Führen von Interviews, das Sammeln von Gegenständen sowie die dichte Beschreibung eignen sich durchaus auch, um sich Städten und Stadtvierteln, aber auch ganz konkreter Architektur zu nähern. In diesem Semester werden wir uns vor allem für die Tankstelle als konkreten Ort interessieren. In welchem Zusammenhang steht die Tankstelle mit ihrer Umwelt? Welche verschiedenen Situationen lassen sich an einer Tankstelle beobachten? Wie läuft eigentlich das Tanken oder das Autowaschen praktisch ab? Wie stellen sich Menschen an einer Kasse an? Und welchen Einfluss hat die Architektur dabei auf alltägliches Verhalten? Derartige Fragen aus dem Umfeld von Stadtethnographie und Alltagssoziologie werden auf dem Programm stehen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Lehrende Gastprofessor Julian Müller

Vorstellung 28ter Februar 2022

Anmeldung 01ter März 2022

Einführung 02ter März 2022


Von der Stadt ist seit jeher eine enorme Faszination ausgegangen. Ob in der Literatur oder in der Wissenschaft, die Stadt gilt als jener Ort, an dem sich Fremde begegnen, an dem Unvorhergesehenes passiert, an dem Revolutionen stattfinden, Moden entstehen und Börsenticker ticken. „Why go to the North Pole or climb Everest for adventure when we have Chicago?“, hat Robert E. Park, Mitbegründer der Großstadtforschung, einst behauptet. Die wirklichen Abenteuer fänden seiner Ansicht nach nirgendwo anders statt als in der modernen Großstadt; weswegen Park seine Studierenden einst angewiesen hat, sich doch einmal das alltägliche Leben an den Straßenecken, in den Spielhallen, Bordellen, Hotels und Schlachthöfen genauer anzusehen. Was aber macht eine Stadt zu einer Stadt? Wieso geht von der Stadt seit jeher eine so große Faszination aus? Über welche Bilder von Stadt verfügen wir? Diesen Fragen wollen wir in diesem Semester anhand klassischer Beiträge der Stadtforschung und Stadtsoziologie nachgehen, uns darüber hinaus aber auch für Darstellungen von Stadt in der Kunst-, Literatur- und Filmgeschichte interessieren.

Lehrende Gastprofessor Julian Müller

Vorstellung 28ter Februar 2022

Anmeldung 01ter März 2022

Einführung 02ter März 2022


Die alltäglichen Elemente des Stadtraums sind Abbild unserer kulturellen Entwicklung. Viele davon verschwinden, ohne dass ihnen Bedeutung beigemessen wird und sie dokumentiert werden.

Die Folgen der Mobilität des 20. Jahrhunderts haben das Ende der Tankstelle eingeläutet und drohen zu verschwinden. Um dem entgegenzutreten, behandeln wir in der Lehrveranstaltung „Bauen im Denkmal“ die Tankstelle als Denkmal von morgen – als Werk, das im Laufe der Zeit eine kulturelle Bedeutung bekommen wird und setzen uns für eine proaktive Denkmalpflege ein. Wir dokumentieren Elemente des Alltags vor ihrem Verschwinden und betrachten die Tankstelle der Jahrtausendwende, wie sie unseren Stadtraum prägt.

Unser Blick richtet sich auf das Bauwerk, sein Umfeld und seinen soziokulturellen Beitrag. Wir dokumentieren Orte in Graz und erstellen Bestandsaufnahmen von Tankstellen. Diese Analyse bildet die Grundlage für die Entwicklung von Nachnutzungsszenarien. Im Mittelpunkt unserer Betrachtung steht: Wie sind diese alltäglichen, standardisierten Gebäude aufgebaut? Wie reagieren die Bauwerke auf ihr Umfeld? Gibt es Besonderheiten, die sich durch den jeweiligen Standort ergeben? Wir erkennen die Qualitäten dieser Bauwerke des Alltags und stellen uns folgende Fragen: Wie kann eine Nachnutzung aussehen, die sich in den Bestand integriert? Welche Möglichkeiten und Änderungen ergeben sich für das Umfeld?

