Die Brücken von Radolfzell. Überformen einer urbanen Schichtung

Lukas Boß

Betreuung:
Assoc.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Architekt
Andreas Lechner
Institut für Gebäudelehre
2024

Link zur Diplomarbeit

 

Das Bahnhofsareal in Radolfzell: Über 5,50 Hektar und einen Kilometer Länge erstreckt es sich als städtebaulich trennende Fuge zwischen der Stadt und dem Bodensee. Dabei ist die Bahnhofsunterführung die einzige zentrale Verbindung. Aufgrund des Abbruchs der industriellen Anlagen bilden heute als Parkplatz und für Lagerzwecke genutzte Schotterflächen die Ausgangslage und schieben den Ort als ungestaltete, post-industrielle Randerscheinung aus dem kollektiven Gedächtnis der Stadtbewohner*innen.

Mit dem Verständnis von suburbanen Räumen als eigener Stadtform sucht diese Arbeit genau dort in einem Learning-from-Prozess nach architektonisch anwendbaren Prinzipien und Potenzialen, um aus dem Inhärenten des Gebiets, die bestehende Leerstelle als Bindeglied zu revitalisieren und neu zu denken – vor allem unter den Aspekten der Vernetzung von Stadt- und Grünräumen, der Qualität öffentlicher Räume sowie der Aneignungs- und Identifikationspotenziale.

Auf der ersten Ebene „Überformen“ wird eine Baufeld-Freiraum-Struktur als übergeordnete Strategie entwickelt, die das gesamte Bahnhofsareal betrachtet. Die Struktur verfolgt das Ziel, die Bebauungsdichte und Körnung als städtebaulichen Charakter des bestehenden Industriegebiets auf die Brachflächen zu übertragen und gleichzeitig Flächen zur Entwicklung von öffentlichem Raum mit hoher Qualität zu erzeugen.

Die zweite Ebene bilden „Die Brücken von Radolfzell“, die die Struktur überlagern, Baufelder besetzen und dem städtischen Palimpsest eine neue Schicht einschreiben. Sieben Brücken, als architektonische, präzise auf den jeweiligen Kontext bezogene Charaktere, definieren ein öffentliches Wegenetz, aufgeladen mit polyvalenten Alltagsorten. Es werden nicht nur verschiedene Stadt- und Grünräume mit der Promenade verbunden, sondern auch die Abfolge aus Baufeldern und Freiräumen in kleinere Sequenzen gegliedert, die sich zwischen den Brücken flexibel entwickeln können.