Alen Celeketic & Marija Malinovic

Die Olympischen Winterspiele 1984 waren eines der größten Ereignisse, die Sarajevo in seiner Geschichte erlebt hat. Die größte Sportveranstaltung Jugoslawiens hatte im wirtschaftlichen Sinn einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der Stadtinfrastruktur und des Wintertourismus in Sarajevo. Nach den Olympischen Spielen verblieb der Stadt Sarajevo bedeutsame Architektur, die einerseits die Urbanität der Stadt und die Lebensqualität der Menschen beeinflusste und die andererseits die Berge um Sarajevo aufwertete. Die Eigenschaft einer olympischen Stadt, die Sarajevo durch die Organisation der Olympischen Spiele erlangte, bereicherte die durch seine Geschichte entstandene Identität, was am besten mit dem Wort „Diversität“ beschrieben werden kann. Das Jahr 1992 bezeichnet für Sarajevo den Anfang der vierjährigen Belagerung, wobei neben anderen tragischen Ereignissen fast die gesamte olympische Infrastruktur beschädigt wurde. Die Stadt Sarajevo wird heute in der Welt als eine verwundete Stadt wahrgenommen, die versucht, den alten Glanz zurückzugewinnen. Nachdem der Krieg beendet war, wurde mit der Renovierung der alten und der Errichtung von neuen Bauwerken begonnen. Dabei wurde großer Wert darauf gelegt, dass Bauwerke aus früheren Jahrhunderten mit dem nötigen Respekt gegenüber der Architektur saniert wurden. Auf der anderen Seite wurde gegenüber Bauten, die in der Zeit der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien errichtet wurden, wenig Respekt gezeigt, obwohl diese auch ein Teil der Geschichte und der Identität Sarajevos sind und als Zeugen ihrer Zeit gelten. Davon besonders betroffen sind die für die Olympischen Spiele errichteten Bauwerke. Es scheint, dass das architektonische und wirtschaftliche Potenzial, das diese Bauwerke aufweisen, noch nicht erkannt wurde. Damit kann es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass ein Teil der Architekturgeschichte Sarajevos verloren geht. Das Ziel dieser Masterarbeit ist eine intensive Auseinandersetzung mit der olympischen Infrastruktur. Anhand von vorhandenen Quellen wird eine tiefgreifende Analyse der Bauwerke gemacht, um auf die Frage des architektonischen Potenzials zu antworten sowie auf die Bedeutung dieser Bauwerke aufmerksam zu machen. Des Weiteren erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Funktion dieser Bauwerke während und nach den Olympischen Spielen sowie in der Gegenwart, um über ihre Nutzung damals und die mögliche nachhaltige Nutzung heute zu diskutieren. Dadurch sollten Erkenntnisse gewonnen werden, ob und warum es auch in Zukunft wichtig wäre, die olympischen Bauten mit dem nötigen Respekt zu behandeln, sowie welche Rolle die olympische Architektur bei der Erzeugung eines Gesamtbildes der Stadt Sarajevo spielt.
Die Masterarbeit Die Wiederentdeckung des olympischen Sarajevo wurde von Anselm Wagner (Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften) betreut.