Sombra e Respiro. Architektur des Waldes – Ein Dialog zwischen Natur, Mensch und Kultur

Jérôme Schloh

Betreuung:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. (FH) MDesS Harvard MLA
Klaus K. Loenhart
Institut für Architektur und Landschaft
2025

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Geplante Städte sind der Inbegriff menschlichen Ehrgeizes: Orte, die aus Plänen entstehen, mit exakten Linien, ausgeklügelten Strukturen und dem Ziel, perfekte Lebensräume zu erschaffen. Doch was passiert, wenn sich in der Praxis zeigt, dass der Mensch trotz aller Planung oft gegen die unvorhersehbaren Kräfte der Natur verliert? Diese Frage stellt sich deutlich in Palmas, einer Stadt, die häufig als „die letzte große Planstadt“ bezeichnet wird: Palmas liegt nur 650 Kilometer nördlich der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Palmas symbolisiert in vielerlei Hinsicht die Träume und Hoffnungen von einer neuen urbanen Zukunft, doch diese Träume bleiben unerfüllt. Die Straßen sind wie leergefegt, das Leben scheint sich hinter geschlossenen Türen abzuspielen. Der Grund dafür ist die überwältigende Hitze. Kaum eine*r wagt sich bei diesem drückend heißen Wetter nach draußen. Palmas, eine bis ins letzte Detail durchdachte Stadt, aber ein fundamentaler Aspekt wurde übersehen: das Leben im Einklang mit der Natur.

Die Ursache dafür liegt jedoch nicht nur in Planungsfehlern. Die Rodung von umliegenden Wäldern, der Klimawandel sowie die Vernachlässigung von natürlichen Klimaregulatoren spielen eine wichtige Rolle. In einer Welt, die sich im Rekordtempo erwärmt, werden die Konsequenzen nicht-nachhaltiger Praktiken und eindimensionaler Stadtentwicklung schmerzhaft bewusst. Besonders in einer Stadt, die ein Modell für die Zukunft darstellen sollte. Aus einem solchen Fehlschlag können wir lernen. Palmas ist kein Einzelfall, sondern steht für eine globale Herausforderung. Aber wie kann man modernes Stadtwachstum mit der Natur in Einklang bringen? Die Antwort liegt vielleicht in der Vergangenheit bei den indigenen Völkern, die es beherrschen im Gleichgewicht mit ihrer Umwelt zu leben. Die Xingu, die seit Generationen im Einklang mit dem Regenwald leben, zeigen uns wie eine solche Harmonie aussehen kann. Sie arbeiten nicht gegen die Natur, sondern mit ihr.

Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, wie wir dieses Wissen zurückgewinnen und auf die Stadtentwicklung der Zukunft anwenden können. Palmas mag auf den ersten Blick wie eine gescheiterte Vision erscheinen, auf den zweiten Blick lässt sich aber das Potenzial des Erlernens wichtiger Lektionen erkennen. Der Schlüssel zu einem langfristigen, nachhaltigen Wachstum unserer Städte liegt nicht nur in innovativer Architektur oder modernen Technologien, sondern auch in der Weisheit derer, die die Sprache der Natur noch verstehen. Mit meinem Entwurf eines Gemeinschaftszentrums möchte ich viel weniger eine städtebauliche Lösung finden, sondern darstellen, wie wir im Kleinen anfangen und zurück zu einem Konsens finden können, der die Natur mit der Architektur in Einklang bringt: Wald, Mensch und Architektur funktionieren nur als Symbiose.