Von der Idee über’s Team zur echten sozialen Innovation. Wie man mit Tech und Unternehmergeist echten Social Impact stiftet, fand das Gründerteam des Start-ups Felloz heraus.
Raphael. Er studiert Biomedical Engineering an der TU Graz, genießt das Studentenleben und braucht für seinen Lebensunterhalt einen Job im Sommer. Zufällig stößt er auf ein Unternehmen, wo er Gutes tun kann und dabei auch noch Geld verdient: Er verbringt den Sommer in Deutschland, wo er für gemeinnützige Vereine wie den Samariterbund Spenden sammelt, indem er gemeinsam mit vielen anderen von Tür zu Tür geht und den Menschen von den Projekten erzählt. Die Gemeinschaft mit dem Team ist dabei das Motivierendste, immerhin sagt der Großteil der Personen, die die Tür öffnen, ab und spendet nicht – und das liegt nicht am fehlenden Verkaufsgeschick, sondern an der Art der Arbeit. Doch wie bereits so oft in stressigen Phasen vor Prüfungen ist auch hier Aufgeben keine Option.
Raphael, das bin ich. Und eines ging mir in diesem arbeitsamen Sommer nicht aus dem Kopf: Ein ziemlich großer Teil der Spenden muss für das Spendensammeln an sich ausgegeben werden. Aber gut, für meinen studentischen Lebensunterhalt war gesorgt – und das war immerhin das Hauptziel.
Die Start-up Idee
Zurück in Graz und einige Semester und Erfahrungen später tauchte die Frage hartnäckig immer wieder auf: Wäre es nicht machbar, dass mehr Spenden bei gemeinnützigen Vereinen und deren Projekten ankommen und weniger Mittel am Weg dorthin liegen bleiben? Klassisch für Technik-Studierende war die Denkweise dahinter, dass es für jedes Problem eine Lösung geben müsse. Nicht umsonst hören wir an der Uni immer und immer wieder „Jedes Problem ist eine Herausforderung, die gelöst werden kann”. Diskussionen im Freundeskreis, an der TU Graz und mit Bekannten brachten mich zur noch vagen Idee, man könnte den Prozess durch Digitalisierung effizienter gestalten. Aber wie genau? Und ganz allein?
Immerhin war schon beim Fundraisen in Deutschland das Team der größte Rückhalt und die beste Motivation. Schnell wird klar, es braucht ein interdisziplinäres Team, das sein technisches Know-How mit wirtschaftlichem Können paart.
Unser Produkt
Zufällig erzählte ich Carla von der Idee, die bereits in einem Start-up arbeitete und voller Tatendrang war. Spielerisch entwickelten wir die Idee immer weiter und schließlich wurde sie zum gemeinsamen Projekt. Zum ersten Mal formte sich etwas Greifbares und wir konnten uns vorstellen, dass wir etwas Großes schaffen können – Felloz, das erste „echte” soziale Netzwerk, über das spenden kann wer auch immer ein Smartphone besitzt. Und dabei garantieren wir, dass jede Spende zu 100 Prozent ankommt, querfinanziert durch Unternehmen, die ihrerseits über Felloz spenden. Kurze Zeit später finden wir uns schon in der Gründungsgarage wieder, die uns pusht und Inputs gibt, wie wir weitermachen können und worauf es ankommt.
Die Gründungsgarage ist ein Start-up-Accelerator von TU Graz und Universität Graz. Alle, die in ein Start-up-Semester aufgenommen werden, entwickeln ihre Geschäftsideen begleitet von Mentorinnen und Mentoren weiter und finden Unterstützung bei der Umsetzung.
Die nächste Bewerbungsdeadline findet ihr auf der Gründungsgarage-Webseite.
Bei den „Final Pitches“ der Gründungsgarage präsentiert Raphael Marton die Idee, Fundraising online neu zu definieren. Der Grazer Start-up-Accelerator ist eine Station auf dem “Zickzack”-Weg zum Ziel.
Das Geschäftsmodell entsteht
Idee steht, Team steht, Gründungsgarage steht. Prototyp steht nicht. Wir haben immer davon geredet, vor dem Prototypen sogar noch den Pretotype, kurz für Pretend to be a Prototype, als simpelste und kostengünstigste Variante von Felloz zu entwickeln und trotzdem haben wir nach einem halben Jahr kaum etwas Greifbares herzuzeigen. Auf unserem “Zickzack”-Weg zum Ziel lernen wir dann aber Sabine kennen – eine Freundin der Familie und Entrepreneurin mit Herz und Seele, die es sich zur Aufgabe machte, uns zu coachen.
Beim wöchentlichen Videocall mussten wir immer wieder abliefern und zeigen, was wir in der letzten Woche geschafft hatten – und siehe da, einen geschlagenen Monat später stand der Pretotype für’s Testen. Etwas, dass wir vorher in sechs Monaten nicht geschafft hatten. Wir hatten uns in Details verloren, wollten nicht das perfekte Produkt, aber (unbewusst) den perfekten Prototypen herausbringen.
Die Feedback-Phase
Schön langsam bekamen auch Friends und Family mit, was da alles passierte. Wir testeten unsere Idee zuerst mit ihnen, die einen feierten uns, die anderen wollten nicht, dass wir daran weiterarbeiten. Reine Geld- und Zeitverschwendung, viel zu viele Zielgruppen, die wir abholen müssten, das geht doch nie, warum sollte da jemand mitmachen. Gut, schnell wurde uns klar, dass wir den Workload einer Three-Sided Plattform auch in der Testphase nicht alleine managen konnten. Also holten wir uns Raphael – ja, Raphael Nummer Zwei – einen Programmierer, ins Team, der voll von der Idee überzeugt war und mit Felloz endlich ein Projekt gefunden hatte, in dem er sich voll ausleben konnte – eine
Win-Win Situation also. Und wie viele vor uns in anderen Bereichen schon bewiesen hatten, bewies unser Pretotype-Test: Alles ist möglich.
Produktentwicklung jetzt
Mittlerweile haben wir einige NGOs, die unsere Plattform nutzen wollen, interessierte Userinnen und User, die über die Plattform spenden möchten, und Unternehmen, mit denen wir im Gespräch sind. Jetzt geht’s weiter mit der Produktentwicklung und allem, was rund um das Gründen noch so anfällt.
How to Startup: unsere Learnings des letzten Jahres:
- #1: Weitermachen
Nie aufgeben, solange du daran glaubst. - #2: Erfahrung
Es ist ein Startvorteil, wenn du den Bereich, den du verändern willst, schon kennengelernt und darin gearbeitet hast. Du weißt dann besser, worauf es ankommt und wo es Innovation braucht. - #3: Team
Unterschätze nie die Macht des Teams. In den schlimmsten Momenten und bei den schwierigsten Aufgaben macht das Team alles möglich. - #4: Inputs
Es gibt viele Menschen mit viel Erfahrung, die gerne helfen. Wenn’s im Projekt mal keinen klaren nächsten Schritt gibt, hilft Input von draußen. - #5: Umsetzen
Jede und jeder weiß es, viele tun’s nicht. Auch wir sind in die Falle getappt, dass wir einfach nicht in die Umsetzung gekommen sind. Versuch’ dich so oft wie möglich daran zu erinnern, einfach mal ins Tun zu kommen und auszuprobieren, ohne dabei das big picture aus den Augen zu verlieren.