In Kleingruppen analysieren wir Archivmaterial und Vorgefundenes,   entwickeln Zukunftsszenarien und entwerfen eine Nachnutzung der Tankstelle - das Denkmal von morgen.

Lehrende Christina Aschauer, Matthias Castorph

Anmeldung ab 15ten Februar 2022

Einführung 22ter März 2022


In AK Planungsgeschichte interessieren wir uns für die Stadtentwicklung und das Stadtwachstum von Graz. Im Mittelpunkt unserer Untersuchungen steht dabei exemplarisch das Gebiet südlich der ehemaligen Bastion von Graz, mit dem Opernring, dem Jakominiplatz und den südlich angrenzenden Bereichen. Dieser Stadtteil von Graz, der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit gründerzeitlichen Gebäuden im Quartier bebaut wurde und die bestehenden Flächen und Gebäude durch das Stadtwachstum überlagerte, ist Ausgangspunkt für unsere Case Studies. Diese Überlagerungen sorgen dafür, dass bis heute „merkwürdige“ Situationen entstehen, die man sich auf den ersten Blick nicht erklären kann. Um diesen Merkwürdigkeiten im Stadtteil Jakomini auf den Grund gehen, wollen wir uns in diesem Semester diese Fragen stellen:

Wie entwickelte sich das jeweilige Quartier? Welche Logik und städtebaulichen Leitideen sind dieser Entwicklung hinterlegt? Wie sind die heutigen Straßen und Wege in diesem Stadtteil entstanden? Was sind die Gründe für bestimmte Formen und Besonderheiten im Stadtgrundriss? Was entstand hier über die Zeit durch Wachstum, Verdrängung, Zerstörung? Lassen sich die Bedingungen der Entwicklung aus alten Plänen ablesen?

Wie lässt sich dies anhand von Stadtplänen, Archivalien, ausgewählter Fotos, Postkarten und Literatur etc. nachvollziehen? Wie können wir Stadtwachstum und Veränderungen im Stadtkörper von damals bis heute dokumentieren? Kann diese Analyse für den heutigen architektonisch-städtebaulichen Entwurf relevant werden?

Dabei steht das Ensemble und die stadträumliche Disposition im Mittelpunkt des Seminars, weniger das Einzelbauwerk, dem üblicherweise die Aufmerksamkeit gilt. Gemeinsam untersuchen wir diese Fragen und erarbeiten experimentell Materialien für einen zukünftigen „Stadtatlas“ von Graz.

Lehrende Svenja Hollstein

Einführung, ab 22ter März 2022,16:00 Uhr


Während unserer Exkursion in München vom 02. bis 06. Mai, wollen wir uns die Frage stellen, welche Möglichkeiten es gibt an bereits bestehende Strukturen architektonisch anzuknüpfen. Diese Untersuchungen gehen von Stadterweiterungen und Konversionsgebieten bis ins einzelne Haus. Es geht vom Kleinen ins Große und wieder zurück. Vom Ledigenheim bis zur Alten Heide und vom FC Bayern Flagshipstore bis zum neuen Werksviertel. Dabei werden uns auf unserem Weg die folgenden Experten begleiten und unseren Diskurs bereichern:

Claudia Bethcke vom Verein Ledigenheim

Johannes Ernst von Steidle Architekten

Andreas Hild von Hild und K Architekten

Charlotte Meyer / Patrick von Ridder von Palais Mai

Martin Rössler von der Denkmalbehörde

Franz Schiermeier vom Franz Schiermeier Verlag

Lehrende Svenja Hollstein

Startpunkt

Montag, dem 02. Mai um 15:00 Uhr

Stadtplanungsamt, Blumenstraße 28, 80331 München