Erich Wutscher (2017), Demontage und Recycling im Gebäudesektor – Eine Bewertung am Beispiel des Brettsperrholz-Bausystems, Institut für Architekturtechnolgie; Gutachter: Roger Riewe, Stefan Peters, Mike Schlaich; 242 Seiten, Deutsch.

Der Gebäudesektor zeichnet sich für einen Großteil des Ressourcenverbrauchs und die damit entstehenden Folgen auf die Umwelt verantwortlich. Das Recycling von Baustoffen und Produkten wird als eine zwingend notwendige Maßnahme erachtet, um die Ressourceneffizienz zu steigern und die mit der Neuproduktion von Materialien einhergehenden negativen Umweltauswirkungen zu vermeiden. Die mangelnde Demontagefähigkeit herkömmlicher Bauweisen erlaubt am Lebensende jedoch kein sortenreines Trennen und Separieren der verwendeten Materialien und Bauteile, um diese als Sekundärressource wieder zu gewinnen. Hochwertige Rohstoffe und Energie gehen als Abfall auf Deponien verloren. Holz nimmt als nachweisender Baustoff eine Sonderstellung ein, der sich über alle Lebenszyklusphasen hinweg, bis zur Entsorgung, durch seine hohen Umwelt- und Klimaentlastungspotentiale auszeichnet. Moderne Holzbausysteme, wie das Brettsperrholzbausystem, müssen sich dennoch weiteren Produkten unterschiedlicher stofflicher Zusammensetzung bedienen, um die unterschiedlichsten Anforderungen an die Konstruktion zu gewährleisten. Demnach besteht ein Gebäude in Brettsperrholzbauweise aus einer Vielzahl von Bauteilen unterschiedlicher Stoffkategorien, dessen hochwertiges Recycling ebenfalls eine vorausgehende Demontage erfordert. Ziel der Arbeit ist es, mit Hilfe geeigneter Kriterien die Demontagefähigkeit des Brettsperrholzbausystems und die Recyclingfähigkeit der verwendeten Komponenten in Form einer Analyse, Bewertung und Optimierung zu bestimmen. Der Fokus wird auf die strukturelle Ebene des Brettsperrholzbausystems – zur Bewertung der Demontagefähigkeit und auf die stoffliche Ebene der verwendeten Materialien und Bauteile – zur Bewertung der Recyclingfähigkeit gerichtet. Methoden zur Operationalisierung der Demontage- und Recyclingfreundlichkeit sind im Bauwesen noch unzureichend erfasst. Daher werden auf Basis des Bewertungsmodells nach Durmisevic Demontageaspekte analysiert, die auf struktureller Ebene die Voraussetzungen für eine demontagefähige Gebäudestruktur schaffen. Die Voraussetzungen für die Recyclingfähigkeit auf stofflicher Ebene bildet die Analyse der Aspekte zur stofflichen Verwertbarkeit nach Brenner. Aus der Analyse werden insgesamt 16 Kriterien definiert, von denen 11 der Bewertung der Demontagefähigkeit und 5 der Bewertung der Recyclingfähigkeit dienen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass der strukturelle Aufbau des Brettsperrholzbausystems es grundsätzlich erlaubt, demontage- und somit recyclingfreundlich zu sein. Das gesamte System gliedert sich in Bereiche und Teilbereiche (tragendes Rohbausystem, Hüllflächen, Ausbauelementen und Gebäudetechnik), deren Hierarchisierung und Anordnung entsprechend nach Austauschzyklen erfolgen kann. Dadurch sind nicht nur in der Rückbauphase, sondern auch in den Nutzungsphasen positive Effekte zu erwarten. Bereiche und Teilbereiche sind unabhängig voneinander adaptierbar, tauschbar und instandsetzbar, ohne das gesamte System zu beeinträchtigen. Das tragende Rohbausystem hingegen setzt sich aus Bauteilen unterschiedlichster Stoffkategorien und Lebensdauern zusammen, die auf Grund gegenseitiger Abhängigkeit und stoffschlüssiger Verbindungen sowohl die Demontage als auch das Recycling erschweren. Die tatsächliche Demontage- und Recyclingfreundlichkeit des gesamten Systems richtet sich nach der Demontage- und Recyclingfähigkeit der Hüllflächen, der Ausbauelemente und der Integration der Gebäudetechnik. Die vielen Möglichkeiten der Schichtaufbauten, stofflichen Zusammensetzungen und daraus resultierenden Verbindungen und Abhängigkeiten zueinander und zur tragenden Rohbaukonstruktion erfordern eine individuelle Betrachtung der jeweiligen Bereiche und Teilbereiche. So ist bereits am Beginn des Planungsprozesses eine Operationalisierung der Demontage- und Recyclingfähigkeit erforderlich, um einen späteren Rückbau und ein hochwertiges Recycling sicherzustellen.