Do it yourself - Sessions

Das kollaborative Mindset war aktiviert, die Lachmuskeln gelockert: Am 2. Konferenztag wurden die Teilnehmenden und die Sessionleitungen in die Verantwortung genommen, die Energie, die von den Speaker*innen am 1. Konferenztag in der Aula der TU Graz versprüht wurde, in die DIY – Sessions weiterzutragen und damit Veränderung erfahrbar und erlebbar zu machen.

Was geschah…

…in DIY: Digitalisierung & Wissenschaftskommunikation?

Der Wissenshunger und Gestaltungswillen der Teilnehmenden sorgten für eine rege Beteiligung in allen Sessions und Austausch in den Reflecting Groups. Die Motivation sprengte stellenweise sogar den Zeitrahmen, wie auch Helmut Jungwirth und Hildrun Walter feststellten. Zu viel gab es zu Wissenschaftskommunikation (kurz: WissKomm) in Zeiten der Digitalisierung anzusprechen und zu diskutieren, als dass eine Stunde gereicht hätte.

Die Antwort auf die Frage, warum es WissKomm braucht und was sie leisten soll, war unabhängig von Format und Zielgruppe klar: Wissenschaftskommunikation gibt Wissen weiter und vermittelt Fakten. In diesem Zusammenhang kam man auch auf die Spaltung der Gesellschaft und Wissenschaftsskepsis zu sprechen und ging mit einem interessanten Gedankengang aus den Sessions: Vielleicht ist es gar nicht die Gesellschaft an sich, die gespalten ist, sondern lediglich (politische) Eliten, die polarisieren und popularisieren. Es sei wohl weniger Wissenschaftsfeindlichkeit in der österreichischen Bevölkerung, die uns zu denken geben sollte, sondern die Gleichgültigkeit, mit der viele Menschen Wissenschaft und Forschung gegenüberstehen.

Was also tun? Die Antwort von Teilnehmenden und der Sessionleitung: Die Verantwortung von Hochschulen und Wissenschaftskommunikator*innen ist es, ersteres zu verhindern und zweiteres ins Gegenteil zu verkehren. Dafür gilt es, auch in hitzigen Diskussionen ruhig und möglichst neutral zu bleiben, keinen Kommentar unbeantwortet stehen zu lassen und mit den Menschen auf Augenhöhe statt von oben herab zu kommunizieren. Die Vermittlung eines Wir-Gefühls ist dabei unerlässlich.

Wissenschaftskommunikation Zeichnung von Graphic Recorder Robert Six
c Robert Six

…in DIY: Digitalisierung & Change Management ?

Das „Wir“ kam auch bei Maximilian Petrasko mit Unterstützung von Dagmar Koschar zutage. Die Sessionleiter*innen ließen die Teilnehmenden mithilfe der Deep-Democracy-Methode in die Haut unterschiedlicher Hochschulakteur*innen schlüpfen. ZID-Leiter*innen fanden sich in der Rolle des Ministeriums wieder, Angestellte aus den Fachabteilungen wurden zu Mitgliedern des Uniko Forum Digitalisierung, und auch die Kund*innen (Wissenschaftler*innen, Studierende etc.) kamen zu Wort. Damit wurde ein Setting geschaffen, in dem alle Beteiligten dazu animiert wurden, sich in die Situation anderer Hochschulangehöriger hineinzuversetzen. Dies stellte sich als Herausforderung heraus, die von den Teilnehmenden mit Bravour gemeistert wurde. Zentrale Erkenntnis aus dem Experiment: Erstes, wir sind alle voneinander abhängig und zweitens, bedarf es für eine verbesserte Zusammenarbeit nicht unbedingt mehr, sondern zielgerichtete Kommunikation quer durch alle Hierarchieebenen.

Am Ende des Tages kam der Wunsch auf, das Experiment Deep Democracy nicht nur im geschützten Rahmen der Konferenz, sondern auch im „echten“ Leben zu wagen.

 

Change Management Zeichnung von Graphic Recorder Robert Six
c Robert Six

…in DIY: Digitalisierung & Gender (In)Equalities?

Deep Democracy war für viele Teilnehmende eine neue, interessante Erfahrung. Auch bei der Auseinandersetzung mit Gender (In)Equalities bewegte sich so manche*r auf Neuland. In der Session mit Katta Spiel wurde gemeinsam der Unterschied zwischen sozialem und biologischem Geschlecht geklärt und reflektiert, in welchen Kontexten es eine Angabe des Geschlechts überhaupt brauche. Abseits davon fand vor allem eines statt: Bewusstseinsschaffung dafür, welche Variablen sowohl in analogen, als auch in digitalen Kontexten gewollt oder ungewollt zu Diskriminierung führen. Neben Gender wurden die religiöse Zugehörigkeit, soziale Klasse, Herkunft/Wohnort, körperliche Einschränkungen, Alter und Race genannt und Beispiele für Barrieren erarbeitet, die einem so bis dato vielleicht noch nicht bewusst waren.

