Das Potential des Unscheinbaren. Ein Stück Stadt und seine Transformation

Franziska Nuber

Betreuung:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stadtplaner
Matthias Castorph
Institut für Entwerfen im Bestand
und Denkmalpflege
2023
Link zur Diplomarbeit

 

Mitunter Kernaufgabe von uns Architekt*innen ist es und wird es auch in Zukunft verstärkt sein, Bestand neu zu denken, zu reaktivieren und zu wandeln. Dabei sollten wir uns nicht nur auf das Geschichtsträchtige und anmutig Gebaute konzentrieren; gerade jetzt ist es essenziel, unseren Blick auf die zahlreich vorhandenen, unscheinbaren Objekte zu richten. In meiner Masterarbeit widme ich mich einem Stadtraum am Grazer Griesplatz, der keineswegs einen ,,Non-lieux“ nach Marc Augé darstellt, dessen Identität und Charaktere bislang aber nicht mehr, beziehungsweise noch nicht wieder wertgeschätzt werden. Überschattet von Fehlstellen stehen sich in der Rösselmühlgasse drei leerstehende Bauten gegenüber. Eine Postfiliale, ehemals dienend für den ganzen Bezirk, heute vermisst. Ein Wirtshaus, denkmalgeschützt, ehemals so wichtig für das soziale Miteinander, nun alleine gelassen. Eine Imbisszeile, ehemals verpflegend, nun pflegebedürftig.
Zwar zeichnet sich keines dieser Gebäude durch besondere „Schönheit“ im Sinne des gängigen Ästhetik-Begriffs aus, jedoch besitzt jedes von ihnen eine Daseinsberechtigung und individuell nutzbares Potenzial, welches gebündelt den Stadtraum an Qualität bereichern kann.
In der Arbeit werden diese Fehlstellen des A1-Tower-Vorplatzes aufgezeigt, vor allem aber wird das Potenzial dieses bislang unbeachteten Stadtraumes herausgearbeitet und ein Lösungsvorschlag zur Reparatur entwickelt. Die Grundvoraussetzung dieser Transformation ist der Erhalt der vorhandenen Bausubstanz und die Herbeiführung des Wandels durch gezielte und minimalinvasive Eingriffe. Unter Wertschätzung des Vorhandenen setzt sich die Improvisation der Perfektion entgegen. Pragmatische, dem Alltag dienliche Funktionen, wie Café, Imbiss, Hostel, Sitzflächen, Bewegungsraum, öffentliche Toilettenanlagen, Fahrrad-, Reparatur- und Verpflegungsstationen finden durch einfache Handgriffe ihren Platz und kreieren so eine neue Stadtbühne für Gries.