Birgit Schulz

Birgit Schulz (2014), Wirkung chromatischer Lichträume im Kontext der Architektur, Institut für Raumgestaltung; 1. Gutachterin: Irmgard Frank, 2. Gutachter: Maximilian Moser; 145 Seiten, Deutsch.

Ziel dieser Arbeit war es zu überprüfen, ob sich chromatische Lichtexposition in räumlichen Situationen auf den Menschen auswirken kann. Es wurde die Wirkungsweise von Licht auf Befinden und Raumwahrnehmung von verschiedenen Seiten betrachtet und systematisch untersucht, ausgehend von extrem chromatischen Lichtsituationen bis hin zur Untersuchung verschiedener Lichtfarben. Für die Präsentation der Lichtsituationen wurde der Maßstab des Menschen herangezogen und in 1:1 aufgebauten Mock-up-Räumen untersucht. Anhand von drei Studien wurden unterschiedliche Stimuli der Umwelt und der psychophysischen Ebene der Wahrnehmung und die damit einhergehende physiologische Bewertung in einem interdisziplinären Architekturkontext betrachtet. Es wurde versucht, einen Einblick in die Gesamtzusammenhänge des persönlichen Erlebens von Licht und des Einflusses auf die Wahrnehmung von Raum zu geben. Die erste Studie fand in der Gruppe statt und beschäftigt sich mit den Grundlagen der Wahrnehmung von Körperfarben und der Befindlichkeit der Studienteilnehmer(innen). In sechs chromatischen und einem weißen Lichtraum, mit einer Expositionszeit von 90 Minuten, wurden Fragebögen beantwortet und Farbkärtchen zugeordnet. Da sich ein allgemeiner Einfluss der Studienteilnehmer(innen) auf die chromatische Lichtexposition zeigte, wurde die zweite Studie um die Messung der körperlichen Reaktionen der Herzratenvariabilität erweitert. In sechs chromatischen Lichträumen mit einer Expositionszeit von acht Minuten wurden die Befindlichkeit und die Raumwahrnehmung von Architekturmodellen anhand von Fragebögen und einer semantischen Bewertung abgefragt. Die Befragung der Studienteilnehmer(innen) wurde individuell durchgeführt. Die dritte Studie beschäftigt sich mit einer anwendungsorientierten Fragestellung im Shopkontext. Abgefragt wurden Raumwahrnehmung und Atmosphäre in unterschiedlichen Lichtfarben und Lichtverteilungen im Raum. Zusätzlich sollte eine physiologische Messung Aufschluss über körperliche Reaktionen der Herzratenvariabilität geben. Bei der Zusammenführung der Daten aus dem psychologischen und physiologischen Teil der Studie bestätigte sich die Annahme, dass chromatisches Licht individuell auf den Menschen wirkt. Die vertretene Selbstverständlichkeit von Farbdesigner(inne)n, Blau würde beruhigend und Rot aktivierend wirken, ist zumindest im Bereich von Licht nicht mehr eindeutig nachvollziehbar und hat demnach keine allgemeine Gültigkeit. Die Ergebnisse zeigen, dass es unterschiedliche Farb-Lichttypen gibt, welche nicht so einfach zu generalisieren sind. Im Bereich der Forschung von chromatischem Licht in Realräumen sind wenige Studien im architektonischen Kontext bekannt. Da farbiges Licht eine große Präsenz in der Architektur haben kann, verlangt es gerade deshalb, bei einer sich schnell entwickelnden Lichttechnologie und einem immer größer werdenden Einsatzgebiet von chromatischem Licht im Architekturalltag, nach Folgeuntersuchungen in diesem Feld.

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