Sorana Radulescu (2018), Die Chance von Urban Gulliver. Dreidimensionaler öffentlicher Raum als infrastrukturelle Komponente der urbanen Großform, Institut für Architekturtechnologie; 1. Gutachter: Roger Riewe, 2. Gutachter: Wilfried Wang; 399 Seiten, Englisch.

Diese Dissertation gibt eine spezifische Antwort auf die Dringlichkeit des rasanten Urbanisierungsprozesses weltweit. Entsprechend dieser Voraussetzung ist das Bedürfnis nach gültigen Verdichtungsstrategien erhöht. Die Studie untersucht die Validität großflächiger innerstädtischer Ensembles als urbane Verdichtungsstrategie. Basierend auf der Intuition, dass in der zeitgenössischen Stadtlandschaft Größe noch wesentlich ist, untersucht die Arbeit ungenutzte Potenziale von großmaßstäblichen Strukturen, insbesondere mit Blick auf das europäische Stadtbild. Die strategische Herangehensweise ist durch eine fiktive Figur, Urban Gulliver, verkörpert – der Inbegriff großformatiger Ensembles, die eine Chance für eine erfolgreiche Einbettung in ihr urbanes Umfeld benötigen. Das Abwägen von Urban Gulliver erfolgt innerhalb eines theoretischen Rahmens, der von Konzepten der Offenheit, Hybridität und Unbestimmtheit geprägt ist.
Der theoretische Entwurf von Urban Gulliver und die Formulierung seiner Chance ist von einer umfangreichen Literaturrecherche, Fallstudienanalysen und Interviews mit Schlüsselexperten untermauert. Diese Quellen unterstützen die Hypothese, dass sich Urban Gulliver nur durch das systemische Netzwerk seiner öffentlichen Räume in ein bestehendes Stadtgefüge erfolgreich integrieren kann. Um die Leistung von Urban Gulliver als städtische Verdichtungsstrategie zu optimieren, thematisiert die Arbeit die Möglichkeit eines dreidimensionalen Netzwerks öffentlicher Räume, das durch neuartige Modelle und Akzeptanz von öffentlichen Rauminstanzen erweitert wird. In dieser Hinsicht zeigte die Studie des L’Illa Diagonal Ensembles in Barcelona die Potenziale von Gulliver auf. Die vergleichende Analyse von acht privat-öffentlichen Räumen in Manhattan enthüllte einen urban-administrativen Mechanismus, der sowohl öffentlichen als auch privaten Interessen am Kollisionspunkt zwischen offenen und geschlossenen Strukturen zugutekommen kann.
Urban Gulliver geht die dreidimensionalen Verbindung zwischen der horizontalen Dimension des Straßenraums und der vertikalen Dimension von Gebäudestrukturen durch die infrastrukturelle Komponente seines Netzwerks öffentlicher Räume an. Dieser Zwischenraum – die Schnittstelle – strebt danach, durch nahtlose Verbindungen, materielle Dimensionen und programmatische Aktivierung grenzlos zu sein. In der Nische zwischen den beiden disziplinären Polen, Architektur und Stadtplanung, angesiedelt, trägt die Studie durch die Verknüpfung von räumlichen und strukturellen Parametern von L-sized Strukturen mit der Thematisierung einer breiteren Akzeptanz öffentlicher Räume durch den Fokus der infrastrukturellen Komponente zum wissenschaftlichen Diskurs und, ebenfalls, zur Gestaltungspraxis bei.