Das global verfügbare Kohlenstoffbudget zur Einhaltung der Pariser Klimaziele wird zusehends knapper und viele verschiedene Entwicklungspfade können aufgezeigt werden, wie diese Budgetrestriktion eingehalten werden kann. Manche dieser Zukunftspfade beinhalten technische und naturbasierte Optionen, die Treibhausgase (THG) daran hindern, in die Atmosphäre zu gelangen, und dadurch weiteren Strahlungsantrieb vermeiden. Dieses Projekt zielt auf die verschiedenen Möglichkeiten ab, wie mit THG systematisch umgegangen werden kann, und verknüpft diese mit strategischen und kreislaufwirtschaftlichen Überlegungen für die steirische Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaft sowie für industrielle Anwendungen.
Die technische Abscheidung von THG kann direkt an der Emissionsquelle (carbon capture) oder indirekt an der atmosphärischen Immissionssenke (direct air capture) erfolgen. Anschließend kann eine Speicherung in geologischen Formationen stattfinden, wobei in Österreich derzeit dafür ein Moratorium für kommerzielle Zwecke besteht. Derlei Optionen werden zurzeit in österreichischen Forschungsprojekten verfolgt, wobei diese über die Speicherung (CCS “carbon capture and storage”) hinausgehen. Die geologische Zwischenspeicherung von THG wird als Integrationsdienstleistung für volatile erneuerbare Energieformen verfolgt (RAG, „Underground Sun Conversion“), wodurch man THG in wertschöpfende Nutzungsformen überführt (CCU, “carbon capture and usage”) und dadurch einen kreislaufwirtschaftlichen Ansatz etabliert. Österreichische CCU-Ansätze gibt es in der (jeweils sektorenübergreifenden) Zement- (Lafarge, Verbund, OMV, Borealis - C2PAT) als auch Abfallwirtschaft (OMV, ReOil). Naturbasierte Ansätze, wie zum Beispiel Aufforstung, und Bioenergienutzung in Kombination mit Kohlenstoffabscheidung (BECCs), stellen weitere Optionen dar, die sogar über Netto-Null hinausgehen und negative Emissionen erlauben würden (z.B. bei thermischer Nutzung von Holz, Abscheidung des dabei entstehenden CO2, in Kombination mit nachhaltiger Wiederaufforstung). Zudem wird zurzeit auch die Nutzung von festem Kohlenstoff (als Nebenprodukt in Pyrolyseverfahren zur Wasserstoffherstellung) durch Ausbringung in landwirtschaftlichen Böden und als Beimengungs-Komponente in Baumaterialen wie Ziegel und Beton von verschiedenen wissenschaftlichen Akteur:innen in Österreich beleuchtet.
Ziel des Projektes ist es, die international und in Österreich bereits verfolgten Entwicklungsoptionen für Kohlenstoffmanagement gesamthaft darzustellen und deren wichtigste Stakeholder:innen entlang der Wertschöpfungskette zu verorten, mit besonderem Fokus auf in der Steiermark angesiedelte. Die Bedeutung dieser Entwicklungsoptionen für den Themenbereich des Kohlenstoffmanagements und seiner effektiven Regulierung soll dabei herausgearbeitet werden. Das Projekt verfolgt dafür folgende Forschungsfragen:
Um die Entwicklungsoptionen für ein Kohlenstoffmanagement in der Steiermark darzustellen wird ein Participatory Systems Mapping Ansatz mit einer Cross-Impact Analyse kombiniert, um so Innovationssysteme für das Kohlenstoffmanagement darzustellen, mögliche soziotechnische Kippelemente zu identifizieren und Zukunftspfade abzuleiten.
Projektteam
Universität Graz, Wegener Center for Climate and Global Change
TU Graz, Institute of Interactive Systems and Data Science, Science, Technology and Society (STS) Unit
Universität Graz, Institut für Umweltsystemwissenschaften
Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl Energieverfahrenstechnik
Fördergeber
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Forschung
Laufzeit
Beginn: 01.10.2023
Ende: 31.03.2025
Raphaela Maier, Universität Graz
Christian Dayé, TU Graz
Markus Lehner, Montanuniversität Leoben