Modell für die Rahmenbedingungen eines differenzierten Risikomanagementansatzes für Eisenbahninfrastrukturprojekte mit Fokus auf die Planungsphasen bis zur Vergabe

Schlickenrieder, Magdalena

Kurzfassung (deutsch)
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Risikomanagement in Bauprojekten hat in den letzten 10 bis 15 Jahren, besonders aus dem Blickwinkel des Auftragnehmers, enormen Zuwachs verzeichnen kön-nen. Dabei herrscht in der Fachwelt Einigkeit darüber, dass das Risiko-management bereits in den Planungsphasen beginnen soll, da in diesen bekanntlich der größte Einfluss auf eine erfolgreiche Projektabwicklung, d. h. auch Kosten- und Termineinhaltung, gegeben ist. Speziell Eisenbahninfrastrukturprojekte sind meist durch sehr lange Planungsphasen gekennzeichnet und schreiben oft negative Schlagzeilen mit erheblichen Kosten- und Terminüberschreitungen. Daher verfolgt diese Arbeit das Ziel, den aktuellen Stand des Risikomanagements in frühen Projektphasen (Planungsphasen bis zur Vergabe) von Eisenbahninfrastrukturprojekten zu erheben, daraus einen Handlungsbedarf abzuleiten und in weiterer Folge für die Vielzahl von Eisenbahninfrastrukturprojekten ein Modell für einen „ganzheitlichen, systematischen und aktiven“ (= differenzierten) Risikomanagementansatz zu entwickeln. Der Betrachtungsschwerpunkt im Risikomanagementprozess liegt somit auf den Prozessschritt „Rahmenbedingungen“ aufsetzen. Mit einer „ganzheitlichen“ Be-trachtung wird gewährleistet, dass Risiken in Projekten nicht nur hinsichtlich der Endziele (wie z. B. Inbetriebnahmetermin und Gesamtkosten), sondern auch hinsichtlich geeigneter Zwischenziele betrachtet sowie außerdem gesteuert werden. Ein „systematischer“ Risikomanagementansatz zielt dabei auf ein strukturiertes Risikomanagement mit einer projektspezifischen Ausrichtung, d. h. unter der Berücksichtigung von Projektmerkmalen und Projektzeitpunkt, ab. Ein „aktiver“ Risikomanagementansatz soll die vollständige Integration in das Projektmanagement sicherstellen, indem es sich vom „reinen Berichtswesen“ entfernt. Diese Aspekte verfolgen das Ziel, das Risikomanagement bereits in den Planungsphasen von Eisenbahninfrastrukturprojekten akzeptanzfördernd und praktikabel aufzusetzen, um einen Beitrag zur Unterstützung eines erfolgreichen Projektabschlusses zu leisten.
Dazu werden eingangs projektspezifische Grundlagen zum Thema Ei-senbahninfrastruktur, Projektmerkmale und -klassifizierung, Projektpha-sen, Projektbeteiligte und mögliche Organisationsformen sowie zum Risikomanagement dargestellt. Im Anschluss folgt eine Analyse der For-schung und der Praxis im Risikomanagement, indem sowohl eine Litera-turanalyse als auch eine Felduntersuchung durchgeführt wird. Anhand der Erkenntnisse werden Lösungsansätze für die Rahmenbedingungen eines differenzierten Risikomanagementansatzes in frühen Projektpha-sen bei Eisenbahninfrastrukturprojekten untersucht. Diese Ansätze be-ziehen sich zum einen auf Projektmerkmale und zum anderen auf den Einfluss aus dem Projektverlauf. Abschließend wird ein Modell für die Festlegung der Rahmenbedingungen zur Ableitung eines differenzierten Risikomanagementansatzes entwickelt.

Kurzfassung (englisch)

In the last 10-15 years research on risk management in construction projects has increased enormously, particularly regarding the contrac-tor’s point of view. Experts agree that risk management should already begin in the planning stages, because in these phases the influence on project success is high, especially in reference to cost and time sched-ule. Especially rail infrastructure projects are characterized by very long planning phases, often accumulating negative publicity in regard to sig-nificant cost and time overruns. Therefore, the aim of this work is to analyse the current state of risk management in early project phases of railway infrastructure projects and derive a need for action, in order to create a "holistic, systematic and active" (= differentiated) risk management model for a variety of railway infrastructure projects. A "holistic" consideration ensures that risks in projects are not only controlled in terms of the final goals (such as operation and total cost), but also in terms of appropriate interim goals. A "systematic" risk management approach embraces a structured risk management with a project-specific focus on individual characteristics and phases. An "active" risk management ensures full integration into project management while moving away from "pure reporting". All these attributes aim to promote acceptance and practicable implementation of risk management in the early stages of railway infrastructure projects so as to support and contribute to a successful project completion.
This work initially presents project-specific basic principles of rail infra-structure, project characteristics and classifications, project phases, project participants and possible forms of organization and risk manage-ment. This is followed by an analysis of risk management research and practice conducted through a literature review and a field investigation. Based on the research results a differentiated risk management for early project phases in railway infrastructure projects is examined. These approaches are based on project characteristics and stages. Finally, a model for a differentiated risk management is developed.
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