Kulturdepot Freihafen Helsinki

David Pfister

Der Autor, David Pfister über die Arbeit Kulturdepot Freihafen Helsinki: „Ein Kulturdepot in Helsinki als Kulturbau im Hafen scheint auf den ersten Blick ein etwas unkonventionelles Thema zu sein und wenn ich etwas darüber nachdenke, wie sich die Aufgabenstellung und der Typus des Baus im Laufe der Zeit verändert und definiert hat, ist es für mich umso erstaunlicher, was daraus am Ende geworden ist. Der Bau ist nämlich nicht nur eine Bezugnahme auf den Südhafen mit seiner Geschichte und seiner Rolle in der Stadt, sondern steht mit seiner Funktion und Typologie auch für eine Kritik an der klassischen Museumsfunktion an sich. Ich wollte einen neuen Weg finden und dadurch beschäftigte ich mich hauptsächlich mit der Identität von Häfen und urbanen Wasserfronten, welches auch zur Folge hatte, dass ich mich mit dem speziell im Architektur- und Städtebaudiskurs viel verwendeten Begriff der “kulturellen Identität” auseinandersetzte. Über diese Identitätsfindung erkannte ich auch, dass ich mit der Vergangenheit des Hafens und seiner ehemaligen, ihm zugrunde liegenden Nutzung arbeiten möchte und muss. Dadurch entstand das Konzept des Kulturlagers, also dem Lagern von Güter aller Art als letzte oder Zwischenstation deren Reise. Ein großer Teil des Südhafengebietes ist, auch durch seine Terminals und Zollstellen, unzugängliches Gebiet. Die Wasserfront am Bauplatz des ehemaligen Kanava Terminals befindet sich in solch einem Gebiet. Diese Zollfreigebiete, die es überall auf der Welt gibt, sind auch unter der Definition “Freihäfen oder Freizonen” bekannt. Ich beschäftigte mich also mit diesen Orten und stieß dabei auf einen Trend, der in den letzten Jahren, in Zeiten von Finanzkrisen und Wertverlusten, einen regelrechten Boom erfahren hat. Diese Freihäfen werden als Lagerorte für Kunst-und Kulturgüter von privaten Kunstsammlern verwendet, um ihre Sammlungen unter besten Bedingungen zu lagern und dabei Steuern zu sparen bzw. den Wert der Stücke zu erhalten. Kunst wird von reichen Leuten also als Wertanlage gesehen und in “Freihäfenkunstbunkern” anonym gelagert. Der zur Zeit größte dieser Art befindet sich in Genf. Ich fand das Thema der Kunstlager in Freihäfen ungemein spannend aber auch bedenklich, da hier das eigentliche Ziel von Kunstvermittlung, also von Menschen für Menschen offen zu sein, durch das Wegsperren der Objekte abhanden kommt. Viele der teils sehr berühmten Kunstwerke, die dort lagern, bekommt nie jemand zu Gesicht. Am Ende ist es ein Kulturdepot geworden, welches die positiven Aspekte der Freihafentypologie nutzt, teils als Museum fungiert und zudem ein Lager für Kulturgüter aller Art ist. Es soll ein Ort sein, der sowohl dem kunstinteressierten Menschen wie auch dem Expertenpublikum zur Verfügung steht, der Menschen anregt, sich mehr mit Kunst oder dem Sammeln von Kulturgütern auseinanderzusetzen und diese sowohl in angemessenen Ausstellungsräumen wie auch in einer intimeren, komprimierteren Art, in Form eines Lagerbeschaus, zur Verfügung zu stellen. Es bietet dem Sammler einen Ort, an dem seine Objekte bestmöglich aufgehoben sind, wo er über die Institution Freihafen seine Sammlung steuerfrei erweitern oder verkleinern kann. Menschen können ihre Objekte aber auch dorthin bringen, um diese wertschätzen, fotografieren oder restaurieren zu lassen. Der Bau soll kunstvermittelnde Funktion haben und über regelmäßige Auktionen, die den Bestand des Lagers erweitern, ein bisschen mehr Transparenz und Verständnis in den Kunstmarkt bringen. Insgesamt wollte ich aber ein Gebäude entwickeln, das eine offene Struktur bietet, um Kultur passieren zu lassen und das in jeglicher Ausführung.“ Die Masterarbeit Kulturdepot Freihafen Helsinki wurde vom Institut für Architekturtechnologie (Roger Riewe) betreut.