IGTE/Institute

1975 - 1985 Neuorientierung

In den folgenden Jahren erfolgten weitere gravierende Änderungen für das Institut. So wurde 1975 das neue Universitäts-Organisationsgesetz eingeführt. Die Fakultät für Elektrotechnik, bisher der Fakultät für Maschinenbau angeschlossen, wurde gegründet und die Technische Hochschule wurde eine Technische Universität. Die Umbenennung des Institutes in "Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik", gleichnamig zum entsprechenden Institut an der Technischen Universität Wien, erfolgte im Juni 1983. Einige Jahre nach dieser Umbenennung hat sich der Kurzname "IGTE" für das Institut eingebürgert, eine Bezeichnung die vor allem zuerst von den Kollegen und Forschungspartnern im Ausland verwendet wurde. Es zeigt sich immer wieder, dass das Institut vor allem im Ausland überhaupt nur unter dieser Abkürzung bekannt ist. Mit Prof. Kurt Richter erfolgte im Herbst 1975 ein fast völliger Neubeginn, was die Sachausstattung, den Aufbau der Lehrveranstaltungen, das wissenschaftliche Personal und auch die Forschungsschwerpunkt anbelangte.  Vor allem in der Forschung war dieser Neubeginn unbedingt erforderlich. Während sich Prof. Klaudy und seine Mitarbeiter mit der Entwicklung von supraleitenden Kabeln und der experimentellen Untersuchung von Unipolarmaschinen beschäftigt haben, hat der neue Vorstand, ein gelernter Mikrowellentechniker von der Technischen Hochschule Wien, den Schwerpunkt der Forschungstätigkeit am Institut anfangs auf dem Gebiet der Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik gesetzt. Bereits um 1979 -1980 wurden dann am Institut die ersten Arbeiten auf dem Gebiet der numerischen Berechnung und Simulation elektromagnetischer Felder in Angriff genommen. Zu dieser Zeit war die an der Universität verfügbare Rechnerkapazität ausreichend genug, um an diesem neuen faszinierenden Abschnitt in der Entwicklung der Elektrotechnik, nämlich der numerischen Behandlung der Maxwell'schen Gleichungen, mitzuarbeiten. Bis 1982, also in nur 2 Jahren wurde am Institut von einem Team um Prof. Kurt Preis (er habilitierte 1983), bestehend aus anfangs nur zwei Assistenten, ein Softwarepaket zur Behandlung ebener und rotationssymmetrischer Geometrien entwickelt, mit dem elektrostatische Felder, stationäre elektrische Strömungsfelder, stationäre Magnetfelder unter Berücksichtigung von Sättigungserscheinungen und auch zeitharmonische Wirbelstromprobleme berechnet werden konnten. Damals wurden auch die ersten Kontakte mit der Industrie geknüpft, die entwickelten Programme wurden bereits 1982 bei der Firma Elin-Union (jetzt Siemens Transformers) in Weiz installiert, sind dort bis heute in Verwendung und werden nach wie vor laufend erweitert und verbessert. Ebenfalls seit 1982 besteht eine enge Zusammenarbeit mit der CERN in Genf, die mit der Berechnung von dreidimensionalen Magnetfeldern in Dipolmagneten, eine zur damaligen Zeit durchaus nicht alltägliche Sache, zur Teilchenablenkung im Antiprotonenkollektorring begann. Dieser sollte zum Nachweis der durch die elektroschwache Theorie vorausgesagten Z und W Bosonen dienen. Damals arbeiteten Mitarbeiter des IGTE unmittelbar in der Gruppe von Simon van der Meer, der 1984 gemeinsam mit dem italienischen Physiker Carlos Rubbia den Nobelpreis für den Nachweis dieser Elementarteilchen bekam. Später wurde das Softwarepacket des IGTE beim Design der der Dipolmagneten, welche im LHC (Large Hadron Collider) eingesetzt wurden. Mit dem LHC ist es im 2012 gelungen, die Existenz des Higgs Bosons nachzuweisen, in Folge dessen François Englert und Peter Higgs für die theoretische Entwicklung des Higgs-Mechanismus der Nobelpreis für Physik 2013 zuerkannt wurde.