Besetzte Berge. Eine kritische Betrachtung alpiner Baukultur und der Ersatzbau der Eisenerzer Reichensteinhütte

Felix Zitter

Betreuung:
Dipl.-Des. BDA Univ.-Prof.
Tom Kaden
Institut für Architekturtechnologie | Professur für Architektur und Holzbau
2022
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Die Alpen sind das besterschlossendste Hochgebirge der Welt. Der jährlich von Millionen Menschen aufgesuchte letzte große Naturraum Europas wird, seit der Verdrängung der jahrhundertealten bäuerlichen Kulturlandschaft, von Tourismus und Wasserkraft zunehmend bedroht. Die modernen Wirtschaftsformen charakterisieren sich durch die Annahme eines möglichen grenzenlosen Wachstums und übernehmen keine längerfristige Verantwortung für die Gestaltung des Lebens- und Naturraums der Alpen. Natur wird zur Ware mit Erlebnisgarantie im Sinne der Profitmaximierung, die als sehr naturnah einzustufenden Freiräume schwinden.
Die vorliegende Arbeit versucht die derzeitige Erschließungsdynamik in den oberen Gebirgsstufen zu beleuchten und skizziert deren Gründe und Auswirkungen. Neben alpiner Baugeschichte und einer Landschaftsanalyse beschäftigt sie sich mit der Rolle von Architektur im Konkurrenzkampf der alpinen Tourismusdestinationen. Unlängst fertiggestellte Beispiele unterschiedlicher Typologien zeigen deren Funktionsweiße als Marketinginstrument.
Schutzhütten sind eine besondere Typologie. Zu weit abgelegen, um dem Massentourismus und den Interessen des Kapitals dienen zu können, erfreuen sie sich im Zuge des aufstrebenden naturnahen Tourismus einer steigenden Beliebtheit.
Der Entwurf eines Ersatzbaus am Eisenerzer Reichenstein versucht der stattfindenden Entfremdung der alpinen Räume klar entgegenzutreten. Architektur und Bewirtschaftungskonzept der, für viele leicht erreichbaren, Hütte ohne alpinistische Bedeutung, stellen das Naturerlebnis am Berg in den Vordergrund, frei von permanenter Erreichbarkeit, Informationsüberschuss und Konsumzwang.