Erst vor wenigen Wochen präsentierten die TU Graz und die Universität Graz gemeinsam mit der Stadt und der Bundesimmobiliengesellschaft ein umfassendes Mobilitätskonzept zum Univiertel. Denn der Klimawandel und andere gesellschaftliche Herausforderungen bedürfen einer weitgehenden Veränderung unseres Mobilitätssystems. Vor diesem Hintergrund richten die beiden größten Hochschulen am Standort ein interuniversitäres Zentrum für Aktive Mobilität ein. Es soll neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Entscheidungsgrundlagen und Lösungen für aktive Mobilität im handlungsfeldübergreifenden Kontext zwischen Klima und Umwelt, Raum, Gesundheit und Wirtschaft erarbeiten. Dafür erhält die Uni Graz vom Land Steiermark eine Stiftungsprofessur am Institut für Umweltsystemwissenschaften. Die beiden Grazer Unis kooperieren dabei mit der auch mit der Stadt Graz und der Merkur Versicherung als externen Partner.
„Aktive Mobilität bedeutet, dass der Einsatz von physischer Energie notwendig ist, um von A nach B zu kommen“, erklärt die Stiftungsprofessorin Nina Hampl, „dies schließt beispielsweise zu Fuß gehen und Radfahren mit ein“. Das Ziel der Professur ist es, aktive Mobilität als inter- und transdisziplinäres Forschungsgebiet an der Universität Graz zu etablieren sowie national und international sichtbar zu machen. „Unsere Forschung soll zu einem besseren Verständnis der Voraussetzungen und Barrieren führen, die eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens und die Forcierung aktiver und kombinierter Mobilitätsformen mit sich bringen“. Hierbei sollen sowohl urbane als auch ländliche Räume betrachtet werden. Dabei erarbeiten die Forscher:innen Erkenntnisse und Lösungen gemeinsam mit verschiedenen Interessensgruppen wie Anwohner:innen, der Wirtschaft und der Politik.
Mobilität ist in einem tiefgreifenden Wandel
„Die Mobilität ist in allen Facetten in einem tiefgreifenden Wandel – egal ob es um technologische Veränderungen oder unser Mobilitätsverhalten geht. Wir setzen uns in der Steiermark intensiv mit den Anforderungen an die Mobilität der Zukunft auseinander. Das gilt sowohl für die Unternehmen im Mobilitätscluster ACstyria als auch für unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Auch das neue Zentrum für Aktive Mobilität, welches wir seitens des Landes mit einer Stiftungsprofessur unterstützen, wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.
Immer mehr Grazer:innen würden auf nachhaltige Mobilitätsformen umsteigen, berichtet die Vizebürgermeisterin der Stadt Graz, Judith Schwentner: „Der Trend, dass aktive Mobilität ständig zunimmt, ist in der steirischen Landeshauptstadt klar zu erkennen. Mit gezielten Projekten und baulichen Maßnahmen werden wir als Stadt gemeinsam mit der Uni Graz und TU Graz die Basis für einen Ausbau des Fuß- und Radnetzes schaffen. Dabei werden wir besonders die Nutzung des öffentlichen Verkehrs miteinbeziehen." Gerade hier liege ein großes Potenzial für die Zukunft, das mit einem klimafreundlichen Ausbau der Infrastruktur und Flotte aktiv genützt werde, betont die Vizebürgermeisterin.
TU Graz: Gestaltung von Lebens- und Mobilitätsraum
Die TU Graz erhält durch eine Förderung der Stadt Graz eine Projektassistent:innen-Stelle am Institut für Städtebau. Das Institut wird sich aber nicht nur im Rahmen dieser Stelle, sondern umfänglich in die Forschung zur aktiven Mobilität und deren Stärkung einbringen. Der Fokus liegt vor allem auf den planerisch-gestalterischen Aspekten für den öffentlichen Raum. Dabei dreht es sich darum, wie der vorhandene Raum am besten ausgestaltet wird, wie die Transformation zu öffentlichen Mobilitätsräumen gut gelingt und wie dabei Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsarten vermieden werden.
Das soll die Nutzung verschiedener und vor allem aktiver Fortbewegungsmittel für das Zurücklegen eines Weges fördern und generell einen lebenswerten Stadtraum für alle schaffen. In diesem Zusammenhang wird das Institut für Städtebau im Herbst auch den Universitätskurs „Klimafitte Räume für aktive Mobilität“ anbieten. Aglaée Degros, Leiterin des Instituts für Städtebau an der TU Graz, erklärt: „Aktive Mobilität – von Gehen bis Radfahren – ist die Grundlage für die 15-Minuten-Stadt, in der sich Infrastruktur und Grünflächen in direkter Nähe befinden. Sie nimmt in einer gesunden und an den Klimawandel angepassten Stadt eine zentrale Rolle ein. Es ist eine Art der Mobilität, deren Potenzial wir ein wenig vergessen haben und zu der noch nicht so viel geforscht wird. Daher verdient sie diesbezüglich eine starke Verbesserung.“