Ein Umbau. Adaption eines Bestandsgebäudes – feministische Kritik an bestehenden baulichen und gesellschaftlichen Strukturen

Theresa Schleinitz

Betreuung:
Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Eva Sollgruber
Institut für Gebäudelehre  
2023
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Architektur besitzt eine Verfügungsgewalt über die gebaute Umwelt und bestimmt die physischen Grundbedingungen für die Aufenthaltsräume unserer Gesellschaft. In ihr haben sich die geschlechterspezifischen Machtverhältnisse patriarchalisch gesteuerter Politik, Ökonomie und Kultur über Jahrhunderte manifestiert.
Das Narrativ des Patriarchats mit seinem zur Norm erhobenen Mann*, drängt den Wirkungsraum von FLINTA* (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) ins Private, Unsichtbare, schränkt dabei einerseits ihre Partizipation an der Gesellschaft ein und maximiert andererseits ihre Care-Arbeit. Dies erfordert einen Umbau bestehender baulicher und gesellschaftlicher Strukturen, der explizit die Lebensrealität von Frauen* berücksichtigt, und eine sicherere und leichter zugängliche, diversere Welt für alle Menschen zum Ziel hat.
Eine Verständigung auf feministische Grundbegriffe und die Verdeutlichung männlich* dominierter historischer bzw. sozialpolitischer Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf die bis heute benachteiligte Lebensrealität von Frauen*, bilden die Basis dieser Arbeit. Weitere Themen bilden die Wichtigkeit frauen*spezifischer Gesundheits- und Gewaltschutzeinrichtungen und die von Benachteiligung geprägte Arbeitsrealität von Frauen* in der Architekturbranche.
Die gesellschaftskritische Forderung nach einem nachhaltigen Systemumbau, der eine Grundlage für gerechte Geschlechterverhältnisse forciert, wirft auch die Frage nach einem nachhaltigeren Umgang mit bestehender baulicher Substanz auf – als Ausgangspunkt für ein Aufbrechen und Umbauen patriarchalisch aufgeladener Struktur und das Nutzen ihrer eingeschriebenen räumlichen und sozialen Qualitäten. Anschließend an eine Auseinandersetzung mit der Umbauthematik bei Hermann Czech werden die vorangegangenen Überlegungen anhand der Adaptierung eines Bestandsgebäudes zu einem Haus für Frauen*, untersucht.
Das Aufzeigen einer Alternative zur monofunktionalen Wohnbautypologie, die Schutzraum, Gemeinschaftsraum und Austausch- bzw. Informationsraum für Frauen* sein kann, soll einen Beitrag zur Sichtbarmachung drängender feministischer Forderungen an die Architektur leisten.