Bauablaufstörung

Bauprojekte ohne Ablaufstörungen sind in der Praxis eher ein theoretisches Konstrukt, denn die Baurealität sieht sich immer öfter mit gestörten Abläufen und den daraus resultierenden Konsequenzen konfrontiert. Diesen bereits im Vorfeld zu begegnen, ist Aufgabe einer effizienten Projektvorbereitung, welche durch klare Regeln (z.B. zur Nachweisführung) einen möglichst konfliktarmen Umgang mit Bauablaufstörungen ermöglicht. In der Ausführungsphase dominieren allerdings folgende Fragestellungen:
  • Sind Bauablaufstörungen aufgetreten?
  • Wo liegen die Ursachen von Ablaufstörungen?
  • In wessen Verantwortungssphäre liegen sie?
  • Wie kann mit Bauablaufstörungen angemessen umgegangen werden?
  • Welche Auswirkungen haben sie auf das Gesamtprojekt und insbesondere auf die vereinbarten Preisgrundlagen?
  • Wie kann man das Auftreten von Bauablaufstörungen vermeiden oder wenigstens in den Auswirkungen minimieren?
Diese und andere Fragen hat das Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft zum Anlass genommen, im Rahmen des 9. Grazer Baubetriebs- und Bauwirtschaftssymposiums den zum Teil kontroversen Einschätzungen und Meinungen möglichst unterschiedlicher am Bau Beteiligter nachzugehen und diese zwischen Referenten und Teilnehmern zur Diskussion zu stellen. Die Ergebnisse finden Sie als Beiträge der Referenten im vorliegenden Tagungsband. Erfahrungsgemäß existieren zwischen Auftragnehmern und Auftraggebern unterschiedliche Ansichten über Bauablaufstörungen, weshalb die Ursachen, die Auswirkungen und der Umgang mit ihnen – belegt durch Beispiele aus der Baupraxis – aus beiden Perspektiven betrachtet werden. Wie Bauablaufstörungen vermieden werden bzw. wie diese projektbegleitend z.B. mittels eines Adjudikations-Verfahrens behandelt werden können, wird ebenso aufgezeigt wie die bauwirtschaftlichen Anforderungen eines adäquat-kausalen Verzögerungsnachweises. Der rechtliche Umgang mit Bauablaufstörungen wird anhand der Rechtsmodelle des ABGB und der ÖNORM B 2110 dargestellt und die daraus resultierende Handhabung von Mehr- oder auch Minderkostenforderungen aufgezeigt. Erkenntnisse zu Arbeitsbelastungen und zur Beeinflussung der Produktivität sowie den Dimensionen der Produktivitätsverluste ergänzen den Themenkomplex mit neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen. Mit der Veranstaltung werden all jene angesprochen, die sich auf der Seite der Auftraggeber und Auftragnehmer mit Bauablaufstörungen während der Planung, Vorbereitung, Überwachung und Abwicklung von Bauprojekten beschäftigen. Insgesamt soll das Symposium Brücken zwischen den am Bau Beteiligten schlagen und einen emotionsärmeren, sachgerechten Umgang mit Bauablaufstörungen fördern.
ReferentVortragstitel
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Arch. Hans Lechner
Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft, TU Graz
Wie man Bauablaufstörungen vermeiden könnte!

Dipl.-Ing. Markus Frühwirth
ASFINAG Baumanagement GmbH

Dipl.-Ing. Thomas Pils
ASFINAG Baumanagement GmbH 

Was sind Hauptgründe für Bauablaufstörungen, wie können sie reduziert bzw. vermieden werden und warum werden Nachträge zurückgewiesen?
Mag. Claudius Weingrill
BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Prüf- und Warnpflicht des Bieters/Auftragnehmers im Spannungsfeld zwischen Nachtragsforderungen auf Grund behaupteter Bauablaufstörungen und Erkennbarkeit derselben aus den Ausschreibungsunterlagen
Assoc.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Christian Hofstadler
Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft, TU Graz
Nachweis von Produktivitätsverlusten am Beispiel der Stahlbetonarbeiten – Literaturansätze im Vergleich zu aktuellen Untersuchungsergebnissen 

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Mike Gralla
Inst. f. Baubetrieb u. Bauprozessmanagement, TU Dortmund 

Dr.-Ing. Matthias Sundermeier
GOLDBECK GmbH

Projektbegleitende Bewältigung von Bauablaufstörungen – im Adjudikations-Verfahren erfolgreicher?

DDipl.-Ing. Georg Rummer
PORR AG

Operative Erfahrungen bei der bauwirtschaftlichen Abhandlung von Bauablaufstörungen – Effektivität und Effizienz
Dipl.-Ing. Dr.techn. Gerald Goger
Swietelsky Baugesellschaft m.b.H.
SOLL oder IST, das ist hier die Frage! Die sachgerechte Ermittlung von Mehrkosten aus Bauablaufstörungen
Dipl.-Ing. Dr.techn. Natascha Bitzinger 
Bauunternehmung Rudolf Gerstl KG
Wer schreibt, der bleibt! – Dokumentation des Bauablaufes im Hochbau

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schubert 
Ingenieursozietät Schubert/Reister

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Detlef Heck 
Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft, TU Graz

Die bauwirtschaftlichen Anforderungen an den adäquat-kausalen Verzögerungsnachweis
o.Univ.-Prof. Dr. Josef Aicher
Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht, Universität Wien
Das ABGB und Bauablaufstörungen
Dr. Rudolf Lessiak
Rechtsanwaltskanzlei Lessiak & Partner
Die ÖNORM B 2110 und Bauablaufstörungen