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Fahrradlenker als Verletzungsrisiko

25.03.2024 | TU Graz news | Forschung

Von Falko Schoklitsch

Die TU Graz und der Verein „Große schützen Kleine“ haben im Rahmen einer Masterarbeit Bauchverletzungen bei Kindern nach Fahrradunfällen untersucht. Ergebnis: Das Design der Griffe macht einen großen Unterschied.

Passend geformte Lenker-Enden tragen viel zur Vermeidung von Verletzungen bei. Bildquelle: woom GmbH

In Österreich werden jährlich rund 8.000 Kinder und Jugendliche bei einem Unfall mit dem Fahrrad verletzt und anschließend im Krankenhaus behandelt. Rund 600 der Verletzungen sind direkt auf Kontakt mit dem Lenker zurückzuführen, und in ca. 19 Prozent davon ist eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus notwendig. Auffällig ist, dass etwa die Hälfte der durch den Lenker verursachten Verletzungen das Abdomen betrifft – konkret: Verletzungen (z.B. Prellungen, Risse) der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder der Milz, erläutert Christoph Arneitz, Oberarzt an der Kinder- und Jugendchirurgie Klagenfurt, der derartige Unfälle medizinisch analysiert.

Bauchverletzungen entstehen typischerweise, wenn ein Kind auf das Lenker-Ende eines seitlich am Boden liegenden Fahrrades stürzt, oder bei Auffahrunfällen, wenn sich der Lenker nach einer Kollision plötzlich dreht.

Simulationen mit sechs Lenker-Enden

Für seine Masterarbeit am Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz hat Maximilian Schinagl diese Unfallsituationen untersucht: Mit Hilfe eines virtuellen Menschmodells eines Kindes simulierte er die Folgen eines stumpfen Anpralls am Abdomen aus verschiedenen Winkeln. Für seine Simulationen kamen sechs Lenker-Enden verschiedener Hersteller sowie als Basiswert ein defektes Lenker-Ende (ohne Schutzkappe) zum Einsatz.

Wie Schinagl anhand der simulationsbasierten Studie zeigt, hat die Ausgestaltung der Lenker-Enden wesentlichen Einfluss darauf, ob sich Kinder nach Fahrradunfällen verletzen, bzw. wie schwer diese Verletzungen ausfallen. Untersucht wurden Verletzungskriterien wie Kontaktkraft, Eindringtiefe, Belastungen auf die Bauchwand und die Organe. Lenker-Enden mit verbreiterter Schutzkappe zeigten dabei die beste Schutzwirkung.

Noch viel Forschungspotenzial

Aktuell läuft ein Folgeprojekt der TU Graz in Kooperation mit dem österreichischen Kinderfahrrad-Hersteller woom, bei dem die Einflüsse der Lenker-Enden auf abdominale Verletzungen detailliert analysiert werden. „Im Zuge unserer Simulationen haben wir gesehen, dass Lenker-Enden mit einem größeren Durchmesser das Verletzungsrisiko um bis zu 20 Prozent reduzieren können“, erklärt Nico Erlinger vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz, der an dem Projekt mitarbeitet. „Da es zu Verletzungen bei dieser Art von Unfällen bislang nur wenige Untersuchungen gab, ist hier noch viel Potenzial vorhanden, um mit weiterführender Forschung das Risiko weiter zu senken.“

Als Hersteller setzt woom zwar bereits Lenker-Enden mit verbreiterter Schutzkappe ein, die das Verletzungsrisiko deutlich reduzieren, möchte mit diesem Projekt aber die Sicherheit der Lenker-Enden noch weiter erhöhen. Eine aus dem Projekt hervorgegangene Publikation ist vergangenen September bei der Konferenz des International Research Council on the Biomechanics of Injury (IRCOBI) in Cambridge vorgestellt worden. „Sicherheit beim Radfahren hat für uns höchste Priorität”, sagt woom CEO Paul Fattinger: „Durch die Kooperation mit Forschungseinrichtungen können wir Fahrrad-Komponenten auf Basis empirischer Grundlagen optimal gestalten.”

Dieses Forschungsprojekt ist im Field of Expertise „Mobility & Productionverankert, einem von fünf strategischen Schwerpunktfeldern der TU Graz.

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Kontakt

Wissenschaftlicher Kontakt
Nico Erlinger
Dipl.-Ing. BSc
TU Graz | Institut für Fahrzeugsicherheit
Tel.: +43 316 873 30359
nico.erlingernoSpam@tugraz.at

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Falko Schoklitsch
Mag. (FH)
TU Graz | Kommunikation und Marketing
Tel.: +43 316 873 6066
falko.schoklitsch@tugraz.at

Simulation des Aufpralls auf ein Lenker-Ende. Bildquelle: VSI - TU Graz
Nico Erlinger vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz. Bildquelle: Lunghammer - TU Graz
Maximilian Schinagl vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz. Bildquelle: Erich Schinagl