Bewusstseinsschaffung ist der erste Schritt zum Abbau von Barrieren. Dafür braucht es, nicht nur im Rahmen von Formaten wie dem DUH Lab, die Bereitschaft, in Dialog miteinander zu treten. Natürlich treten dabei auch Unsicherheiten und die Angst, Fehler zu machen, auf. Ein Tipp dazu von Katta Spiel: Einfach nachfragen, sich trauen, Fehler zu machen und diese im Nachhinein auch eingestehen und darüber reflektieren. Wenn möglich jedoch nicht stets Betroffene mit Fragen löchern. Diese müssten sich auch so schon oft genug selbst erklären.

 

Gender (in)Equalities Zeichnung von Graphic Recorder Robert Six
c Robert Six

…im Barcamp für Developers?

Dialog ist nicht nur der erste Schritt zum Abbau von Barrieren, sondern auch zum Aufbau einer hochschulweiten Developer-Community. Developer und Interessierte von gut einem Dutzend Hochschulen aus ganz Österreich reisten an, um sich kennenzulernen und sich über brennende Themen aus den jeweiligen Fachbereichen auszutauschen. Nach dem Motto „Es gheat vül mehr gred‘“ gaben die Sessionleiter Johann Wilfing und Markus Schneider von der Uni Klagenfurt den Teilnehmenden viel Freiraum und ließen sie selbst Themen wählen und Austausch in Kleingruppen zu, statt einen strikten Rahmen vorzugeben und die Teilnehmenden ausschließlich frontal zu berieseln.

Was brannte den Teilnehmenden nun unter den Fingern? Cloud Hosting, die Nutzung von künstlichen Intelligenzen im Hochschulumfeld, Open-Source Gamification, SAP-Schnittstellen, Identity Management und noch so manches mehr wurde zur Sprache gebracht. Die Gespräche und Diskussionen unter den Teilnehmenden wurden so angeregt geführt, dass es wohl noch einen ganzen zusätzlich Tag gebraucht hätte, um alle Interessen und Wünsche abzudecken. Als Extra gab es Vorträge von Jakob Fink und anderen erfahrenen Projektleiter*innen, die ebenso mit Interesse verfolgt wurden.

Auch hier wurde mehr als deutlich: Der Bedarf nach fachlichem Austausch unter Developern ist hoch und der Wunsch nach mehr gegeben. Die gute Nachricht: Dieser Wunsch wird erfüllt. Es wird in Zukunft weitere, auch themenspezifische Barcamps geben, in denen fleißig diskutiert, gecodet, gehackt und getüftelt werden wird.

Barcamp Zeichnung von Graphic Recorder Robert Six
c Robert Six

…online in Gather.town?

Im virtuellen World.Café haben die Teilnehmenden vielfältige Erkenntnisse und Ideen zum Thema Digitalisierung an Österreichs Hochschulen diskutiert und zusammengetragen. Es wurden Formate besprochen, die bereits als Best Practices an den Universitäten durchgeführt werden, wie zum Beispiel Co-Lab, Confluence und das Digital Survival Café. Dennoch wurden auch Hindernisse diskutiert, welche die Gestaltung des digitalen Wandels erschweren. Ein zentraler Punkt war der Brain-Drain durch hohe Fluktuation der Mitarbeitenden, die ihr Wissen mitnehmen. Zudem gibt es Widerstand von langjährigen Mitarbeitenden, die noch im Silodenken verhaftet sind und nicht aus ihren gewohnten Mustern ausbrechen wollen. Um mehr Engagement und Handeln zu fördern, wurden in den Diskussionen klare Anweisungen seitens der Führungsebene, Commitment und Ressourcen zur Gestaltung des Freiraums sowie digitale Tools wie ein MOOC zum Thema Digitalisierung an Hochschulen genannt. Des Weiteren wird digitale Kompetenz beim Onboarding benötigt, insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und über Fachabteilungen hinweg, sowie eine Community zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, eine klare Vision einer zukunftsorientierten Hochschule zu entwickeln, die digitale Innovationen vorantreibt und den Anforderungen der Zeit gerecht wird.

Digitalisierung an österreichs Hochschulen Zeichnung von Graphic Recorder Robert Six
c Robert Six

Ein Dankeschön…

Von unserer Seite gilt es nur noch eines zu sagen: Danke für das Interesse, fürs Kommen und Ihren Beitrag. Wir freuen uns schon jetzt auf das DUH Lab 2024. Was Sie erwarten wird? Lassen Sie sich überraschen. Eines ist sicher: Ihr Input wird wieder gefragt sein!

… und eine Bitte

Eine Bitte hätten wir noch. Lassen Sie die Kontakte, die Sie während der Konferenz geknüpft haben, nicht versanden. Bleiben Sie in Verbindung, tauschen Sie sich aus, reden Sie miteinander, halten Sie das kollektive Mindset aufrecht. Verändern Sie. Transformieren Sie.

Do-it-yourself. Gemeinsam.

PS: AuJa!